Polens liberaler Präsidentschaftskandidat Rafał Trzaskowski gewinnt nur knapp die erste Runde. Das ist eine Warnung für die Regierung von Donald Tusk.
19. Mai 2025, 8:37 Uhr
Rafał Trzaskowski strahlt in die Menge. Die Teilnehmer auf seiner über X übertragenen Wahlfeier schwenken rot-weiße Fähnchen und skandieren seinen Vornamen. Gerade haben sie erfahren, dass Trzaskowski laut erster Prognose mit 30,8 Prozent der Stimmen die erste Runde der Präsidentschaftswahl gewonnen hat – 1,7 Prozentpunkte vor dem Zweitplatzierten Karol Nawrocki. Alle Vorabumfragen haben einen Sieg vorhergesagt, und doch wirkt Trzaskowski erleichtert.
Das ist nicht verwunderlich, bei dem, was auf dem Spiel steht. Diese Präsidentschaftswahl ist im Prinzip eine Abstimmung über die Regierung von Donald Tusk – und damit über den weiteren Kurs, den Polen in Zukunft nehmen wird: in Europas liberaler Mitte oder mit Aussicht auf Rückkehr ins Lager der europäischen Nationalpopulisten, in das die ehemalige PiS-Regierung das Land in acht Jahren an der Macht manövriert hatte.