In einigen britischen Gefängnissen sollen Sexualstraftäter durch Medikamente von weiteren Taten abgehalten werden. Die Justizministerin spricht von einem Pilotprojekt.
22. Mai 2025, 15:38 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, iyf
Großbritannien erwägt, Sexualstraftätern Medikamente zu verabreichen, die den Sexualtrieb unterdrücken. Damit sollen sie von weiteren Übergriffen abgehalten werden. In 20 Gefängnissen sollen entsprechende Pilotprojekte beginnen, wie Justizministerin Shabana Mahmood mitteilte. Sie prüfe auch, ob es möglich sei, die Medikamentengabe verbindlich zu machen.
Einhergehen müsse dies aber mit psychologischen Maßnahmen, sagte sie. Dabei sollten auch andere Hintergründe der Straftaten durchleuchtet werden, etwa das Ausüben von Macht und Kontrolle.
Wenn mit Medikamenten der Sexualtrieb gehemmt werden soll, wird das auch als chemische Kastration bezeichnet. In Deutschland ist laut wissenschaftlichem Dienst des Bundestags eine solche chemische Kastration rechtlich möglich, sofern sie freiwillig erfolgt.
In Pakistan hatte das Parlament vor einigen Jahren ein Gesetz verabschiedet, das es Gerichten erlaubt, die chemische Kastration bestimmter Sexualstraftäter anzuordnen. Menschenrechtsorganisationen und Juristen hatten das kritisiert.
Alternativen im Strafsystem
Angesichts der überlasteten Gefängnisse in England überlegt die britische Regierung, welche alternativen Möglichkeiten es im Strafsystem gibt. Die Regierung musste bereits Tausende Straftäter früher als geplant entlassen, um wieder Platz in Haftanstalten zu schaffen.
In einem Bericht wird neben etlichen anderen Maßnahmen empfohlen, bei Sexualstraftätern die Möglichkeit der chemischen Kastration zu untersuchen, um Wiederholungstaten zu vermeiden. In England gibt es bereits ein Pilotprojekt, das nun ausgeweitet werden soll.