Reekers dämpft die Erwartungen: Gütersloh "weit davon entfernt, ein Favorit zu sein"

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Sein zuletzt so formstarkes Team sieht FC-Gütersloh-Sportchef Rob Reekers nicht als Titelkandidat; er hat stattdessen sechs andere Favoriten. In Sachen Kaderplanung zeigt sich der Ex-Profi entspannt: Vor allem eine Baustelle ist ausgemacht.

 Rob Reekers (Mitte) mit Teammanager Rene Harder (links) und Cheftrainer Julian Hesse.

Im Austausch: Rob Reekers (Mitte) mit Teammanager Rene Harder (links) und Cheftrainer Julian Hesse. IMAGO/Dünhölter SportPresseFoto

Gut zehn Tage vor dem Trainingsauftakt am Montag, 16. Juni, gibt sich Rob Reekers (59), Sportlicher Leiter beim Regionalliga West-Vizemeister FC Gütersloh, beim Blick auf die Personalplanung betont gelassen. Einen Großteil seiner Arbeit hat der langjährige Bundesligaprofi, der dabei eng mit Teammanager Rene Harder (23) und Cheftrainer Julian Hesse (36) kooperiert, schließlich schon geleistet. Rund 20 Spieler stehen für die neue Saison bereits unter Vertrag. Lediglich vier Positionen sind nach aktuellem Stand noch neu zu besetzen. Dabei haben Reekers und Co. längst klare Vorstellungen.

Die größte "Baustelle" im Kader ist die rechte Abwehrseite, wo ein gestandener Spieler gesucht wird, der den bisherigen Kapitän Julian Schauerte (37/beendet seine aktive Karriere und wird Scout bei Fortuna Düsseldorf) auf dem Platz, aber auch in der Kabine ersetzen kann. "Wenn es uns gelingt, dort einen potenziellen Stammspieler mit Erfahrung zu verpflichten, dann sehe ich uns, was die erste Elf angeht, schon ganz gut aufgestellt", so Reekers. Dazu sollen dann noch etwa junge und aufstrebende Talente kommen, "denen wir die Zeit geben, um sich entwickeln", wie der Sport-Chef betont.

Reekers weiß, dass mit Schauerte, aber auch "Urgestein" Lars Beuckmann (35/Karriere beendet), Kevin Freiberger (36/Rot Weiss Ahlen) oder auch Allan Firmino Dantas (28/SV Rödinghausen) einige Säulen der letzten Jahre den Verein verlassen. Allerdings waren auch die neu verpflichteten Angreifer Julius Langfeld (30/SC Paderborn 07 U 21) und Mittelfeldspieler Jan-Lukas Liehr (27/SC Wiedenbrück) echte Leistungsträger bei Gütersloher Ligakonkurrenten und wechseln daher mit großen Hoffnungen in den Heidewald. Auch den aus der Oberliga geholten Mittelfeldspielern Hannes John (27/1. FC Gievenbeck) und Len Wilkesmann (21/ASC 09 Dortmund) traut Reekers einiges zu. Der talentierte Paul-Joel Sauer (18/Chemnitzer FC U 19) soll an höhere Aufgaben herangeführt werden.

"Beginnen wieder bei Null"

Obwohl der FCG eine herausragende Rückserie gespielt und in dieser Zeit mit 38 von 45 möglichen Punkten mit Abstand das erfolgreichste Team in der West-Staffel war, warnt der Sportliche Leiter vor (zu) hohen Erwartungen beim ehemaligen Zweitligisten. "Klar, die Rückrunde lief für uns optimal, das war auch kein Zufall", so Reekers: "Dennoch beginnen wir jetzt wieder bei Null und sind nach gerade einmal zwei Jahren in der Regionalliga weit davon entfernt, ein Favorit auf die Meisterschaft zu sein." Als Zielsetzung nennt Reekers "einen einstelligen Tabellenplatz" und hat für das Titelrennen neben Drittliga-Absteiger Borussia Dortmund II "vor allem den 1. FC Bocholt, Rot-Weiß Oberhausen, den SV Rödinghausen, Fortuna Köln und die Sportfreunde Lotte auf der Rechnung. "In diesem Kreis wollen wir gerne mitmischen, aber das wird kein Selbstläufer", kündigt der Niederländer an.

Reekers ist klar, dass sich einige Leistungsträger der Ostwestfalen durch ihre Entwicklung in den zurückliegenden Monaten für die Konkurrenz interessant gemacht haben, auch wenn bisher keine Wechselwünsche hinterlegt wurden oder Angebote vorliegen. "Wir müssen abwarten, die Transferperiode ist sehr lang", sagt Reekers - und zählt gleich anschließend aber auch die Vorzüge des Klubs auf. "Die Spieler wissen zu schätzen, dass bei uns in Ruhe und kontinuierlich gearbeitet wird und dass viele Jungs dank der Arbeit unseres Trainerteams besser geworden sind. Wir werden auch nicht nervös, wenn mal aus fünf Spielen nur ein Punkt herausspringt, wie es zu Beginn der abgelaufenen Saison der Fall war. Dazu machen wir keine falschen Versprechungen und das Geld kommt pünktlich."

Personaletat unverändert

Diese kalkulierte und seriöse Herangehensweise zeichnet den Klub bei den Ambitionen nach der Rückkehr in den Profifußball aus. Da die Infrastruktur es noch nicht hergab, verzichtete der FCG zuletzt auf einen Zulassungsantrag für die 3. Liga. Bevor man sich ernsthaft mit diesem Thema beschäftigt, sollen die nötigen Rahmenbedingungen geschaffen werden.

Auch der Einzug in den DFB-Pokal verleitet die Verantwortlichen nicht dazu, plötzlich mehr Geld auszugeben. "Der Personaletat für die erste Mannschaft bleibt unverändert", verrät Rob Reekers, der bei der Pokalauslosung am 15. Juni nichts gegen ein Duell mit einem seiner Ex-Klubs VfL Bochum (neun Jahre Profi) oder FC Augsburg (drei Jahre Co-Trainer) einzuwenden. Einen Tag später findet die erste Trainingseinheit der neuen Saison statt, für den 17. Juni ist der obligatorische Laktattest angesetzt. Am ersten Juli-Wochenende ist ein Kurz-Trainingslager im nahen Hotel "Klosterpforte" in Marienfeld geplant. Testspiele wurden bereits mit dem Drittligisten VfL Osnabrück (Samstag, 12. Juli) und dem Nord-Regionalligisten VfB Oldenburg (Samstag, 19. Juli) vereinbart. RALF DEBAT/MSPW

Ralf Debat

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