Drei lauten Tribünen und die Hoffnung auf den nächsten großen Schritt. Das Gastspiel von Borussia Dortmund bei Dinamo Zagreb soll dem Team von Trainer Nuri Sahin endlich mal wieder einen Auswärtssieg bringen, auch wenn der Respekt vorm Gegner groß ist.
Hat großen Respekt vor dem kommenden Gegner: Nuri Sahin. IMAGO/Pixsell
Aus Zagreb berichtet Patrick Kleinmann
Der erste Anblick wird durchaus eindrucksvoll sein. Wenn die Dortmunder Profis am Mittwochabend unter Flutlicht ins Stadion Maksimir in der kroatischen Hauptstadt Zagreb aus den Umkleidekabinen einlaufen, wird sie frontal der Anblick der Nordtribüne mit den berüchtigten "Bad Boys Blue" begrüßen. Laut dürfte es im Beton-Bau mit den vier steilen Tribünen werden, wenn der BVB bei Dinamo (21 Uhr, LIVE! bei kicker) sein drittes Auswärtsspiel der laufenden Champions-League-Saison bestreitet, stimmungsvoll bis hitzig - und das obwohl die Osttribüne seit dem schweren Erdbeben 2020 gesperrt ist.
Ungewohnt ist das allerdings nicht für die Dortmunder Profis, die in den vergangenen Jahren auswärts schon einige laute Stadien erleben durften, ob bei Besiktas, Atletico oder in Kopenhagen, auch wenn Felix Nmecha zugibt, es sei "komplett anders als in den Stadien in Deutschland". Die Spielstätte an sich war für Nuri Sahin am Vorabend schonmal "keine Überraschung". Der Trainer war bereits hier, damals allerdings ohne Zuschauer auf den Tribünen und er will ohnehin nicht daran glauben, "dass Stadion und Rasen mit unserer Auswärtsmisere zu tun haben". Der bisher letzte Dreier außerhalb Dortmunds gelang in der Königklasse, Mitte September war das, damals bei Club Brügge.
Ein Sieg in Zagreb wäre der nächste Schritt, nach zuvor drei Siegen in vier Spielen den direkten Weg ins Achtelfinale zu schaffen, der den ersten Acht der Mammutgruppe von 32 Teams vorbehalten ist. Als zur Halbzeit Siebter und damit beste deutsche Mannschaft ist die Champions League wie schon in der Vorsaison so ein wenig der Wohlfühl-Wettbewerb des BVB - vor allem angesichts der wankelmütigen Leistungen in der Liga und dem frühen Aus im DFB-Pokal.
Nach dem 4:0-Sieg gegen den SC Freiburg am vergangenen Wochenende ist die Stimmung rund ums Team zumindest für ein paar Tage wieder aufsteigend. Ein wahrer Wendepunkt wäre nach sechs Auswärts-Niederlagen am Stück aber auch mal wieder ein Erfolg in der Fremde. "Wir wollen nicht von unserer Idee abrücken", betont Sahin trotz der Probleme in den vergangenen Wochen: "Wir wollen Ballbesitz haben." Er und sein Trainerteam hätten sich "Gedanken gemacht" und dazu gehörte wie vor der Partie bei Real Madrid vor einigen Wochen auch, das wichtige Abschlusstraining am Dienstagmorgen in Dortmund zu absolvieren statt wie üblich im Stadion des Gegners.
Sahin: "Das kann man nicht zählen"
Das Team des ehemaligen Bundesliga-Coaches Nenad Bjelica hat bei den Dortmunder merklich Eindruck hinterlassen. "Wir haben sehr viele Spiele gesehen, in der Liga und in der der Champions League", berichtet Sahin: "Das ist eine gute Mannschaft mit einigen guten Spielern." Auch das 2:9 zum Auftakt der Ligaphase bei Bayern München habe gar keine Aussagekraft mehr. "Das kann man nicht zählen, danach haben sie den Trainer gewechselt."
Und den kennt Sahin nicht nur aus dessen Zeit bei Union Berlin. Auch in der Türkei trafen beide bereits aufeinander, Sahin mit Antalyaspor, Bjelica mit Trabzonspor. Im Sommer 2023 gewann der Kroate mit 1:0, als Co-Trainer des BVB hatte zuletzt Sahin beim Dortmunder 2:0-Rückrundensieg in der Vorsaison die Oberhand. Den Respekt nach vielen Videositzungen aber merkt man Sahin an: "Ich sehe eine Handschrift, Dinamo ist eine Trainer-Mannschaft."