Borussia Dortmund hat einen sicher geglaubten Sieg in Turin noch spät aus der Hand gegeben. Der BVB kassierte im spektakulären zweiten Durchgang, in dem alle acht Tore des 4:4 fielen, zwei Treffer in der Nachspielzeit.

Große Freude bei den Turinern: Sie feiern Lloyd Kellys spätes Ausgleichstor. IMAGO/Goal Sports Images
Am 1. Spieltag der 71. Ausgabe der Champions League kam es zur Wiederauflage des Königsklassen-Endspiels von 1997, in dem Dortmund seinen einzigen Titel in diesem Wettbewerb gefeiert hatte. Dabei durfte auch Sabitzer von Beginn an mitwirken, der den noch nicht vollständig von einem Magen-Darm-Infekt genesenen Groß im Vergleich zum 2:0 in Heidenheim vertrat.
Sabitzers direkter Gegenspieler sorgte früh für die erste Torannäherung: Thurams leicht von Nmecha abgefälschten Distanzschuss kratzte Kobel sehenswert aus dem Kreuzeck (4.). Im weiteren Verlauf des ersten Durchgangs blieb der Schlussmann allerdings weitgehend beschäftigungslos - genauso wie sein Gegenüber Di Gregorio.
Adeyemi eröffnet Torreigen
Dies lag unter anderem daran, dass die Teams ihre Formationen spiegelten, was besonders bei Turins Defensivarbeit sichtbar wurde. Die Alte Dame verteidigte meist Mann-gegen-Mann über den gesamten Platz. Beispielsweise bewachte Bremer Guirassy eng und nahm ihn damit aus dem Spiel. Der Angreifer hatte nur 17 Ballkontakte im ersten Durchgang. Etwas gefährliche Aktionen im letzten Drittel hatten derweil die Bianconeri, obwohl der BVB nach Ballverlusten gut gegenpresste. Allerdings sorgten die Versuche von Startelf-Debütant Openda und David, die genau wie Cambiaso nach dem 4:3 gegen Inter in die Anfangsformation rückten, nicht wirklich für Gefahr.
Die Champions League am Dienstag
So überschaubar die ersten 45 Minuten waren, so wild waren die zweiten. Dortmund kam druckvoll aus der Kabine und ging prompt in Führung. Eine Minute nachdem Beier nur den Pfosten getroffen hatte, setzte Adeyemi den Ball von der Strafraumkante humorlos in die rechte Ecke (53.). Nach dem ersten Tor entwickelte sich eine Begegnung, in der beide Teams mit einem offenen Visier agierten und defensive Anfälligkeiten offenbarten.
Vlahovic überragt bei der Aufholjagd
Dementsprechend war auch die Taktung der Chancen enorm hoch. Erst ließen Guirassy und Koopmeiners weitere Treffer liegen, ehe der Ball binnen vier Minuten dreimal im Netz zappelte. Yildiz - er schlenzte sehenswert ins Kreuzeck (64.) - und Vlahovic (68.) trafen für die Hausherren, Nmecha für die Borussia (65.). Die große Freude über die beiden zwischenzeitlichen Ausgleichstreffer hielt im Allianz Stadium nicht lange: Yan Couto brachte die Gäste mit einem Flachschuss in die kurze Ecke zum dritten Mal in Führung (74.).
Als Bensebaini nur zwölf Minuten später - nach einem Zwist mit Guirassy über die Ausführung des Handelfmeters - gar vom Punkt auf 4:2 stellte, nachdem Kobel gegen Yildiz überragend zur Stelle gewesen war (80.), sah die Kovac-Elf wie der sichere Sieger aus. Doch dann unterlief in der Nachspielzeit Bensebaini ein Fehler. Er drosch den Ball nicht raus, sondern wollte einen Einwurf rausholen. Allerdings bediente er Kalulu, der Torschütze Vlahovic assistierte (90.+4). Der eingewechselte Serbe veränderte das Spiel der Alten Dame merklich. Folgerichtig setzte er dem Drama auch noch die Krone auf. Seine butterweiche Flanke nickte Kelly ins Tor und versetzte die Heimfans in Ekstase (90.+6). Nach dem 4:4, der torreichsten Hälfte eines Champions-League-Spiels, war sofort Schluss.
Während es für Juventus bereits am Samstag (18 Uhr) mit dem Gastspiel bei Hellas Verona weitergeht, hat Dortmund einen Tag mehr Pause. Der BVB empfängt am Sonntagabend (19.30 Uhr) den VfL Wolfsburg. In der Champions League geht es für beide Anfang Oktober weiter: Am 1. Oktober (21 Uhr) empfängt der BVB Athletic Bilbao, gleichzeitig spielt Juve auswärts beim FC Villarreal.