Prozess gegen US-Rapper Sean Combs’ Ex-Freundin berichtet von schweren Misshandlungen
Casandra Ventura ist die wohl wichtigste Zeugin im Prozess gegen Sean »Diddy« Combs. Nun hat sie vor Gericht ausgesagt: über mehrtägige »Freak-offs« und massiven Missbrauch durch den Rapper.
14.05.2025, 02.41 Uhr

Gerichtszeichnung von Combs (l.) und Ventura im Zeugenstand: Der Prozess gegen den Musiker wird schätzungsweise acht Wochen dauern
Foto:Jane Rosenberg / REUTERS
Im weltweit beachteten Prozess gegen Sean »Diddy« Combs hat die ehemalige Freundin des US-Rappers von schweren Misshandlungen berichtet. »Er hat mir auf den Kopf geschlagen, mich umgeworfen, gezerrt, getreten und mir auf den Kopf getreten, wenn ich am Boden lag«, sagte Cassandra »Cassie« Ventura vor Gericht in New York über ihre Beziehung zu dem heute 55-Jährigen. Immer wieder habe sie blaue Flecken am ganzen Körper sowie andere Wunden gehabt – so gaben mehrere US-Medien übereinstimmend die Aussagen Venturas wieder.
Die Staatsanwaltschaft in New York wirft Combs unter anderem Sexhandel, Prostitution und Organisierte Kriminalität vor. Darunter sind auch schwere Gewaltakte gegen Ventura. (Alles, was Sie zum Prozess gegen Combs wissen müssen, erfahren Sie hier .)
Die ehemalige Freundin des Musikers gilt als wohl wichtigste Zeugin in dem Prozess. Die R&B-Sängerin, die mit 19 Jahren eine Beziehung mit dem damals 37-jährigen Combs eingegangen war, hatte ihn als Erste des sexuellen Missbrauchs und der Vergewaltigung beschuldigt. Das war Ende 2023. Es kam zwar nicht zu einem Prozess, sondern zu einem Vergleich. Venturas Klage war aber der Auslöser für Untersuchungen, die schließlich in dem aktuellen Prozess mündeten.
Vergangenes Jahr wurde ein Überwachungsvideo publik, das dem Sender CNN vorlag. Darauf war zu sehen, wie Combs seine damalige Freundin Ventura auf einem Hotelflur misshandelte.
»Ich konnte mit niemandem darüber reden.«
Casandra »Cassie« Ventura
Vor Gericht beschrieb Ventura am Dienstag auch, wie sie im Auftrag Combs immer wieder sexuelle Handlungen ausführen sollte. Bei diesen sogenannten Freak-offs sei es darum gegangen, dass sie mit fremden Männern vor den Augen des Musikers Sex haben sollte. Diese Treffen unter anderem in New York, Miami, Los Angeles oder auf Ibiza beschrieb sie als teilweise mehrtägige Orgien, die Combs Lust auf Voyeurismus befriedigen sollten. Sie habe sich dabei »ekelhaft« und »gedemütigt« gefühlt, sagte Ventura.
Combs habe die Beteiligten mit unterschiedlichen Drogen versorgt. Es habe teils mehrere Tage gedauert, bis sie sich von diesen Orgien erholt habe, schilderte Ventura. »Mir fehlten die Worte, um zu sagen, wie furchtbar ich mich fühlte. Ich konnte mit niemandem darüber reden.« Zugleich sagte sie, sie sei verliebt gewesen und habe Combs glücklich machen wollen. Und: Sie habe nicht gewusst, was drohe, falls sie Nein sage.

»Cassie« und »Diddy« im Mai 2015
Foto:Charles Sykes / Invision / AP / dpa
Combs sei für ihre Gefühle nicht empfänglich gewesen, sagte Ventura. Sie habe sich seinen Wünschen fügen müssen. Die heute 38-Jährige trat mit deutlich sichtbarem Babybauch in den Zeugenstand. Ihr Ehemann befand sich ebenfalls im Gerichtssaal. Das Paar hat bereits zwei Kinder.
Combs weist alle Vorwürfe zurück und plädiert auf nicht schuldig. Seine Verteidigung räumte in ihrem Auftaktplädoyer ein, dass ihr Mandant zwar häusliche Gewalt gegen Frauen ausgeübt habe, die Vorwürfe des Sexhandels aber nicht zuträfen. Combs droht eine lebenslange Freiheitsstrafe. Die Prozessdauer wird auf etwa acht Wochen geschätzt. Er sitzt seit Mitte September in Brooklyn in Untersuchungshaft.
Neben der Anklage der New Yorker Staatsanwaltschaft gibt es noch zahlreiche Zivilklagen gegen den Rapper. Unter anderem vertritt eine Anwaltskanzlei im texanischen Houston eigenen Angaben zufolge rund 120 Männer und Frauen mit Vorwürfen gegen Combs.