Mit vielen Vorschusslorbeeren war Pepijn Lijnders zu Red Bull Salzburg gekommen. Überzeugen konnte der einstige Co-Trainer von Jürgen Klopp beim österreichischen Vizemeister aber noch nicht.
Für Pepijn Lijnders läuft es in Salzburg noch nicht nach Wunsch. IMAGO/DeFodi
Die Hoffnungen waren groß, als Pepijn Lijnders beim FC Red Bull Salzburg zum Start der neuen Spielzeit das Zepter übernahm. Nach einer titellosen Saison, der ersten seit 2012/13, sollte der Niederländer den Erfolg in die Mozarststadt zurückbringen. Nur: Die ersten Monate seiner Amtszeit verliefen für den einstigen Co-Trainer von Jürgen Klopp alles andere als nach Wunsch. Salzburg mangelt es unter Lijnders bislang nicht nur an Ergebnissen, sondern auch an klaren Strukturen. Besonders augenscheinlich wird dieses Manko gegen tiefstehende Gegner in der heimischen Bundesliga.
Champions-League-Ligaphase - 5. Spieltag
Dabei erscheint Lijnders' grundsätzliche Spielidee, die er auch in seinem Buch "Inside Liverpool FC" beschreibt, auf den ersten Blick eigentlich wie gemacht für die junge Salzburger Mannschaft: intensives Gegenpressing, gnadenlose Jagd auf den Ball, zielstrebiges Spiel nach vorne. Doch was bei den Reds noch so gut gelang, funktioniert in Salzburg bislang höchstens in Ansätzen. Auch, weil die radikale Umstellung auf das 4-3-3-System überhaupt nicht fruchtete.
Im Zusammenspiel mit Sportdirektor Bernhard Seonbuchner gelang es Lijnders im Sommer nicht, adäquate Spieler für seine Spielidee zu verpflichten. Insbesondere auf den so eminent wichtigen Flügeln fehlt es Salzburg sowohl in der Spitze als auch in der Breite an Qualität, weshalb Unterschiedsspieler Oscar Gloukh häufig auf die linke Außenbahn ausweichen muss - und damit seine Stärke im Zentrum nicht ausspielen kann.
Wackelige Defensive
Ein weiteres Problem für Salzburg: Die Defensive ist nach den Abgängen von Strahinja Pavlovic und Oumar Solet längst nicht mehr so gefestigt wie in den Vorjahren. Allein in den vier bisherigen Champions-League-Partien gegen Sparta Prag (0:3), Stade Brest (0:4), Dinamo Zagreb (0:2) und Feyenoord Rotterdam (3:1) erhielt die Lijnders-Elf zehn Gegentore - und die wahren Kaliber in der Königsklasse kommen erst, warten nach dem Auswärtsspiel in Leverkusen (Dienstag, 21 Uhr, LIVE! bei kicker) doch noch Paris Saint-Germain, Real und Atletico Madrid.
Immerhin zeigte sich beim jüngsten Champions-League-Auftritt in Rotterdam - wie auch in der beeindruckenden Qualifikation -, welches Potential in den Salzburgern steckt. Begünstigt von der offensiven Spielanlage der Niederländer fuhr der österreichische Vizemeister einen zu diesem Zeitpunkt völlig überraschenden Auswärtssieg ein - um vier Tage später in der Liga gegen Blau-Weiß Linz mit 0:2 zu verlieren. "Solche Leistungen kann ich nicht akzeptieren", fürchtete Lijnders nach dem Spiel in Oberösterreich eine "schwierige Saison".
Historisch schwach
Aufgrund der mangelnden Konstanz fehlen Salzburg in der Liga - bei zwei Spielen weniger - bereits 14 Zähler auf Spitzenreiter Sturm Graz. Die 1:2-Niederlage gegen den LASK am Samstag markierte die vierte sieglose Bundesliga-Partie in Folge, noch nie in der Red-Bull-Ära standen die Salzburger nach zwölf Runden bei weniger Punkten als in diesem Jahr (18).
Von Seiten der Fans sieht sich Lijnders daher mit viel Kritik konfrontiert. Schon mit der Entscheidung, Leipzig-Leihgabe Janis Blaswich zu Saisonbeginn zum Kapitän und Einser-Torhüter zu machen, hatte sich der 41-Jährige an der Salzach keine Freunde gemacht. Dass Lijnders mittlerweile wieder auf ÖFB-Teamtorhüter Alexander Schlager setzt, wurde vielerorts als erstes Schuldeingeständnis gedeutet.
Die Führungsriege der Salzburger steht hingegen trotz des enttäuschenden Saisonstarts weiter geschlossen hinter Lijnders. Dass ausgerechnet sein ehemaliger Weggefährte Klopp ab Januar die Geschicke im Red-Bull-Kosmos leiten wird, stärkt dem Niederländer zusätzlich den Rücken. Doch auch sein "großer Bruder" weiß, dass Lijnders rasch regelmäßige Erfolge einfahren muss, um nicht schon bald sämtliche Vorschusslorbeeren verspielt zu haben.
nf