Der Landesvorstand der AfD in Sachsen-Anhalt hat ein Parteiausschlussverfahren gegen Ex-Generalsekretär Jan Wenzel Schmidt beschlossen. Das erfuhr der SPIEGEL aus Parteikreisen. Schmidt bekommt damit die härteste Sanktion der Partei zu spüren. Zuvor hatte der Bundestagsabgeordnete seinen Parteikollegen vorgeworfen, Abrechnungsbetrug begangen und Vetternwirtschaft betrieben zu haben.
Über Jahre hinweg sollen AfD-Abgeordnete private Vergnügungsreisen mit Steuergeldern finanziert haben, so Schmidt. In einer Mail schrieb er von Trips nach New York, Griechenland und zu Disneyland – sowie von »Dienstreisen nach Berlin, deren Ziel die dortige Spielbank war«.
Die Äußerung sind ein Gegenangriff, denn zuvor war Schmitt selbst wegen dubioser Privatgeschäfte intern unter Druck geraten. Der AfD-Landesverband Sachsen-Anhalt prüft parteirechtliche Ordnungsmaßnahmen gegen den Politiker, weil der 34-Jährige sein »Bundestagsmandat zur Erlangung geschäftlicher Vorteile missbraucht haben könnte«. Hintergrund waren unter anderem Recherchen des SPIEGEL.
Demnach war Schmidt in fragwürdige Geschäfte mit künstlichen Diamanten aus China verstrickt und stellte Mitarbeiter seiner privaten E-Zigaretten-Firma offenbar zum Schein als Minijobber in seinem Bundestagsbüro ein – bezahlt aus Steuermitteln. Auf SPIEGEL-Anfrage ging Schmidt nicht auf konkrete Fragen zu den mutmaßlichen Scheinanstellungen ein, bestritt aber, dass »es irgendwelche Rechtsverstöße gegeben« habe.
Bis Anfang des Jahres war Schmidt Generalsekretär des Landesverbands der AfD in Sachsen-Anhalt. Der Verfassungsschutz stuft den Verband als gesichert rechtsextrem ein. In dem Bundesland wird im September 2026 eine neue Landesregierung gewählt. Die AfD liegt derzeit klar vorn und erreicht in Umfragen rund 40 Prozent.
Wenige Monate vor der Landtagswahl tobt innerhalb von Sachsen-Anhalts AfD eine Schlammschlacht. Neben Schmidt überziehen sich auch andere Abgeordnete mit Vorwürfen. So soll der Landtagsabgeordnete Matthias Lieschke ein Kreisspitzentreffen heimlich aufgenommen und die Audiodatei an Schmidt weitergeleitet haben.
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