Schweine, bei denen Forscher gezielt das Erbgut verändert haben, sind vollständig resistent gegen das Schweinepestvirus. Das hat ein internationales Forscherteam aus Großbritannien und Deutschland in kontrollierten Tierversuchen im Labor bewiesen. Die Ergebnisse sind nun im Fachjournal »Trends in Biotechnology« veröffentlicht worden.
Das Schweinepestvirus gehört zur Gattung der Pestviren, die bei Tieren wie Schweinen, Rindern und Schafen Infektionskrankheiten hervorrufen können. Die Klassische Schweinepest (KSPV) gilt dabei als eine der gefährlichsten Tierseuchen weltweit. Sie führt zu hohen Krankheits- und Sterblichkeitsraten und kann sich schnell in Schweinebeständen ausbreiten.
Ein Beispiel für die verheerenden Folgen: Während einer Epidemie in den Niederlanden in den Neunzigerjahren mussten zwölf Millionen Schweine getötet werden, die Kosten beliefen sich auf 2,3 Milliarden Euro.
Bislang war die Bekämpfung der Seuche vorwiegend durch Impfungen und Keulungen möglich – eine moralische und wirtschaftliche Herausforderung. Der neue Ansatz soll das künftig vermeiden helfen.
Weder Viren noch Antikörper
Anders als bei einer Impfung ging es den Forschenden nicht darum, das Virus selbst zu bekämpfen. Stattdessen entfernten sie ein bestimmtes Protein: DNAJC14. Es gilt als unerlässlich dafür, dass sich Pestviren in Schweinezellen vermehren. Die Forschenden veränderten mithilfe der Genschere Crispr/Cas9 gezielt das Erbgut der Schweine, sodass das Virus nicht mehr an DNAJC14 binden kann. Die Funktion des Proteins blieb erhalten, aber das Virus konnte sich nicht mehr vermehren.
»Dass das zelluläre DNAJC14-Genprodukt für die Vermehrung von Pestviren unerlässlich ist, wurde bereits vor 20 Jahren nahegelegt. Nun ist mit dieser Studie eindeutig bewiesen, dass dies auch für KSPV im Schwein gilt«, sagt Nicolas Ruggli , Leiter Virusinfektionen der Schweine am Institut für Virologie und Immunologie in Bern, auf Nachfrage des Science Media Center (SMC) .
In dem Versuch wurden vier gentechnisch veränderte Schweine und eine Kontrollgruppe – ebenfalls vier Tiere – mit dem Schweinepesterreger infiziert. Während die Kontrollgruppe typische Symptome zeigte, blieben die geneditierten Tiere symptomfrei, in ihrem Blut fanden sich weder Viren noch Antikörper.
Wirtschaftliche Vorteile
Genetisch resistente Tiere haben das Potenzial, massive Verluste in der Tierhaltung zu verhindern. Sie könnten den Bedarf an Medikamenten deutlich senken und die finanziellen Verluste von Landwirten reduzieren.
»Ökonomisch bieten solche resistenten Tiere dadurch deutliche Vorteile. Sie müssen – falls überhaupt möglich – nicht geimpft werden, können keine Viren weiterverbreiten und verringern dadurch Tierverluste, Medikamenteneinsatz und wirtschaftliche Schäden durch Handelsbeschränkungen erheblich«, erklärt Konrad Fischer von der TUM München laut dem SMC. Außerdem entfalle das Problem, geimpfte von infizierten Tieren zu unterscheiden – ein wichtiger Vorteil gegenüber herkömmlichen Impfstrategien.
Damit die Methode langfristig erfolgreich ist, müsste die genetische Veränderung vererbt werden. Dann nämlich müssen nicht jedes einzelne Tier und jede neue Generation erneut behandelt oder geimpft werden. Das spart Aufwand, Kosten und senkt das Risiko von neuen Ausbrüchen erheblich. Intensive Forschung dazu steht noch aus.
Geneditierte Schweine in den USA
In deutschen Supermärkten wird das Fleisch solcher Tiere wohl erst einmal nicht angeboten. Der Virologe Alexander Postel von der Tierärztlichen Hochschule Hannover verweist laut dem SMC auf rechtliche Probleme beim Einsatz der neuen Technik. »In den Ländern der EU und vielen anderen Ländern weltweit fehlen bislang die rechtlichen Voraussetzungen für die Haltung und Vermarktung gentechnisch veränderter Nutztiere«, sagt er.
In der Europäischen Union sind derzeit keine Lebens- und Futtermittel aus gentechnisch veränderten Tieren zum Verkauf zugelassen. Anders in den USA. Bereits im Jahr 2018 hatte das Forscherteam gentechnisch veränderte Schweine vorgestellt . Diese sind resistent gegen das porzine Reproduktions- und Respirationssyndrom-Virus (PRRSV). Die US-amerikanische Lebensmittelbehörde FDA genehmigte im April 2025 die Zucht dieser Schweine für die Landwirtschaft.
Geneditierung könnte in Zukunft auch helfen, Schweine gegen andere Krankheiten wie die Afrikanische Schweinepest oder bestimmte bakterielle Infektionen widerstandsfähiger zu machen. Dafür müssten Forschende aber für jede Krankheit einen eigenen, passenden Ansatz entwickeln.

vor 2 Tage
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