Kostenlose Ko-Tropfen-Tests und ein Frauenhaus pro Bezirk bis Ende 2025: Frankreichs Regierung will Frauen besser vor Gewalt schützen. Anstoß gab der Prozess in Avignon.
25. November 2024, 18:40 Uhr
Die französische Regierung will neue Maßnahmen zum Schutz von Frauen gegen Gewalt einführen. Das kündigte Premierminister Michel Barnier in einer Rede am Tag gegen Gewalt gegen Frauen an. Frankreich beschäftigt aktuell auch der Prozess um massenhafte Vergewaltigungen von Gisèle Pélicot in Avignon, die jahrelang von ihrem Mann betäubt worden war.
Der Prozess in Avignon markiere eine Zeit "davor und danach", sagte Barnier französischen Medien zufolge. Er stelle die noch wenig bekannte Frage der Unterwerfung durch chemische Substanzen, und alle Franzosen erwarteten den Ausgang dieses Prozesses mit großer Aufmerksamkeit. Barnier kündigte an, Testkits für den Nachweis chemischer Substanzen von der Krankenversicherung in mehreren Bezirken versuchsweise erstatten zu lassen. Damit könnten Frauen, die den Verdacht hätten, chemische Drogen verabreicht bekommen zu haben, ihren Verdacht testen. Französische Mediziner hatten diese Maßnahme französischen Medien zufolge gefordert.
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Zudem kündigte Barnier demnach an, dass die Regierung weitere Maßnahmen zum Kampf gegen Gewalt an Frauen einführen wolle. Bis Ende 2025 solle demnach in jedem Bezirk ein Frauenhaus eingerichtet werden. Zudem solle das Verfahren ausgeweitet werden, nach dem Frauen, die sexuelle Gewalt erfahren haben, im Krankenhaus Anzeige erstatten könnten. Bis Ende 2025 solle diese Maßnahme in 377 Einrichtungen möglich sein, und damit in allen, die eine Notaufnahme oder eine gynäkologische Abteilung verfügten; aktuell seien es 236. Wichtig sei diese Zusammenarbeit zwischen Krankenhäusern und Polizei auch für die Beweisaufnahme.
Als Folge aus dem Prozess in Avignon soll auch eine landesweite Aufklärungskampagne gegen Gewalt mit chemischen Substanzen gestartet werden, berichtet LeMonde. Die Regierung möchte dafür die unter anderem von Gisèle Pélicot gegründete Initiative "M'endors pas" (Betäube mich nicht) unterstützen. Und schließlich soll LeMonde zufolge auch das Budget zur Hilfe von Frauen, die Partnerschaftsgewalt erfahren haben, steigen.