Fifa-Präsident Gianni Infantino war mit Donald Trump im Nahen Osten – und verpasste daher den Beginn des eigenen Kongresses. Europäische Vertreter reisten aus Protest ab.
16. Mai 2025, 1:28 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, SID, sue
Mehrere europäische Verbandschefs um DFB-Präsident Bernd Neuendorf und Uefa-Präsident Aleksander Čeferin haben aus Protest gegen Fifa-Präsident Gianni Infantino den 75. Kongress des Fußballweltverbands vorzeitig verlassen. Nach einer Kaffeepause bei dem Treffen in Asunción im Anschluss an die Rede Infantinos blieben zahlreiche Sitze im Saal leer. Unter anderem die acht Mitglieder, die die Europäische Fußball-Union Uefa stellt, blieben der zweiten Hälfte fern. Infantino war mit mehreren Stunden Verspätung zu der Versammlung eingetroffen.
"Die Situation ist besorgniserregend", sagte Norwegens Verbandschefin Lise Klaveness laut Medien. "Wir erwarten nun von der Fifa, dass sie ihren Mitgliedern die Situation erklärt und sicherstellt, dass die Stimmen der Mitgliedsverbände in Zukunft gehört und respektiert werden." Sie habe den Entschluss zum vorzeitigen Verlassen des Saals gemeinsam mit einigen europäischen Kollegen getroffen.
"Die kurzfristigen Terminänderungen des Fifa-Kongresses sind zutiefst bedauerlich", teilte die Uefa auf Anfrage der Nachrichtenagentur SID mit: "Eine kurzfristige Änderung des Zeitplans, die scheinbar nur privaten politischen Interessen dient, tut dem Fußball keinen Gefallen und scheint seine Interessen zurückzustellen." Die Uefa-Mitglieder seien daher "wie ursprünglich geplant" abgereist, um zu zeigen, "dass der Fußball an erster Stelle steht". Demnach verließen sie die Bühne exakt zu dem Moment, in dem der Kongress eigentlich hätte enden sollen. "Wir alle stehen im Dienst des Fußballs", teilte die Uefa mit. Eine Reaktion Infantinos oder der Fifa lag zunächst nicht vor.
"Wichtige Gespräche mit führenden Politikern"
Die Versammlung der Fifa-Mitgliedsverbände in Paraguay hatte wegen der verspäteten Ankunft Infantinos drei Stunden später begonnen als geplant. Der Schweizer hatte an den Tagen zuvor US-Präsident Donald Trump auf dessen erster großer Auslandsreise in den Nahen Osten begleitet. Die Reise hatte in Funktionärskreisen kritische Kommentare hervorgerufen, da der Schweizer dadurch bereits vor der Vollversammlung Termine verpasst hatte.
Wie die ARD-Sportschau berichtete, war Infantino auf der Reise zum Kongress zum geplanten Beginn erst im brasilianischen Luftraum. Dem Bericht zufolge war der Präsident des Weltverbandes in einem Privatflugzeug von Qatar Airways unterwegs.
Er habe "wichtige Gespräche mit führenden Politikern und Wirtschaftsvertretern" geführt, sagte Infantino gegenüber den 210 anwesenden Mitgliedsverbänden. "Ich hatte das Gefühl, dass ich dort sein musste, um Sie alle zu vertreten, um den Fußball zu vertreten", fügte er hinzu. Es habe aber "ein kleines Problem mit unserem Flug" gegeben, er wolle sich für die "Unannehmlichkeiten" entschuldigen.