Stellantis geht auch für das zweite Halbjahr von deutlichen Belastungen durch die US-Zollpolitik aus. Nachdem bereits in den ersten sechs Monaten 0,3 Milliarden Euro an Sonderkosten angefallen waren, dürften es in der zweiten Jahreshälfte noch einmal 1,2 Milliarden Euro sein, ließ der Autokonzern heute in Amsterdam verlauten.
Bereits vor gut einer Woche hatte der Konzern mit Marken wie Peugeot, Fiat, Chrysler und Opel von einem Milliardenverlust in den ersten sechs Monaten berichtet. Teuer waren abgebrochene Modellprogramme sowie Abschreibungen auf technische Plattformen und für den Konzernumbau. Der neue Konzernchef Antonio Filosa stellt nach der Zolleinigung der USA mit der EU nun eine Verbesserung im Tagesgeschäft im Rest des Jahres in Aussicht.
Der Umsatz soll wieder steigen
So soll der Umsatz gegenüber der ersten Jahreshälfte ansteigen. Die um Sondereffekte bereinigte operative Gewinnmarge soll sich im niedrigen einstelligen Prozentbereich bewegen. Im ersten Halbjahr lag sie nur bei 0,7 Prozent. Auch die Entwicklung der freien Finanzmittel soll sich bessern: Nach sechs Monaten verbrannte Stellantis im Industriegeschäft, also ohne die Finanzdienstleistungen gerechnet, rund drei Milliarden Euro an Barmitteln.
Stellantis hat in seiner aktuellen Einschätzung die schon vor einer guten Woche berichteten Eckdaten aus dem Tagesgeschäft noch einmal bestätigt. Der Umsatz sank um 13 Prozent auf 74,3 Milliarden Euro. Im zweiten Quartal gingen die Verkäufe um sechs Prozent auf 1,4 Millionen Fahrzeuge zurück. In der ersten Jahreshälfte war es damit ein Minus von sieben Prozent auf knapp 2,7 Millionen Fahrzeuge. Im früher für Stellantis so renditestarken Markt Nordamerika verlor das Unternehmen besonders stark an Boden.
Rückgang um 94 Prozent beim operativen Ergebnis
Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis ging von 8,5 Milliarden Euro auf nur noch 540 Millionen Euro zurück, das ist ein Rückgang um 94 Prozent innerhalb eines Jahres. Nach gut 5,6 Milliarden Euro Gewinn ein Jahr zuvor verzeichnete Stellantis für die ersten sechs Monate einen Verlust von 2,3 Milliarden Euro.
In Nordamerika hat Stellantis schon länger Probleme beim Absatz der dort üblichen großen Autos. Die SUVs und Pick-Ups der Konzernmarken Chrysler, Dodge, Jeep und Ram laufen dort nicht mehr wie gewohnt, was insbesondere schmerzhaft ist, weil sie Stellantis über viele Jahre den größten Anteil seines Gewinns garantierten. Das lag nicht nur an der Anzahl, sondern auch daran, dass die teureren Modelle eine höhere Marge ermöglichten. Aufgrund dieser bedrohlichen Schieflage auf den amerikanischen Märkten hat Stellantis erst kürzlich den Chef Carlos Tavares gegen Antonio Filosa ausgetauscht.
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(fpi)