Mit der Wahl von Leo XIV. begannen turbulente Tage, nicht nur für Katholiken weltweit, sondern auch für die Baseballvereine seiner Heimatstadt Chicago. Dass der neue Pontifex Fan der Sportart ist, war schnell klar. Aber unterstützt er die White Sox oder die Cubs? Ein Interview mit einem seiner Brüder schaffte Klarheit: Leo sei »schon immer ein Sox-Fan« gewesen.

Leo XIV., alias Robert Prevost, bei einer Audienz am 14. Mai
Foto: ABACAPRESS / IMAGOEs war eine der vielen privaten Anekdoten, die ein Bild des Papstes als Menschen zeichneten, nicht als Kirchenoberhaupt. Und die Gläubigen womöglich dabei half, eine Antwort auf die eigentlichen Fragen zu finden: Wer ist Leo XIV., der erste Papst aus dem Orden der Augustiner? Wie denkt und handelt er? Ist er ein Konservativer, ein Reformer oder etwas dazwischen?

Leo XIV., alias Robert Prevost, mit anderen Augustinern auf einer Friedensdemo (1984)
Foto: PrivatMeine Kollegen Jens Glüsing und Frank Hornig haben darüber mit denen gesprochen, die den neuen Papst schon lange kennen . Nicht als Leo XIV., sondern als Nachbarn, »Bob« oder Monseñor Roberto, Robert Prevost, wie er gebürtig heißt. Sie waren unterwegs in Rom, Florenz und in der peruanischen Stadt Chiclayo, wo Leo mehr als zehn Jahre lang Bischof war.
»Man hört kein kritisches Wort über ihn – selbst, wenn man danach sucht«, sagte mir Jens über Prevosts Zeit in Peru. Die Menschen in Chiclayo seien »komplett aus dem Häuschen.« Überall hingen Plakate für den neuen Papst, auf dem Balkon des Rathauses stand ein lebensgroßer Pappaufsteller. »Ich musste zweimal hinschauen, ob er es nicht wirklich ist.«
Journalisten aus aller Welt seien nach der Wahl in die Stadt gekommen. »Zum ersten Mal war es nicht schwierig, Informanten zu finden«, sagt Jens. Die Menschen seien auf ihn zugekommen, hätten ihn um Selfies und seine Visitenkarte gebeten. Sie alle wollten von »ihrem Papst« erzählen. Eine Mitarbeiterin im Sekretariat des Bischofsamts zeigte dem SPIEGEL-Korrespondenten eine Nachricht, die sie kurz nach der Wahl von Leo XIV. bekommen hatte. Er bedankte sich für die Glückwünsche und schrieb: »Sei gesegnet«.

SPIEGEL-Korrespondent Jens Glüsing in Peru
Foto: DER SPIEGELJens hat auch mit Opfern eines Missbrauchsskandals in Peru gesprochen. Vor dem Konklave kursierten Gerüchte, dass Leo XIV. in seiner Zeit als Bischof die Aufklärung behindert habe. Doch Investigativjournalisten, die die Affäre recherchiert hatten, nehmen ihn in Schutz. Der Bischof hatte sie empfangen und ihre Vorwürfe direkt an den damaligen Papst Franziskus weitergeleitet. »Er hat getan, was er konnte«, sagt Jens.
Am Sonntag wird Leo XIV. offiziell in sein Amt eingeführt. Ich empfehle Ihnen, vorher diesen Text zu lesen. Sie werden viel Neues erfahren über einen Mann, dem es offenbar immer ein Anliegen war, nah an den Menschen zu sein.
Was diese Woche noch gut war – für die Welt:
Bundesregierung will Forschung zu Long Covid und ME/CFS ausbauen
Noch immer leiden in Deutschland Zehntausende Menschen an den Spätfolgen einer Coronainfektion. Ein Teil von ihnen entwickelt ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom): eine schwerwiegende Erkrankung, die bislang nur wenig Aufmerksamkeit erhielt. Das will Bundesforschungsministerin Dorothee Bär (CSU) ändern. Betroffene müssten nicht nur gesehen werden, sondern auch Heilungsperspektiven erhalten, sagte sie der »Bild«. Lesen Sie hier mehr über ihre Pläne.
Wissenschaftler machen neue Farbe sichtbar
Austin Roorda ist einer von bislang nur fünf Menschen, die den Farbton Olo gesehen haben. Seinem Team und ihm gelang es, nur einen Teil der Sinneszellen auf der Netzhaut zu aktivieren, wodurch ein gänzlich neues Farbsignal an das Gehirn gesendet wird. »Olo ist eine Mischung aus Blau und Grün mit einer nie dagewesenen Sättigung«, heißt es in ihrer Studie. Welcher natürlichen Farbe der Ton ähnelt, lesen Sie hier.
US-Landeshauptstädte machen Pride Flag zur offiziellen Flagge
In den US-Bundesstaaten Idaho und Utah verbietet die republikanische Legislative, Regenbogenfahnen oder andere »inoffizielle Flaggen« an öffentlichen Gebäuden zu hissen. Die Hauptstädte der beiden Staaten, Salt Lake City und Boise, haben deshalb kurzerhand neue Stadtflaggen eingeführt. In Salt Lake City weht neben der Pride Flag auch die Flagge der trans Community und eine Flagge für den Gedenktag Juneteenth, der an das Ende der Sklaverei erinnert. Lesen Sie hier die ganze Meldung.

