Tiefsee: Nicht einmal 0,001 Prozent sind erforscht

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Undatiertes Foto von einem Tiefsee-Tauchgang der NOAA Ocean Exploration und Partnern bei Alaska

Undatiertes Foto von einem Tiefsee-Tauchgang der NOAA Ocean Exploration und Partnern bei Alaska

Foto: Ocean Discovery League / NOAA / dpa

Seit Jahrzehnten erforscht die Menschheit die Tiefsee und kennt trotzdem nur einen minimalen Bruchteil davon. Nicht einmal 0,001 Prozent des gesamten Tiefseebodens seien bislang durch direkte Beobachtungen von Menschen erfasst worden, rechnet ein US-Forschungsteam im Fachblatt »Science Advances«  vor. Das entspricht gerade einmal rund einem Zehntel der Landesfläche von Belgien.

Die federführende Forscherin Katy Croff Bell erklärt in einer Mitteilung , das begrenzte Wissen über eine so riesige Region werde »zum ernsthaften Problem für Wissenschaft und Gesetzgebung«. Die Tiefsee sei immer stärker bedroht. Als Beispiele nennt Bell die Klimakrise und Pläne für den Tiefseebergbau. Es brauche ein viel besseres Verständnis über die Ökosysteme der Ozeane und ihrer Prozesse, um informierte Entscheidungen über Schutz und Ressourcenmanagement zu treffen.

Kürzlich hat Donald Trump ein Dekret erlassen, das es Firmen ermöglichen soll, in internationalen Gewässern Rohstoffe am Meeresboden zu fördern (mehr dazu lesen Sie hier ).

Das Team um Bell hat Daten der Tiefseetauchgänge in den vergangenen Jahrzehnten untersucht. Insgesamt wurden rund 44.000 Tauchgänge ausgewertet. Fast 30 Prozent davon fanden vor 1980 statt, sodass nur Schwarz-Weiß-Bilder mit niedriger Auflösung davon vorliegen. Als Tiefsee gelten Meeresregionen, die mindestens 200 Meter unter der Wasseroberfläche liegen.

Forschung von wenigen Staaten dominiert

Die Forschenden stellten fest, dass nur wenige Staaten überhaupt in größerem Umfang Informationen über die Tiefsee sammeln. Da Forschung dort mit hohen Kosten einhergehe, sei sie stark von einigen wenigen Ländern dominiert: 97 Prozent der ausgewerteten Daten stammten aus den USA, Japan, Neuseeland, Frankreich und Deutschland. Dadurch sind die Gebiete in der Nähe dieser Länder am besten erkundet, ein Großteil befindet sich in Gewässern vor Japan, Neuseeland und den USA.

»Diese kleine und verzerrte Stichprobe ist problematisch, wenn es darum geht, die Weltmeere zu charakterisieren, zu verstehen und zu managen«, schreiben die Autoren.

Insgesamt macht die Tiefsee den Autoren zufolge mehr als 60 Prozent der Erdfläche aus. Sie hat zentralen Einfluss auf das Klima der Erde und wird ihrerseits stark vom Klimawandel verändert. Die Ozeane nehmen den Großteil der vom Menschen verursachten Wärme auf. Für die oberen Schichten der Meere ist dies recht gut erforscht, über die Auswirkungen in der Tiefsee jedoch wenig bekannt.

Nicht alle Tauchgänge erfassbar

Eine Schwäche der Studie sei der teilweise eingeschränkte Zugang zu Daten über Tauchgänge, wenn diese Unternehmen gehören, etwa aus dem Öl- oder Gassektor, oder als geheim eingestuft sind, berichtet das Forschungsteam.

Die Wissenslücke über die Tiefsee zu verringern, erfordert enorme Anstrengungen. Dass die notwendige Ausrüstung jedoch kleiner und günstiger werde, könne weniger wirtschaftsstarken Ländern ermöglichen, sich stärker an der Forschung zu beteiligen, schreiben die Autoren.

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