Team Trump: Der Sondergesandte mit dem Plan

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Größenvergleiche sind aus der amerikanischen Politik nicht wegzudenken. Barack Obama erheiterte im Wahlkampf mindestens das halbe Land, als er sich mit einer zweideutigen Geste über Donald Trumps „schräge Besessenheit mit der Größe seines Publikums“ lustig machte. Bekanntlich blieb den Demokraten am Wahltag aber das Lachen im Hals stecken, während Trump als neuer US-Präsident die Gelegenheit erhält, sich fortan wieder auf der internationalen Bühne zu messen. Zum Beispiel mit Wladimir Putin, dem Imponiergehabe auch nicht ganz fremd ist.

Für den russischen Präsidenten hält Trump schon einige Größenvergleiche bereit, etwa jenen des früheren Drei-Sterne-Generals Keith Kellogg. Als die Ukrainer im Frühjahr 2022 die Invasion von Putins Truppen rasch zurückschlugen, bemerkte Kellogg, er habe die Russen für drei Meter große Kerle gehalten. „Aber das sind sie nicht. Sie sind nur etwa 1,65 Meter.“ Keine Soldaten einer Weltmacht eben, sondern eine „Nationalgarde von Vermont mit Atomwaffen“, vergleichbar also höchstens mit der Miliztruppe des kleinsten US-Staates.

Er werde „Frieden durch Stärke sicherstellen“, sagt Trump über seinen neuen Mann

Mit der kleinwüchsigen russischen Armee wird sich Kellogg nun von Januar an hauptberuflich herumschlagen. Trump hat ihn am Mittwoch als seinen Sondergesandten für die Ukraine und Russland nominiert. Markige Sprüche wird sich der 80-Jährige dann eher nicht mehr leisten können. Vielmehr wartet auf ihn einer der schwierigsten Verhandlungsjobs in der Regierung des neuen Präsidenten. Ohne Details zu nennen, hatte Trump im Wahlkampf versprochen, den Krieg zwischen Russland und der Ukraine innerhalb von 24 Stunden und noch vor Amtsantritt zu beenden.

Was sagt die Nominierung von Kellogg nun über Trumps Pläne? Der 47. Präsident lobte Kellogg als einen Getreuen der ersten Stunde. In der ersten Amtszeit hatte der frühere General im Nationalen Sicherheitsrat mitgearbeitet, er diente Vizepräsident Mike Pence als Sicherheitsberater. In der neuen Rolle werde Kellogg nun „Frieden durch Stärke sicherstellen“, versprach Trump.

Als Kommentator beim rechten TV-Sender Fox News hat sich Kellogg seit Kriegsausbruch regelmäßig dazu geäußert, ebenso als Mitarbeiter des Trump nahe stehenden Thinktanks „America First Policy Institute“, für den er einen Plan formuliert hat. Kellogg ist der Ansicht, dass es „in Amerikas Interesse ist sicherzustellen, dass Russland diesen Krieg verliert“. Das deckt sich mit der Auffassung der meisten europäischen Regierungen.

Zunächst müssten die USA der Ukraine mehr Waffen schicken, findet Kellogg

Die konkreten Bedingungen allerdings dürften noch viel zu reden geben. Die USA sollten nach Kelloggs Auffassung nun möglichst rasch einen Waffenstillstand herbeiführen. Dafür müssten sie zunächst einmal mehr Waffen an die Ukraine schicken, um den Vormarsch der Russen zu stoppen, schrieb er in einem Buchbeitrag. Damit müssten die USA auch sicherstellen, dass Russland nach einer Waffenruhe nicht erneut angreife. Bedingung für die Hilfe sei aber, dass sich die Ukraine zu Verhandlungen bereit erkläre.

Russland soll als Gegenleistung die Garantie erhalten, dass die Ukraine mehrere Jahre lang nicht in die Verteidigungsallianz Nato aufgenommen wird. Auf die besetzten Gebiete solle die Ukraine nicht verzichten müssen, beteuert Kellogg. Aber deren Zukunft müsse durch Verhandlungen mit Russland statt durch militärische Operationen entschieden werden. Kellogg weiß, dass die Ukraine und ihre westlichen Unterstützer mit den Minsker Abkommen ähnliche Ansätze verfolgten, die Russland dann aber nie respektierte. „Wir müssen ihnen mehr Waffen geben, weil man den Russen nicht trauen kann“, antwortete der frühere Drei-Sterne-General darauf in einem Interview mit dem Sender Voice of America.

Nach einem Besuch an der Front im Januar 2023 klang Kellogg noch ganz anders. Er war voll des Lobes für die Widerstandskraft der Ukraine. Sie werde Russland wieder aus dem Land werfen und alle Territorien einschließlich der Krim zurückholen, war er überzeugt. Für Kellogg ist vor allem die Regierung Joe Bidens daran schuld, dass es nun ganz anders gekommen ist. Die USA hätten es unter der Führung der Demokraten verpasst, der Ukraine rechtzeitig genügend Waffen zur Verfügung zu stellen, um sich angemessen zur Wehr zu setzen, kritisiert Kellogg. Trumps Ankündigung eines schnellen Kriegsendes ohne Details bezeichnete Kellogg hingegen als „sehr gescheit“.

Inwiefern Trump sich nun an Kelloggs Plan orientieren wird, ist allerdings bisher ungewiss, ebenso, ob Kelloggs Rolle der Bestätigung durch den Senat bedarf. Der künftige Präsident holt mit dem designierten Außenminister Marco Rubio und Sicherheitsberater Mike Waltz Leute in sein Kabinett, die gegenüber Russland eine harte Linie vertreten. Hingegen haben Tulsi Gabbard und Pete Hegseth, vorgesehen als Direktorin der Geheimdienste und als Verteidigungsminister, russische Propaganda wiedergegeben. Wie der Boss angesichts solch widersprüchlicher Ausrichtungen entscheiden wird, ist offen. In Washington geht man davon aus, dass sich der neue Sondergesandte für die Ukraine und Russland dann nach dem Chef ausrichten werden müsse.

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