Neue Stadtflaggen in Salt Lake City
Foto: Melissa Majchrzak / APHarvard-Präsident will auf ein Viertel seines Gehalts verzichten
Seit Wochen kürzt die Regierung von US-Präsident Donald Trump Universitäten die Mittel. Sie sollen unter anderem Diversitätsprogramme stoppen und härter gegen propalästinensische Positionen vorgehen, ansonsten erhalten sie weniger Gelder. Anders als andere Hochschulen widersetzt sich Harvard den Forderungen bislang. Nun hat Präsident Alan Garber angekündigt, sein sechsstelliges Gehalt um 25 Prozent kürzen zu lassen, offenbar, um die Universität symbolisch zu entlasten. Lesen Sie hier mehr.
Student baut Rampen aus Legosteinen
Menschen mit Behinderung stoßen im Stadtbild häufig auf Hindernisse – zum Beispiel, wenn ein Gebäude nur über Treppen erreichbar ist. Marcel Asli, 24, will mit einer ungewöhnlichen Aktion für mehr Barrierefreiheit sorgen. In Memmingen betreute er Bau-Nachmittage, bei denen die Teilnehmer Rampen aus Legosteinen bauten. »Ich will Nichtbehinderte zum Nachdenken bringen«, sagt Asli. Schon als Kind habe er sich mit Inklusion beschäftigt. Die ganze Geschichte lesen Sie hier.
Was gut ist – für Sie:
Wie Sie intrusive Gedanken stoppen
Hin und wieder erwische auch ich mich dabei: Warum nicht einfach von dieser Brücke springen? Oder das Auto gegen den nächsten Baum steuern? Was für einen Moment gruselig erscheint, ist tatsächlich ganz normal. Ein internationales Forschungsteam fand heraus, dass nahezu alle Menschen gelegentlich solche Einfälle haben – mehr oder weniger hartnäckig. »Wer eher ängstlich veranlagt ist und ein großes Bedürfnis nach Kontrolle hat, kann sich häufig schwerer von unerwünschten Gedanken abgrenzen«, sagt die Psychotherapeutin und Professorin Tanja Michael. Einer ihrer Tipps dagegen: den Gedanken akzeptieren und sich nicht dafür schämen. Welche Techniken außerdem helfen, erfahren Sie hier.
So sichern Sie sich einen günstigen Hauskredit vom Staat
Die Programme der staatlichen Förderbank KfW können helfen, den Traum vom Eigenheim zu erfüllen. Aber nicht jeder Kredit ist für jeden geeignet. Einige gelten nur für bestimmte Einkommensgruppen, Haushalte oder Immobilientypen. Mein Kollege Henning Jauernig hat sich die vier zentralen Förderprogramme angeschaut. Lesen Sie hier, wer sie nutzen kann und wie viel Geld sich sparen lässt.

Viele Familien träumen vom eigenen Haus
Foto: Melissa Milis / StocksyEnergiepreise in Deutschland sinken
Auch wenn sich Dienstleistungen und Nahrungsmittel weiter verteuerten, gibt es an der Inflationsfront eine gute Nachricht: Heizöl, Diesel und Benzin wurden im April billiger. Die Kraftstoffpreise lagen um 8,3 Prozent niedriger als vor einem Jahr. Insgesamt fielen die Energiepreise laut Statistischem Bundesamt 5,4 Prozent niedriger aus als im Vorjahresmonat.
Neue Android-Generation soll bei Betrugsanrufen warnen
Nicht nur in meinem Freundeskreis ist es ein ewiger Konflikt: Apple oder Android, was ist besser? Für die neue Android-Generation hat sich Google offenbar vom Dauerkonkurrenten inspirieren lassen. Unter anderem gibt es bald »Live Updates«, die Apples »Live-Aktivitäten« ähneln. Und: Android-Geräte sollen in Zukunft vor Gefahren durch Betrüger warnen. Wie das funktioniert, erfahren Sie hier.
Wie Ihre Kinder zu Scherzexperten werden
Humor kann man erlernen, meint unser Kolumnist Julius Fischer. Das beste Beispiel für ihn sind seine Kinder, drei und fünf Jahre alt. In seiner aktuellen Elternkolumne erläutert er, welche Phasen die beiden durchlaufen haben, um zu echten Witzprofis zu werden – und was Sie als Eltern sich davon abgucken können. Hier gibt es den ganzen Text (inklusive großartiger Beispielwitze).
Und sonst?
Heute Abend steht das Finale des Eurovision Song Contests an, quasi gute Laune im Showformat. Ab circa 20.30 Uhr können Sie das Event im SPIEGEL-Liveblog verfolgen. Und vorher empfehle ich Ihnen diesen Text meiner Kollegin Anja Rützel.
Sie hat die Auftritte von sechs ESC-Teilnehmenden analysiert und verrät Ihnen, auf wen Sie vor dem heimischen Fernseher achten sollten. Etwa Estlands Teilnehmer Tommy Cash: Es »mehren sich die Zeichen und Anspielungen«, dass er mit seiner Kleiderwahl gegen Donald Trump austeile, schreibt Anja.
»Der überlange rote Bühnenschlips verweist recht zuverlässig auf die gehängeselig überdimensionierten Krawatten des amerikanischen Präsidenten.« Auch wenn satirische Outfits womöglich nichts gegen Trumps Politik ausrichten können, hat so ein Seitenhieb ja doch etwas Schönes.

Tommy Cash bei der Probe zum ersten ESC-Halbfinale
Foto: Harold Cunningham / Getty ImagesIch wünsche Ihnen ein gutes Wochenende mit bester Unterhaltung. Und wenn Sie sich bisher nicht für unseren wöchentlichen Newsletter angemeldet haben, können Sie ihn hier gratis bestellen.
Herzliche Grüße
Ihre Elisa Schwarze, Redakteurin im Nachrichtenressort des SPIEGEL