Tod von Daniel Naroditsky: Schach-Weltverband Fide prüft Äußerungen von Ex-Weltmeister Wladimir Kramnik

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Zuletzt seien in der Schachwelt die »Grenzen des Akzeptablen« überschritten worden, heißt es in dem Statement. »Belästigung, Mobbing und persönliche Attacken« seien ein ernstes Problem, das die Reputation und das Wohlbefinden von Menschen beschädigen könne.

Naroditsky war am Sonntag überraschend im Alter von 29 Jahren verstorben. Zur Todesursache machte seine Familie keine Angaben.

Zermürbende Kampagne gegen Naroditsky

Naroditsky, der während der Pandemie als eines der jungen Gesichter des Schach-Booms mit Streams und Videos zur öffentlichen Figur geworden war, und Kramnik, den 50 Jahre alten Weltmeister der Jahre 2000 bis 2007, verbindet eine Vorgeschichte.

Seit 2019 ist Kramnik selbst nicht mehr als Profi aktiv, äußert sich aber dennoch regelmäßig zu Schachthemen – und immer wieder auch zu Spielern, denen er als selbsterklärter »Anwalt für Fairplay im Schach« Betrug unterstellt, besonders bei Online-Partien.

2024 geriet neben dem tschechischen Großmeister David Navara, der im Anschluss von Suizidgedanken berichtet hatte, dabei auch Naroditsky in Kramniks Visier. Wiederholt sprach der Ex-Weltmeister Naroditsky öffentlich ab, seine Ergebnisse auf legitime Weise zu erzielen. Stattdessen lese Naroditsky Kramnik zufolge seine Züge von einem Schachprogramm auf einem zweiten Monitor ab. Beweise für seine These blieb Kramnik jedoch schuldig.

Bezugnahme auf Kramnik in Naroditskys letztem Livestream

Naroditsky selbst sagte, wie sehr ihn Kramniks unablässige Attacken in den sozialen Medien unter Druck setzten. »Das Problem ist, dass die Leute seit der Kramnik-Geschichte das Schlimmste vermuten, wenn ich gut spiele«, hatte der US-Amerikaner während seines letzten Livestreams gesagt. Als Reaktion auf die Übertragung, während der Naroditsky bereits gesundheitlich angeschlagen wirkte, hatte Kramnik daraufhin ein Bild mit der Aufschrift »don't do drugs« auf der Plattform X gepostet.

Andere prominente Spieler sprachen sich zuletzt mit unterschiedlicher Schärfe gegen Kramnik aus. Topspieler und Schach-Streamer Hikaru Nakamura sagte, Kramnik solle »in der Hölle verrotten«. Magnus Carlsen, nach Elo-Rangliste die Nummer eins der Welt, kritisierte Kramniks Vorgehensweise ebenfalls und sagte: »Ich glaube, niemand hat geglaubt, dass Naroditsky betrogen hat.« Dabei übte der Norweger auch Selbstkritik: »Ich habe ihm privat gesagt, dass es mir leidtut, was er durchmachen muss. Wahrscheinlich hätte ich das auch öffentlich machen sollen.«

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