Schick skeptisch: "Nur die Zeit wird uns die Realität zeigen"

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Gerade hat Patrik Schick seinen Vertrag bis 2030 verlängert. Dennoch sieht der 29-Jährige Bayer 04 aufgrund des massiven personellen Umbruchs akut vor einer ungewissen Zukunft.

 Patrik Schick zeigt sich trotz Vertragsverlängerung bezüglich der sportlichen Zukunft skeptisch.

Hat sich trotz des Umbruchs Bayer 04 verschrieben: Patrik Schick zeigt sich trotz Vertragsverlängerung bezüglich der sportlichen Zukunft skeptisch. picture alliance / Maximilian Koch

Als Bayer 04 am Montag die Vertragsverlängerung von Patrik Schick verkündete, war dies für beide Seiten als Erfolg einzuordnen. Für den Werksklub, weil er seinen Torjäger, der zuvor durchaus Abwanderungsgedanken zugelassen hatte, halten konnte. Für Schick selbst, weil der 29-Jährige ein Arbeitspapier unterschrieb, aufgrund dessen er sich keinerlei Gedanken mehr über seine persönliche Zukunft machen muss. Wenn Schicks Vertrag 2030 ausläuft, wird der tschechische Nationalspieler 34 Jahre alt sein.

Für den Verein ist es eine schwierige Situation, weil vier wichtige Spieler gegangen sind.

Der intelligente wie sensible Linksfüßer hat also bis zum Karriereende ausgesorgt. Und bedankte sich nach dem 3:0-Sieg im Testspiel gegen Pisa SC nicht nur, aber auch deshalb mit edlen Worten für seinen Arbeitgeber. Er sei "auf jeden Fall sehr glücklich", sagte Schick, "der ganze Verein hat mir mit diesem Vertrag Vertrauen gezeigt."

Dabei räumte der Angreifer allerdings auch ein, dass ihm dieser Schritt nicht leichtgefallen sei. Vor allem aufgrund des personellen Umbruchs im Kader und der daraus resultierenden sportlichen Ungewissheit. "Für den Verein ist es eine schwierige Situation, weil vier wichtige Spieler der vergangenen Saison weggegangen sind",  erklärte der Hüne mit Blick auf den Verlust der Leistungsträger und Schlüsselspieler Florian Wirtz, Jeremie Frimpong (beide zum FC Liverpool), Jonathan Tah (Bayern München) und Granit Xhaka (AFC Sunderland).

Ich hoffe und glaube, ich habe die richtige Entscheidung getroffen.

Also räumte Schick ein: "Für mich war es auch keine einfache Entscheidung. Aber ich hoffe und ich glaube, ich habe die richtige getroffen." Hoffen und Glauben. Ungewissheit, auf welchem Level es für Bayer 04 sportlich weitergeht, aber auch Vertrauen, dass die Verantwortlichen noch die notwendigen personellen Stellschrauben drehen. Beides besitzt seine Berechtigung.

"Ich glaube, wir holen noch ein paar Spieler", sagte Schick, der sich dies vor seiner Unterschrift sicherlich grundsätzlich erklärt haben lassen wird, "die Mannschaft ist im Moment nicht so groß. Es ist auf jeden Fall eine andere Mannschaft als in den letzten beiden Saisons. Und auch unser Spiel wird anders werden."

Schick versteckt seine Skepsis nicht und bittet um Zeit für ten Hag

Dennoch soll es weiterhin erfolgreich sein. Wie erfolgreich? Diese Frage ist auch für Schick schwer zu beantworten. Der noch viel Substanz erkennt, aber auch durchaus Skepsis zeigt. Und so erklärt er bezüglich der neuen Hierarchie, die sich ohne die Leader wie Xhaka, Tah und Wirtz finden muss, und der künftigen Stärke Bayers. "Wir haben immer noch Topspieler in der Mannschaft. Jetzt ist es an der Zeit auch für die anderen, dass sie zeigen, was sie können. Nur die Zeit wird uns die Realität zeigen."

Dass die aktuelle Situation durchaus diffizil ist, stellt Schick nämlich nicht annähernd in Abrede. So erklärt er auf den neu zum Werksklub gekommenen Erik ten Hag angesprochen: "Auch für den Trainer ist es nicht einfach. Die Spieler geben ihm die Unterstützung, die er braucht. Wir brauchen auf jeden Fall Zeit, um länger miteinander zu trainieren. Zu Funktionieren braucht Zeit."

Unter ten Hag ist Schicks Status ein anderer als bei Xabi Alonso

Der Niederländer hält große Stücke auf Schick, der unter dessen Vorgänger Xabi Alonso lange Zeit hinter Konkurrent Victor Boniface rangierte und bis in den November 2024 vorwiegend die Ersatzbank gedrückt hatte. Ten Hag jedoch betont die Ausnahmestellung des Goalgetters.

"Er ist sehr wichtig für den Verein und die Mannschaft, er ist ein unglaublich guter Stürmer. Patrik ist ein Sonderfall", huldigte der 55-Jährige dem Angreifer, "es gibt nicht viele Spieler, die diese bestimmte Qualitäten wie Patrik Schick besitzen."

Bayer benötigt Verstärkung für die Offensive, um Schicks Qualität voll zu nutzen

Diese kamen in den Testspielen bislang aber kaum zur Geltung, weil der Abschlussspieler entweder wie beim 2:1-Sieg in Sittard am Freitag kaum in Szene gesetzt wurde oder wie gegen Pisa nur in der zweiten Hälfte zum Einsatz kam, die Bayer zum größten Teil nach Edmond Tapsobas Platzverweis in Unterzahl spielen musste.

Verstärkungen für die Offensive, die die Bayer-Verantwortlichen unter Hochdruck zu verpflichten versuchen, sollen dafür sorgen, dass Schick bald wieder öfter seine Knipser-Qualitäten demonstrieren kann - und dafür, dass aus Hoffnung und Glauben schnell wieder Gewissheit wird.

Stephan von Nocks

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