In der internationalen Berichterstattung ist der SPIEGEL krisenerprobt. Unsere Reporterinnen und Reporter sowie unsere freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit begeben sich regelmäßig in gefährliche Situationen, um unabhängig zu berichten.
Den Fall, dass eine unserer regelmäßigen Mitarbeiterinnen zu verhungern droht, hatten wir bisher allerdings noch nie (Lesen Sie hier mehr).
Seit dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 und der folgenden vollständigen Abriegelung des Gazastreifens ist es unseren festangestellten Reportern nicht mehr möglich, nach Gaza zu reisen und von dort zu berichten. Seither sind wir auf die Arbeit unserer palästinensischen Kolleginnen angewiesen, die unter extrem schwierigen Bedingungen weiter für uns berichten.
Eine von ihnen, unsere freie Mitarbeiterin Ghada Alkurd, hat ihre journalistische Arbeit in dieser Woche einstellen müssen. Sie ist gesundheitlich zu geschwächt. Sie kommt kaum noch an Essen oder sauberes Wasser.
Wir stehen in engem Kontakt mit unserer Kollegin und versuchen, sie nach Kräften zu unterstützen. Ihre Situation steht exemplarisch für die Bedingungen, unter denen unabhängiger Journalismus aus Gaza derzeit noch möglich ist – und für die verzweifelte Lage der Zivilbevölkerung .
Wir sind uns bewusst, dass die Hamas diesen Krieg mit der grauenhaften Attacke auf Israel vom 7. Oktober begonnen hat. Wir trauern um die 1200 Toten, wir denken an die Geiseln, die von der Hamas unter unmenschlichen Bedingungen eingesperrt werden.
Aber die israelische Regierung geht in ihrer Reaktion zu weit. Zehntausende Tote, hungernde Menschen, zerstörte Städte.
Bislang wurden mehr als einhundert Medienschaffende in Gaza getötet. Die wenigen, die weiterhin berichten, tun dies unter Lebensgefahr – bedroht nicht nur durch Bombardierungen, sondern auch durch Vertreibung, Hunger, Krankheit.
Wir fordern die israelische Regierung auf, sicherzustellen, dass Journalistinnen und Journalisten in Gaza ihrer Arbeit wieder sicher nachgehen können – mit Zugang zu Nahrung, medizinischer Versorgung und dem Schutz, den unabhängige Berichterstattung erfordert.
Wir schließen uns dem dringenden Appell führender internationaler Medienorganisationen – darunter AFP, AP, Reuters und die BBC – an, die Israel auffordern, Journalistinnen und Journalisten die sichere Ein- und Ausreise aus dem Gazastreifen zu ermöglichen und die humanitäre Versorgung der Zivilisten endlich zu gewährleisten. Von der Bundesregierung erwarten wir, dass sie sich nachdrücklicher als bislang für eine Mäßigung Israels und ein Ende des Krieges einsetzt.
Es ist unerlässlich, dass ausreichend Nahrungsmittel in den Gazastreifen gelangen – für die Bevölkerung ebenso wie für unsere Kolleginnen und Kollegen, deren Leben und Arbeit akut bedroht sind.
In dieser Woche gibt es ein Novum: drei verschiedene Titelbilder vom SPIEGEL für drei Länder. In Deutschland erscheint das Heft mit dem Elend von Gaza auf dem Titel (hier die aktuelle Titelgeschichte ), in Österreich mit dem Andrang deutscher Touristen in den Alpen (hier geht es zum Artikel ), in der Schweiz mit einer Rekonstruktion des Bergsturzes, der den Ort Blatten weitgehend zerstört hat (lesen Sie hier mehr ). So wollen wir uns noch stärker auf die Interessen der Leserinnen und Leser im deutschsprachigen Raum einstellen.
Mich interessiert, was Sie denken. Schreiben Sie uns einen Leserbrief oder diskutieren Sie mit bei SPIEGEL Debatte.
Ihnen einen erholsamen Sonntag, herzlich
Ihr Dirk Kurbjuweit
Chefredakteur
Die jüngsten Meldungen zum Gazakrieg
Israel kündigt Kampfpause in Teilen des Gazastreifens an: Wegen der verheerenden humanitären Lage im Gazastreifen steht Israel unter Druck. Die Regierung in Jerusalem will nun den Abwurf von Hilfsgütern aus der Luft wieder aufnehmen.
Organisationen kritisieren israelische Hilfslieferungen aus der Luft als »groteske Ablenkung«: Millionen Menschen hungern, nun will Israel den Abwurf von Hilfsgütern wieder aufnehmen. Dem Ausmaß der benötigten Hilfen wird dies laut Experten aber bei weitem nicht gerecht.
Israelische Militärs räumen mangelnde Beweise für Diebstahl durch die Hamas ein: Für Israels Anschuldigungen, die Hamas habe im großen Stil Hilfsgüter gestohlen, liegen bislang keine Beweise vor. Nun äußern sich auch hochrangige israelische Militärs in diesem Sinne.
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Avatar Vaia, KI-Version von Richard: »In unserem gemeinsamen Universum bestehen nur ich, sie und sonst gar nichts«
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Debatten der Woche – worüber wir diskutiert und gestritten haben
Wie die Koalition einen Weg aus dem Richterstreit finden könnte: Im Streit über die Besetzung des Bundesverfassungsgerichts wäre eine Lösung möglich. Der Kanzler muss zugleich das dahinterliegende Problem angehen, das er sich selbst geschaffen hat .
Ein Hungerkrieg mit deutscher Beihilfe: Tausende tote Kinder, massenhafte Aushungerung und großräumige Zerstörung: Israels Krieg in Gaza droht das Völkerrecht zu entkernen. Die Bundesregierung macht sich mitschuldig .
Christlich? Nur, wenn es passt: CDU-Politiker wie Jens Spahn berufen sich gern auf die Bergpredigt, aber ihr Umgang mit Frauke Brosius-Gersdorf hat mit christlichen Werten nichts zu tun. Der jüngste Eklat zeigt an, wohin die Partei wirklich steuert .
Der Denkfehler der Rechthaber: Wir wollen uns nicht gern vor anderen blamieren, deswegen beharren wir oft auf unseren Positionen. Das muss nicht falsch sein, aber kann .
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Philipp Schmidt / DER SPIEGEL
Ich koche für Tina. Das ist meine Art, zu sagen: Ich liebe dich. Ich weiß, wie sie ihr Käsesandwich mag, ihre Erbsen, Pasta, ihren Fisch. Gemeinsam zu essen, nachdem ich am Herd stand, ist ein Moment tiefer Intimität – und es macht unsere Beziehung auf Dauer stark .
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