Österreich: Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache wegen Untreue angeklagt

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Wenn es um Heinz-Christian Strache geht, geht es oft auch ums Geld. 2019 stürzte der bekannteste noch lebende Rechtspopulist Österreichs, nachdem Recherchen des SPIEGEL und anderer Medien ihn geschäftstüchtig in einer Villa auf Ibiza zeigten.

Nun soll sich Strache, inzwischen Ex-Vizekanzler und Ex-FPÖ-Chef, erneut erklären. Er ist wegen des Verdachts der Untreue angeklagt worden. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 56-Jährige in seiner Zeit als Parteichef versucht hat, sich eine Prämie von 300.000 Euro auf eine Lebensversicherung anzueignen.

Wie die Anklagebehörde weiter mitteilte, sei im sogenannten Erlebensfall, also der Auszahlung der Prämie nach Ablauf der Vertragslaufzeit, aber die FPÖ Wien bezugsberechtigt gewesen. Die Anklage sei noch nicht rechtskräftig, hieß es. Strache und ein weiterer Angeklagter könnten noch Einspruch erheben.

»Ich weise diesen Vorwurf entschieden zurück«, erklärte Strache am Mittwoch auf Anfrage des »Standard«. Die Versicherung sei »parteiintern beschlossen, vertraglich fixiert und rechtskonform vom damaligen Parteianwalt umgesetzt« worden. Außerdem habe er »niemals unzulässig über Parteigelder verfügt oder mir etwas auszahlen lassen«. Insofern habe er sich »auch in diesem Zusammenhang zu keinem Zeitpunkt ein strafbares Verhalten zuschulden kommen lassen«.

Lebensversicherung für den Parteichef

Laut Staatsanwaltschaft hatte der Wiener Landesverband der FPÖ 2007 zur Absicherung der Familie des Parteichefs eine Lebensversicherung auf zehn Jahre abgeschlossen. Strache habe mit seinen Versuchen, an die Prämie zu gelangen, das Vermögen der Partei schädigen wollen, so die Anklage.

Heinz-Christian Strache in Wien vor Gericht

Heinz-Christian Strache in Wien vor Gericht

Foto: Eva Manhart / APA / picturedesk.com / picture alliance

Auf das Delikt steht eine Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren. Sobald die Anklage rechtswirksam wird, legt das Landesgericht Wien einen Termin für die Hauptverhandlung fest.

Erst im Frühjahr hatte Strache mit der sogenannten »Spesen-Affäre« für Schlagzeilen gesorgt. Ermittler warfen ihm vor, einen Millionenschaden verursacht zu haben. Bei den Ausgaben ging es um Kosten für Kindermädchen, Urlaube sowie die Überwachung der Ex-Frau. Dem SPIEGEL lag die Liste der Ermittler vor. 

Strache war rund 14 Jahre lang Parteichef der FPÖ. Unter seiner Führung gelangen den Rechtspopulisten teils spektakuläre Erfolge. Höhepunkt seiner Karriere war die Koalition mit der ÖVP unter dem damaligen Kanzler Sebastian Kurz 2017. Strache wurde Vizekanzler und Sportminister.

Im Mai 2019 trat er unter dem Eindruck der Ibiza-Affäre zurück. In einem heimlich auf der spanischen Ferieninsel aufgenommenen Video wirkte Strache im Kreis von Vertrauten und einer angeblichen Oligarchin mindestens anfällig für Korruption.

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