Schalom Nagar: Henker von Adolf Eichmann in Israel gestorben

vor 23 Stunden 1

Adolf Eichmann war Leiter des Referats IV B 4 im Reichssicherheitshauptamt. Er war zuständig für den Transport der europäischen Juden in die Konzentrationslager. Er war einer der größten Naziverbrecher der Welt.

Die Hinrichtung Eichmanns am 1. Juni 1962 war ein Triumph für Israel. Zielfahnder des Mossad hatten ihn in Argentinien aufgespürt und in den jüdischen Staat entführt.

Nun ist der Mann gestorben, der das Todesurteil gegen Eichmann vollstreckt hat: Schalom Nagar. Der damalige Gefängniswärter zog am 1. Juni 1962 an einem Hebel, der eine Falltür auslöste; Eichmann, an einem Strick hängend, stürzte in den Tod.

Wie die »Jerusalem Post«  und »Haaretz« übereinstimmend berichten, starb Nagar im Alter von 86 Jahren.

Er lebte in Holon südlich von Tel Aviv-Jaffa. 2011 widmeten ihm zwei israelische Filmemacherinnen die Dokumentation »Der Henker«. Der wolle er aber nie sein, sagte er. »Ich war damals erst 26, das war zu viel für mich.« Die ganze Geschichte über den Henker für einen Tag lesen Sie hier .

Adolf Eichmann während des Prozesses in Israel im Dezember 1961

Adolf Eichmann während des Prozesses in Israel im Dezember 1961

Foto: Keystone-France / Gamma-Keystone / Getty Images

Nagar arbeitete als Tischler und Fallschirmjäger, bevor er in das Gefängnis von Ramla verlegt wurde. Er wurde als Bewacher Eichmanns ausgewählt, weil er nicht aus Israel stammte, sondern aus dem Jemen. »Sie hatten große Angst, einer der Wärter könnte Eichmann umbringen oder verletzen«, sagte Nagar.

Viermal drei Stunden pro Tag saß Nagar auf einem Stuhl in Eichmanns Zelle und beobachtete ihn. Dann hatte er 48 Stunden frei, sechs Monate ging das so. Nagar musste für Eichmann vorkosten, um sicherzugehen, dass das Essen nicht vergiftet ist.

Nagar habe damals wenig über den Holocaust und nichts über Eichmann gewusst, sagte er. Erst im Prozess, der in der Urteilsverkündung im Dezember 1961 mündete, machte sich Nagar ein Bild. Deswegen wollte er das Todesurteil zunächst gar nicht vollstrecken; er wollte Kollegen diese Chance geben, immerhin hätten sie gelitten und ihre Familie verloren. Die Gefängnisleitung wählte aber den Mann aus, für den der Holocaust am weitesten entfernt war.

Nagar berichtete später von Albträumen. Er habe Blut des toten Eichmanns ins Gesicht bekommen. Ein Jahr habe er sich mit diesen Bildern gequält. 30 Jahre lang hielt er geheim, dass er der Henker Eichmanns war. Er wandte sich der Religion zu, trug Mantel und die Kippa der Orthodoxen.

Historiker behaupten, es habe mehrere Henker gegeben. Nagar beharrte darauf, der einzige gewesen zu sein.

Das Todesurteil, so sieht es Nagar, war richtig. »Dieser Prozess und das Urteil zeigten der Welt die Brutalität und die Bösartigkeit gegenüber den Juden«, sagte er. »Und es war wichtig für unseren jungen Staat, es hat uns zusammengeschweißt.«

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