Österreich: Pianist Alfred Brendel ist tot

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"Klavierphilosoph"und "letzter Dichterpianist": Alfred Brendel galt als einer der bedeutendsten Musiker des 20. und 21. Jahrhunderts. Nun ist er mit 94 Jahren gestorben.

17. Juni 2025, 18:42 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE,

 Alfred Brendel im Jahr 1982
Alfred Brendel im Jahr 1982 © Michael Ward/​Getty Images

Der österreichische Pianist Alfred Brendel ist tot. Er starb im Alter von 94 Jahren in London, wie seine Agentur Maestro Arts mitteilte. 

Geboren wurde Brendel 1931 im tschechischen Loučná nad Desnou. Nach der 1943 erfolgten Übersiedlung in das österreichische Graz studierte er am dortigen Konservatorium Klavier und Komposition. 1950 zog Brendel nach Wien und gelangte als Konzertpianist rasch zu internationalem Ansehen. Seine Lieblingskomponisten waren Beethoven, Schubert und Haydn. Er war der erste Pianist, der Beethovens Klavierwerke komplett aufnahm. 

Als Autor veröffentlichte Brendel skurril-groteske Gedichte, in denen Musik und das Piano eine Rolle spielten. Ein Finger zuviel hieß der erste Band, in dem es unter anderem um den imaginären dritten Zeigefinger geht, den der Pianist nutzt – um schwierige Passagen anzukündigen oder den Huster im Saal zu tadeln. Brendel wurde als "Klavierphilosoph" oder "Tastendenker" bezeichnet und später als der "letzte Dichterpianist".

2004 wurde er mit dem höchsten deutschen Musikpreis, dem Siemens-Musikpreis, ausgezeichnet, 2009 mit dem weltweit bedeutendsten, dem japanischen Praemium Imperiale. Nachdem er seinen Rückzug von der Konzertbühne im November 2007 bekannt gegeben hatte, unternahm Brendel noch eine Abschiedstournee mit dem Orchester der Tonhalle Zürich, sein letztes Konzert spielte er in Wien.

Über den Tod schrieb Brendel: "Falls man im Paradies immerzu Verdi hören muss, dann würde ich um Urlaub und um einen gelegentlichen Besuch in der Hölle bitten."

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