2013 wurde der FC Bayern erstmals FIFA-Klub-Weltmeister. Über ein großspuriges T-Shirt, komischen Schaum in Marokko und einen frommen Wunsch beim Sieger-Bankett.

Die Klub-WM 2013: Franck Ribery mit dem "Trostpreis", Toni Kroos auf einer PK, Karl-Heinz Rummenigge bei der Bankettrede - und jubelnde Bayern in Marrakesch. imago images (3)/Getty Images
Das T-Shirt oder: Bayern ist "die Mannschaft des Jahres auf der Welt"
Sogar den Trägern war es ein bisschen peinlich, aber was sollten sie machen? Sie hatten gerade die Klub-Weltmeisterschaft gewonnen und deshalb die T-Shirts überzustreifen, die für diesen Fall ohne großes Risiko produziert worden waren. "World Champions" prangte also in riesigen Lettern am 21. Dezember 2013 auf den Münchner Waschbrettbäuchen, die vor lauter Kleidungsschichten im kalten Stade de Marrakech nur noch zu erahnen waren.
Weltmeister? Höchstens "kurz" dürfe man sich so fühlen, meinte Toni Kroos, auch Philipp Lahm war "eigentlich gar nicht" weltmeisterlich zumute. Zwar hatte ihm der marokkanische König Mohammed VI. persönlich den mit Gold durchsetzten Silberpokal überreicht, und Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß rauchten auf der Siegerfeier Zigarre. Trotzdem vergaß keiner der Beteiligten: Es waren "nur" Siege gegen Guangzhou Evergrande (3:0) und Raja Casablanca (2:0), "richtig" Weltmeister wollten sie erst ein halbes Jahr später werden - was letztlich auch gelingen sollte. Was aber war das dann hier in Marokko? Manuel Neuer ordnete es ebenso angemessen wie angemessen umständlich ein: "Wir sind die Mannschaft des Jahres auf der Welt." Es hätte ein Kult-T-Shirt werden können.
Das Spray oder: "Ich glaube nicht, dass uns das weiterbringt"
Schon 2013 verstanden sich die Bayern als hochmoderner, innovativer Klub von Welt, doch das ging dann selbst ihnen zu weit: ein Spray? Für den Schiedsrichter? Was für ein lächerlicher Zinnober! "Damit macht man das Spiel ein bisschen langsam, deswegen ist es eher schädlich", prophezeite Neuer. Kroos glaubte nicht, "dass uns das entscheidend weiterbringen wird", und für Sportvorstand Matthias Sammer war "das Spray schon vorher durchgefallen".
Die FIFA testete es bei der Klub-WM 2013 trotzdem, genau wie die Torlinientechnologie, die im Halbfinale bei einem Kroos-Lattenkracher wenig Mühe hatte. "Der Ball war nicht drin, das hätte man auch so sehen können", meinte der Schütze wenig überzeugt. Rund fünf Monate später beantragte ein Klub bei der DFL übrigens die Einführung der Torlinientechnik: der FC Bayern. Und auch beim Freistoßspray hieß es schon bald: "Schaum mer mal!"
Die Trostkugel oder: Blatter überreicht Ribery die "falsche" Trophäe
Gold war der Pokal schon, ein Ball ebenfalls prominent eingearbeitet, und überreicht hatte ihn Sepp Blatter. Doch so leicht ließ sich Franck Ribery natürlich nicht reinlegen: Das hier war noch nicht die Ballon-d'Or-Verleihung, man hatte ihn nur als besten Spieler der Klub-WM ausgezeichnet (der er vielleicht gar nicht war). Nicht nur die Süddeutsche Zeitung ahnte damals schon, was diese Trophäe wirklich war: eine "goldene Trostkugel". Denn einen Monat später zeichnete Blatter nicht Ribery, sondern Cristiano Ronaldo als besten Fußballer 2013 aus (der er vielleicht gar nicht war).
Der einzige Wunsch oder: "Jetzt werde ich etwas schwach in der Stimme"
Als Karl-Heinz Rummenigge nach dem standesgemäßen Klub-WM-Triumph zur standesgemäßen Bankettrede ansetzte, hatte er schon lange nicht mehr sonntags mit Uli Hoeneß telefoniert. Und man konnte es nicht anders sagen: Er vermisste es kein bisschen. "Wir haben nun über ein Jahr in der Bundesliga keine Niederlage erlebt" und er deswegen "ein Jahr sonntags keinen Anruf erhalten", sagte der Bayern-Boss nach dem fünften von sechs möglichen Titeln 2013 (den DFL-Supercup gewann Dortmund). "Was die Mannschaft dieses Jahr geleistet hat, kann man nicht toppen (den DFL-Supercup gewann Dortmund, d.Red.)."
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Was bleibt da noch für 2014? "Ich habe nur einen einzigen Wunsch", sprach Rummenigge: "Lieber Uli, jetzt werde ich etwas schwach in der Stimme, ich habe nur einen Wunsch: dass die Geschichte für Uli Hoeneß gut ausgeht. Danke sehr!" Es kam anders: Hoeneß saß ab Juni wegen Steuerhinterziehung im Gefängnis. Zwei Monate vorher hatte es erstmals wieder einen Anlass für einen sonntäglichen Anruf bei Rummenigge gegeben.
Die Diktatur oder: "Für uns muss Weltspitze Normalität werden"
Es war vielleicht etwas martialisch, aber im Grunde hatte die Marca schon recht, kurz vor Weihnachten 2013 die "Diktatur der Bayern" zu vermelden. Was sollte es auch sonst sein? Sie waren nicht nur Triple-Sieger, sondern jetzt auch noch Klub-Weltmeister, hatten diesen Pep Guardiola bekommen, und in respektvoller Ehrerbietung hatten sogar die Bundesliga-Konkurrenten Leverkusen und Dortmund am Tag des Klub-WM-Endspiels verloren, was Toni Kroos in tiefer Dankbarkeit würdigte: "Hatte es gar nicht so auf dem Schirm, dass heute Bundesliga ist."
Das Credo dieser Diktatur klang ungefähr so: "Es heißt immer, man könne nicht immer gewinnen. Warum nicht?", fragte Sportvorstand Sammer: "Für uns muss Weltspitze einfach Normalität werden." Normal wurde dann erst mal das Scheitern im Champions-League-Halbfinale, während die nächste Diktatur vor der Haustür der Marca entstand: Real Madrid gewann in vier der nächsten fünf Jahre Champions League und Klub-WM.
Jörn Petersen