Streit um Mineralwasser: Senatsausschuss wirft französischer Regierung Vertuschung vor

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In Frankreich kursieren Vorwürfe, der Konzern Nestlé Waters habe Mineralwasser auf illegale Weise gereinigt. Senatoren werfen dem Staat nun mangelnde Transparenz vor.

Aktualisiert am 19. Mai 2025, 18:53 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, AFP,

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 Nach einem Bericht französischer Senatoren erreichte Nestlé Waters unter anderem, dass eine Liste der im Wasser der Perrier-Quellen entdeckten Bakterien und Pflanzengifte nicht in einen Bericht der regionalen Gesundheitsbehörde aufgenommen wurde.
Nach einem Bericht französischer Senatoren erreichte Nestlé Waters unter anderem, dass eine Liste der im Wasser der Perrier-Quellen entdeckten Bakterien und Pflanzengifte nicht in einen Bericht der regionalen Gesundheitsbehörde aufgenommen wurde. © Loic Venance/​AFP/​Getty Images

In einem Streit um mutmaßlich illegal behandeltes Mineralwasser hat ein Untersuchungsausschuss der französischen Regierung "Vertuschung" vorgeworfen. "Der Staat hat es an Transparenz fehlen lassen, mit Blick auf die lokalen und europäischen Stellen, aber auch mit Blick auf die Bevölkerung", schreibt eine Untersuchungskommission des Senats in Paris. Dies sei eine "bewusste Strategie" gewesen.

Dem Unternehmen Nestlé Waters wird vorgeworfen, Mineralwasser auf illegale Weise gereinigt und als natürliches Mineralwasser verkauft zu haben. Nach EU-Vorschrift darf natürliches Mineralwasser überhaupt nicht behandelt werden.

"Obwohl die Desinfektion des Wassers eine Täuschung der Verbraucher darstellte, hatte dies keine juristischen Folgen", heißt es in dem Bericht der Senatoren. Zudem erreichte Nestlé Waters den Angaben zufolge, dass eine Liste der im Wasser der Perrier-Quellen entdeckten Bakterien und Pflanzengifte nicht in einen Bericht der regionalen Gesundheitsbehörde aufgenommen wurde.

Nestlé Waters gab an, die Unternehmensführung habe Ende 2020 erfahren, dass das Mineralwasser mehrerer Quellen mit UV-Strahlen und Kohlefiltern gereinigt wurde. Daraufhin habe das Unternehmen die französische Regierung kontaktiert. Die Behörden genehmigten dem Konzern später die Reinigung des Wassers mit Mikrofiltern. Dies widerspricht nach Ansicht von Kritikern jedoch ebenfalls europäischen Gesetzen.  

Verbraucherorganisation wirft Regierung Deckung einer "massiven Betrügerei" vor

Die Organisation Foodwatch wirft der französischen Regierung vor, "eine massive Betrügerei gedeckt zu haben". Dies habe es Nestlé Waters ermöglicht, "weiter ihre betrügerischen Produkte zu verkaufen", sagte Ingrid Kragl, Kommunikationsleiterin der Organisation. Foodwatch hatte 2024 Klagen gegen zwei Mineralwasserproduzenten eingereicht, zum einen gegen Nestlé Waters mit den Marken Perrier und Vittel, zum anderen gegen Sources Alma, den französischen Marktführer mit Marken wie Cristaline und St-Yorre. Seit Februar hat die französische Justiz Vorermittlungen aufgenommen.

Ein erstes Verfahren war im Februar gegen eine Strafzahlung von zwei Millionen Euro eingestellt worden. Nestlé hatte hierbei eingeräumt, Mineralwasser auf unrechtmäßige Weise desinfiziert zu haben. Foodwatch warf Nestlé anschließend vor, die Affäre auf diese Weise verschleiern zu wollen. Auch darüber hinaus wirft die Verbraucherorganisation dem Konzern illegale Praktiken vor. Demnach soll Nestlé Mineralwasser mit CO₂ versetzt und dies dann als Wasser "mit natürlicher Kohlensäure" verkauft haben.

2022 war ein früherer Untersuchungsausschuss zu dem Schluss gekommen, dass die illegale Behandlung von Quellwasser weit verbreitet sei. Der Bericht wurde jedoch nicht veröffentlicht. 2023 änderte die französische Regierung diskret die Vorschriften und ermöglichte den Einsatz von Mikrofiltern.

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