Starlink-Gäste-WLAN im Weißen Haus ohne Sicherheitskontrollen

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Besucher des Weißen Hauses können über ein Gäste-WLAN von Elon Musk ins Internet gehen – ganz ohne jegliche Authentifikation oder eine Protokollierung der Verbindungsdaten, wie es bei Internetzugängen im Weißen Haus normalerweise üblich ist. Es ist nur der wohl gravierendste von mehreren Sicherheitsmängeln an Starlink, Elon Musks Dienst für Satelliten-Internet, der seit März auch an mehreren Standorten der US-Regierung im Einsatz ist. Jetzt wird die ganze Tragweite des Problems bekannt.

Nun haben sich Verantwortliche des Weißen Hauses aus dem Bereich Telekommunikation anonym an die Washington Post (WP) gewandt und über die Situation gesprochen. Normalerweise könnten private Smartphones in Gast-WLANs nur mit eigenem Nutzernamen und Passwort surfen, natürlich erst nach einem ausführlichen Freigabeprozess und mit entsprechender Sicherheitssoftware. Die Zugänge müssten zudem wöchentlich erneuert werden und der Verkehr darüber würde aufgezeichnet. Verbindungen nach außerhalb des Weißen Hauses ließen sich nur über einen VPN-Tunnel herstellen. Die Regeln für Internetnutzung im Weißen Haus gehörten zu den strengsten im ganzen Land. Eigentlich – "Starlink erfordert nichts dergleichen", macht eine der WP-Kontaktpersonen klar. Die Technologie erlaube es, Daten ohne jede Mitzeichnung oder Ortung zu übermitteln. Auch, weil der VPN-Tunnel hier entfällt. "Starlink ermöglicht es, die Sicherheitsvorkehrungen zu umgehen", zitiert die WP ihre Quelle.

Abgeordnete der Demokraten, die Mitglied im White House Oversight Committee – einem Aufsichtsgremium des Weißen Hauses – sind, seien bereits über die Lage informiert worden. Sie hätten sich dazu auch an die Trump-Administration gewandt, bis heute aber keine Antwort dazu erhalten. Das sagte Stephen F. Lynch der WP, er führt die Gruppe der Demokraten im Komitee. Mutige Whistleblower hätten brisante Informationen an die Gruppe herangetragen, es würde eine Untersuchung laufen.

Die Situation habe möglicherweise "das Potenzial, unsere nationale Sicherheit zu unterwandern", sagt er. Kein Wunder, ist das Weiße Haus schließlich so etwas wie das Herzstück der US-Regierung. Aufgrund der zahlreichen und vielseitigen Aufgaben, welche die Angehörigen hier erfüllen, haben sie auch mehr Freiheiten im Hinblick auf ihre Smartphones – bei US-Nachrichtendiensten wäre das zum Beispiel undenkbar, schreibt die WP.

Auch an anderen Regierungsstandorten gibt es Starlink, die WP nennt einen Whistleblower, der auf den Einsatz der Technologie beim National Labor Relations Board aufmerksam gemacht habe. Die Behörde ist für die Durchsetzung von Arbeitsrechten zuständig. Ein ehemaliger Beschäftigter der General Services Administration (GSA) sagte der Zeitung, Angehörige von Elon Musks Einsparungsbehörde DOGE hätten Starlink vergangenen Monat dort genutzt – auch hier ohne jede Mitzeichnung oder Ortung. Die GSA ist für die Versorgung der US-Regierung mit Büros und Büromaterial, Telekommunikationsausstattung und Transportkapazitäten zuständig.

Eigentlich ist Starlink dazu gedacht, um in schwer zugänglichen Gebieten einen schnellen Internetanschluss zu ermöglichen. Lokal aufgebaute Antennen kommunizieren dafür mit einem Netz aus rund 7000 Starlink-Satelliten im Erdorbit. Entsprechend skeptisch reagierten Cybersicherheitsexperten im März, als Musk seine Technik dem Weißen Haus zum "Geschenk" machte. Schließlich sind das Weiße Haus und andere Regierungsstandorte üblicherweise gut ans Internet angebunden und benötigen dazu noch zahlreiche Sicherheitsvorkehrungen.

Doch die Argumente reichten nicht, um zu verhindern, dass Mitarbeiter des engen Trump-Vertrauten Musk bald schon Starlink-Technik in US-Regierungsgebäuden installierten. Auch auf dem Dach des Weißen Hauses sollen sie gewesen sein, um eine Antenne zu installieren, was jedoch einen Alarm beim Secret Service auslöste – ob die Antenne dort heute noch steht, ist nicht bekannt.

(nen)

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