Die internationale Presse übt deutliche Kritik an Israels Blockadehaltung. Dass Menschen in Gaza Hunger litten, sei keine Naturkatastrophe – sondern menschengemacht.
26. Juli 2025, 9:56 Uhr Quelle: DIE ZEIT, dpa, jsp
Die humanitäre Lage in Gaza ist katastrophal – es gibt kaum Essen, viele Kinder sind unterernährt, immer wieder werden an Verteilstellen Menschen von israelischen Soldaten getötet. Das Gesundheitssystem ist nicht mehr existent. Die israelische Regierung blockiert noch immer humanitäre Hilfslieferungen in das Kriegsgebiet, auch wenn zuletzt die Wiederaufnahme von Lebensmittelabwürfen angekündigt wurde. Die internationale Presse kritisiert das Vorgehen Israels – und auch die eigene Berichterstattung zu Gaza.
"Diese Zeitung hat lange Zeit Israels Recht auf Selbstverteidigung unterstützt", schreibt die Londoner Times. "Aber wo ist inmitten der Trümmer von Gaza eine zu verteidigende Strategie?" Israel gefährde so selbst langjährige Freundschaften. Vor allem die USA müssten nun Druck auf die israelische Regierung ausüben. "Es gibt keine Zeit mehr zu verlieren", kommentiert die Times.
Die Irish Timesaus Dublin lobt die Entscheidung von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, Palästina als Staat anerkennen zu wollen. Das sei "eine bedeutende Wende". Irlands Regierungschef Micheál Martin habe allerdings recht, wenn er sage, dass die Unfähigkeit der EU-Mitgliedstaaten, zu einer einheitlichen Position in dieser Frage zu gelangen, eine "Schande" für die Union sei. "Das Schweigen einiger Staats- und Regierungschefs kommt einer Mittäterschaft gefährlich nahe. Das ist nicht länger tragbar", meint die Irish Times.
Die niederländische Zeitung de Volkskrant kritisiert ebenfalls das Vorgehen der israelischen Regierung: Die israelische Behauptung, dass die Terrororganisation Hamas in großem Umfang Lebensmittel raube oder die Hilfe auf andere Weise behindere, sei "unbewiesen und keine Erklärung für die Hungersnot". Israel selbst habe die Infrastruktur in Gaza zerstört, die den Menschen zuvor das Überleben ermöglichte. Während anderswo auf der Welt Menschen durch Naturkatastrophen ums Leben kommen, sei diese Krise vollständig von Menschen gemacht, schreibt de Volkskrant.