Die rechte Regierung Belgiens plant eine Laufzeitverlängerung für alte Atomkraftwerke und den Bau neuer Reaktoren. Das Parlament nahm den Vorstoß mit großer Mehrheit an.
16. Mai 2025, 5:18 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, mp
Das belgische Parlament hat mit deutlicher Mehrheit für ein von der Regierung geplantes Ende des Atomausstiegs gestimmt. 102 Abgeordnete votierten für eine Verlängerung der Laufzeit der bestehenden Reaktoren, acht stimmten dagegen. Es gab 31 Enthaltungen.
Die rechte Regierung von Ministerpräsident Bart De Wever plant außerdem den Bau neuer Reaktoren. Derzeit verfügt Belgien über zwei Kernkraftwerke mit sieben Reaktoren – drei davon wurden bereits vom Netz genommen.
In Belgien war der Atomausstieg 2003 gesetzlich festgelegt worden. Ursprünglich sollten die weiteren Reaktoren der beiden Kernkraftwerke in Doel nahe Antwerpen sowie Tihange 2025 abgeschaltet werden. Doch die Debatte zieht sich seit Jahren.
Belgische Kraftwerke sorgen in Deutschland für Diskussionen
Angesichts der Sorge um die Sicherheit der Energieversorgung und mit Blick auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine hatte die belgische Regierung 2022 beschlossen, den Atomausstieg um zehn Jahre zu verschieben. Jeweils ein Meiler der beiden belgischen Kernkraftwerke sollte demnach bis 2035 am Netz bleiben.
In Deutschland sorgen die belgischen Atommeiler aus den 1970er- und 80er-Jahren immer wieder für Diskussionen. So wurden bei Reaktoren mehrfach Mängel festgestellt, etwa marode Betonteile. Unter anderem die nordrhein-westfälische Stadt Aachen und die Bundesregierung forderten deswegen in der Vergangenheit wiederholt deren Stilllegung. Das Kraftwerk Tihange liegt etwa 60 Kilometer von Aachen entfernt.
Deutschland beschloss 2002 unter der rot-grünen Bundesregierung den Atomausstieg. Nach einer zwischenzeitlichen Laufzeitverlängerung unter Kanzlerin Angela Merkel (CDU) besiegelte der Bundestag nach der Nuklearkatastrophe im japanischen Fukushima 2011 das endgültige Aus der Atomkraft in Deutschland. 2023 wurden die letzten Meiler abgeschaltet.
Indes stößt die Kernenergie auch in anderen europäischen Ländern wieder auf wachsendes Interesse. Unter anderem in Frankreich und Schweden sollen zusätzliche Anlagen errichtet werden. Italien will erstmals seit Jahrzehnten wieder ein eigenes AKW bauen.