Aus der Serie: Literaturkolumne
Wie die Dichterin Stella Nyanzi aus Uganda zu einer der mutigsten Stimmen ihres Landes wurde
Stella Nyanzi wirkt eigentlich ganz stolz, wenn sie in dem Video, das das Writers-in-Exile-Programm des PEN Deutschland produziert hat, sagt, sie gelte in ihrer Heimat Uganda als "vulgäre Dichterin", weil sie in einigen ihrer Gedichte sexuell explizite Ausdrücke verwende. Das stimmt übrigens. Wir können das in dem eindrucksvollen Gedichtband Im Mundexil nachlesen, der jetzt auf Deutsch im Wunderhorn Verlag erschienen ist (deutsch von Matthias Göritz, 24 Euro). Stella Nyanzi, Doktor der medizinischen Anthropologie, war lange und mehrfach in ihrem Heimatland im Gefängnis, einmal für 18 Monate in einem Hochsicherheitstrakt. Sie ist eine Dichterin, die immer den Mund aufmacht und handelt, wenn Ungeheuerliches geschieht. Sie protestiert zum Beispiel dagegen, dass in Uganda Homosexualität neuerdings wieder unter Strafe steht und laut Gesetz sogar mit der Todesstrafe geahndet werden kann. Sie wendet sich gegen die Beschneidung von Frauen. Und ein scheinbar kleiner – im Alltag Ugandas aber wesentlicher – Kampf dreht sich darum, jungen Frauen Hygieneprodukte für ihre Periode zur Verfügung zu stellen. Die Mädchen kommen sonst einfach jeden Monat während dieser Zeit aus Scham nicht in die Schule. Und fallen zurück.