Nahostüberblick am Morgen: Frankreich will Palästina anerkennen, USA verlassen Friedensgespräche

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Macron plant, Palästina als Staat anzuerkennen. Netanjahu wirft ihm vor, Terror der Hamas zu belohnen. Die US-Delegation verlässt Verhandlungen in Katar. Der Überblick

Aktualisiert am 25. Juli 2025, 5:29 Uhr Quelle: DIE ZEIT, dpa, AFP, Reuters,

 Ein Palästinenser hält im April die palästinensische Fahne bei Chan Junis in der Hand.
Ein Palästinenser hält im April die palästinensische Fahne bei Chan Junis in der Hand. © Abed Rahim Khatib/​dpa

Frankreich will palästinensischen Staat anerkennen

Der französische Präsident Emmanuel Macron hat eine Anerkennung Palästinas als Staat angekündigt. "Ich werde dies im September dieses Jahres vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen feierlich verkünden", teilte Macron mit. Es gebe keine Alternative, der Krieg müsse beendet werden. Macron zufolge hat der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmoud Abbas, zugesagt, sich für Wahlen, eine Entwaffnung der Hamas sowie die Freilassung der von der Terrorgruppe festgehaltenen Geiseln einzusetzen.

Israel und die USA haben den französischen Plan kritisiert. "Ein solcher Schritt belohnt Terror", hieß es in einer Stellungnahme Benjamin Netanjahus. "Diese rücksichtslose Entscheidung dient nur der Hamas-Propaganda und wirft den Frieden zurück", schrieb US-Außenminister Marco Rubio. Palästinenserinnen und Palästinenser haben die Ankündigung hingegen begrüßt. Der Schritt "spiegelt das Bekenntnis Frankreichs zum Völkerrecht und seine Unterstützung für das Recht des palästinensischen Volkes" wider, sagte Hussein al-Scheich, Stellvertreter von Abbas. Die Hamas bezeichnete den Vorstoß als Schritt in die richtige Richtung.

US-Delegation verlässt Waffenruhegespräche, Hamas gibt sich gesprächsbereit

Der US-Beauftragte für den Nahen Osten, Steve Witkoff, hat angekündigt, die US-Delegation von den Gesprächen über eine Waffenruhe im Gazastreifen abzuziehen. Die jüngste Reaktion der Hamas hätte "deutlich gezeigt, dass sie nicht gewillt ist, einen Waffenstillstand im Gazastreifen zu erreichen", schrieb Witkoff. Die US-Regierung werde nun "alternative Optionen in Betracht ziehen, um die Geiseln nach Hause zu bringen".

Die islamistische Terrororganisation gab sich "überrascht" über die Äußerungen. In einer Stellungnahme bekräftigte die Hamas ihr "Interesse an einer Fortsetzung der Verhandlungen" mit dem Ziel, "Hindernisse zu überwinden" und ein Abkommen für einen dauerhaften Waffenstillstand zu erreichen.

Geringe Menge an Hilfsgütern erreicht Gazastreifen

Den Vereinten Nationen (UN) zufolge haben ein paar Lebensmittel den Gazastreifen erreicht und konnten unter den Hungernden verteilt werden. UN-Teams konnten Hilfsgüter – vor allem Mehl – an zwei Grenzübergängen abholen, wie UN-Sprecher Farhan Haq in New York mitteilte. Das sei jedoch nicht genug. UN-Partnerorganisationen im Gazastreifen sowie das Nothilfebüro der Vereinten Nationen berichteten, "dass die Hilfe, die sie in den letzten zwei Monaten nach Gaza bringen konnten, bei Weitem nicht ausreicht, um den Überlebensbedarf der Menschen zu decken", sagte Haq. Israel müsse mehr Lieferungen zulassen. 

Demonstranten in Israel fordern Ende des Gazakriegs

Erneut haben Tausende Menschen in Tel Aviv für ein Ende des Krieges im Gazastreifen und die Freilassung der verbliebenen Geiseln protestiert. "Wir können den Weg des Krieges, des Hungers und des Todes wählen. Wir müssen uns für das Leben entscheiden", sagte der Vater eines im Krieg getöteten israelischen Soldaten. Im Gazastreifen befinden sich derzeit noch 50 Geiseln, von denen noch mindestens 20 am Leben sein sollen. 

Gauck kritisiert die israelische Kriegsführung in Gaza

Der frühere Bundespräsident Joachim Gauck hat die Kriegsführung Israels im Gazastreifen als völlig unverhältnismäßig bezeichnet. "Es ist für mich ein unverantwortliches Handeln. Und es ist für mich deshalb unverantwortlich, weil es nicht verhältnismäßig ist", sagte er in der Sendung Markus Lanz im ZDF. Es werde zu viel Leid über zu viele Unschuldige gebracht, um Schuldige zu bestrafen, sagte er. "Ich stehe nach wie vor dazu, dass Deutschland das letzte Land sein sollte, was die Solidarität mit Israel verlässt, das letzte. Aber das heißt nicht, dass wir zu allem zu schweigen hätten", sagte Gauck. Er sei "völlig entsetzt" darüber, was die israelische Regierung, Regierungschef Benjamin Netanjahu und seine "wirklich schrecklichen Parteiverbündeten" täten. 

Syrien und Israel vereinbaren laut USA Deeskalation

Syrien und Israel haben sich bei von den USA vermittelten Gesprächen in Paris auf eine Deeskalation in der syrischen Provinz Suweida verständigt. Das teilte der US-Gesandte für Syrien, Tom Barrack, mit. "Unser Ziel war Dialog und Deeskalation, und genau das haben wir erreicht", sagte Barrack. Alle Parteien hätten ihre Entschlossenheit bekräftigt, ihre Bemühungen fortzusetzen. Zuvor waren bei tagelangen Kämpfen zwischen Drusen, sunnitischen Beduinen und Regierungstruppen in der Provinz Hunderte Menschen getötet worden. Israel versteht sich als Schutzmacht der Drusen und hatte militärisch in den Konflikt eingegriffen.

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