Mit Fernglas oder bloßem Auge sichtbar Kometen »Lemmon« und »Swan« leuchten grün am Nachthimmel
Zwei Kometen sorgen für ein seltenes Himmelsspektakel: »Lemmon« und »Swan« sind dieser Tage gut am Nachthimmel zu entdecken. Experten erklären, wie man die Kometen beobachten und fotografieren kann.
22.10.2025, 11.57 Uhr
Hellgrüner Komet C/2025 A6, auch »Lemmon« genannt, am 4. Oktober 2025 in Cismont, Virginia
Foto: Brennan Gilmore / AP / dpaGleich zwei leuchtend grüne Kometen ziehen derzeit über den Himmel und sind auf der Nordhalbkugel vergleichsweise einfach zu beobachten. »›Lemmon‹ ist im Moment so gut sichtbar wie kaum zuvor«, erklärt Robert Massey, stellvertretender Geschäftsführer der Royal Astronomical Society, in einem Video . Um den Himmelskörper zu finden, könnten spezielle Apps oder Sternenkarten helfen. »Wenn ihr mit einem Fernglas den Himmel absucht, erkennt ihr ihn als relativ helles, verschwommenes Objekt. Mit etwas Glück und wenn der Himmel richtig dunkel ist, könnt ihr ihn vielleicht sogar mit bloßem Auge sehen«, sagt der britische Astronom weiter.
Der Himmel ist rund um den 21. Oktober 2025 besonders dunkel und macht es möglich, die beiden Kometen zu erspähen – wenn das Wetter mitspielt. »Weil sowohl Erd- als auch Sonnennähe gering sind, ist er ein auffallender Komet und wird von einem dunklen Standort aus mit dem bloßen Auge zu sehen sein«, sagte Uwe Pilz, Vorsitzender der Vereinigung der Sternfreunde mit Sitz im südhessischen Bensheim der Nachrichtenagentur dpa. Der beste Beobachtungszeitraum sei aber der 28. bis 31. Oktober, sagte Pilz weiter. Dann beginnt die Phase, in der er seine größte Helligkeit erreicht.
Am 20. Oktober 2025 leuchtete der Komet »Lemmon« über Debrad in der Slowakei
Foto: Robert Nemeti / Anadolu Agency / IMAGOIn Berlin beispielsweise soll der Komet am 27. Oktober nach Sonnenuntergang und gegen 17.21 Uhr MEZ in einer Höhe von etwa 37 Grad zwischen Süd und Südwest stehen. »Allmählich sinkend, verschwindet er gegen 21:36 Uhr MEZ unter dem Horizont«, berichten die Macher der Sternenapp »Starwalk« auf ihrer Website. In anderen Regionen Deutschlands würden sich diese Werte nur um wenige Minuten beziehungsweise Grad unterscheiden, sodass die Beobachtungsbedingungen ähnlich sind.
So gelingt eine Aufnahme
Wer ein Foto machen möchte, sollte die Geschwindigkeit des Kometen bedenken. Es ist ratsam, ein Stativ zu nutzen und die Belichtungszeit anzupassen. »Kurze Belichtungen von einigen Dutzend Sekunden zeigen kaum Bewegung, aber bei längeren Sequenzen oder gestapelten Bildern kann sich der Kometenkern im Vergleich zu den Sternen leicht verschieben«, berichtet Starwalk und stellt einen Leitfaden zu Kameraeinstellungen für verschiedene Geräte zur Verfügung.
Ebenfalls gut zu wissen: Auch wenn der Komet mit bloßem Auge nicht zu sehen ist, kann selbst ein Smartphone-Foto ihn zeigen. Falls das Gerät einen Pro- oder manuellen Modus bietet, ist es ratsam, die Werte gezielt einzustellen. Ein Beispiel laut Fachleuten: ISO 1600 bis 3200, Belichtungszeit fünf bis zehn Sekunden und einen einfachen oder doppelten Zoom nutzen.
Nächster Besuch in 1410 Jahren
»Lemmon« – im Fachjargon »C/2025 A6« – ist ein regelmäßiger, aber seltener Besucher: »Der Komet war das letzte Mal hier vor circa 1320 Jahren und wird uns in 1410 Jahren wieder besuchen«, sagte Pilz. Dass er wieder im Anflug ist, war Anfang des Jahres entdeckt worden.
Der Komet bewegt sich rasant, er durchläuft mehrere Sternbilder, darunter den Großen Bären, auch als Großer Wagen bekannt. Die größte Erdnähe hatte Lemmon mit knapp 90 Millionen Kilometern bereits am Dienstag erreicht.
»Swan« nähert sich auf gut 30 Millionen Kilometer
Der zweite Komet, der dieser Tage für besonders viel Aufmerksamkeit sorgt, heißt »Swan«; offizielle Bezeichnung »C/2025 R2«. Er wird sich unserem Heimplaneten auf gut 30 Millionen Kilometer nähern, sagte Richard Moissl von der europäischen Raumfahrtbehörde Esa. Laut Pilz wird er im Oktober abends im Südwesten stehen und Anfang November im Süden.
»Swan« wurde erst im September bemerkt. »Der Komet erschien ›plötzlich‹ am Himmel, weil er circa aus der Richtung der Sonne kam«, erklärt Pilz. »Da sieht man diese Körper nicht, und wenn man sie sieht, sind sie oft schon recht hell.«
Die Kometen erscheinen grün, weil Gase von ihrer Oberfläche entweichen. Von der Erde aus wirken sie wie graue, verschwommene Flecken.
Himmelskörper aus Eis, Staub und Gestein
Kometen sind mehrere Milliarden Jahre alt und stammen aus der Anfangszeit unseres Sonnensystems. Sie bestehen aus einer Mischung von Eis, Staub und Gestein. Nähert sich ein Komet der Sonne, beginnt sein meist nur wenige Kilometer großer Kern zu verdampfen und bildet eine dichte Staub- und Gaswolke. Später entsteht der Kometenschweif. Dieser kann mehrere Millionen Kilometer lang werden.

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