SPD: Bärbel Bas und Lars Klingbeil zu SPD-Vorsitzenden gewählt

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Bas und Klingbeil zu SPD-Vorsitzenden gewählt

Dämpfer für den Vizekanzler: Während die SPD Bärbel Bas mit 95 Prozent in die Parteispitze wählt, wird Lars Klingbeil mit nur 64,9 Prozent deutlich abgestraft. Nur Oskar Lafontaine hat 1995 noch weniger Zustimmung bekommen.

27.06.2025, 20.11 Uhr

Lars Klingbeil und Bärbel Bas

Lars Klingbeil und Bärbel Bas

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Michael Kappeler / dpa

SPD-Chef Lars Klingbeil hat die Rückendeckung der Basis verloren. Der Parteitag in Berlin wählte ihn mit 65 Prozent zwar erneut zum Vorsitzenden. 2023 hatte er aber noch 85,6 Prozent der Stimmen der Delegierten erhalten. Arbeitsministerin Bärbel Bas vom linken Parteiflügel erhielt als gleichberechtigte Co-Vorsitzende mit 95 Prozent deutlich mehr Stimmen der Delegierten.

Klingbeil hatte nach dem Ergebnis der Bundestagswahl in der Kritik gestanden. Unter seiner Regie fuhr die SPD historisch schlechte 16,4 Prozent ein. Dennoch hielt er an seinem Posten als Parteivorsitzender fest. Seine damalige Co-Chefin Saskia Esken verteidigte er gegen massive Kritik nicht, sie zog ihre Kandidatur für den Parteivorsitz zurück.

Klingbeil, Bas und Esken während einer Sitzung des Bundestages

Klingbeil, Bas und Esken während einer Sitzung des Bundestages

Foto: Fabian Sommer / dpa

»Vieles von dem, was aus den eigenen Reihen, aber auch von draußen als Anmerkungen kam, habe ich als ungerecht empfunden«, sagte Saskia Esken der »Stuttgarter Zeitung« und den »Stuttgarter Nachrichten«. Sie habe sicher Fehler gemacht. »Aber die Art, wie Häme über mich ausgekübelt worden ist, war unverhältnismäßig und würdelos.«

Bas sagte dem »Stern«, sie habe »unheimlich Respekt« vor der Vorgängerin. Es ärgere sie, wie manche mit ihr umgegangen seien. »Das könnte auf mich auch zukommen.« Vor den beiden liegt nun die Aufgabe, das Wahldebakel aufzuarbeiten und die SPD neu auszurichten, während sie ihren Regierungsaufgaben als Minister nachkommen müssen.

Bärbel Bas soll das linke Gegengewicht zu Lars Klingbeil bilden, der dem konservativen »Seeheimer Kreis« in der SPD angehört. Die 57-Jährige wuchs in Duisburg als Kind einer Arbeiterfamilie auf. Nach dem Hauptschulabschluss machte sie eine Ausbildung zur Bürogehilfin und setzte später ein Studium zur Personalerin drauf. Seit 1988 ist sie Mitglied in der SPD, 2009 errang sie erstmals ein Bundestagsmandat. In Duisburg wurde sie direkt gewählt. Das Direktmandat gewann sie im Februar zum fünften Mal.

Klingbeil stammt aus Niedersachsen, wuchs in Munster auf. Obwohl er Sohn eines Offiziers ist, verweigerte er den Wehrdienst und wählte den Zivildienst an der Bahnhofsmission Hannover. Später studierte er dort Politik, Geschichte und Soziologie. Nebenher arbeitete er im Wahlkreisbüro von Gerhard Schröder, 2009 wurde er über die Landesliste in den Bundestag gewählt.

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