Olaf Lies zum SPD-Chef in Niedersachsen gewählt

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Die Personalie kam nicht überraschend, Lies galt als gesetzt. Er war bereits von 2010 bis 2012 Landesvorsitzender. Schon damals strebte er den Posten des Ministerpräsidenten an. In einer Mitgliederbefragung über die Spitzenkandidatur bei der Wahl 2013 unterlag er jedoch knapp – ausgerechnet Stephan Weil. Dass dieser ihm nun den Weg freimacht, sendet auch ein Signal an die Partei – und verleiht dem Wechsel an der Spitze eine strategische Dimension.

Der Friesländer Lies hat in Hannover einen Ruf als Umarmer und geschickter Redner. Damit hebt er sich ab vom zwar beliebten, aber eher reserviert auftretenden Juristen Weil. Politisch sind die beiden hingegen eng verbunden: Zwölf Jahre lang gehörte Lies durchgängig den von Weil geführten Landesregierungen an. Von 2013 bis 2017 war er Wirtschaftsminister, von 2017 bis 2022 Umweltminister und seither erneut Wirtschaftsminister.

Für die niedersächsischen Sozialdemokraten ist das Ende der Ära Weil ein Einschnitt, denn Niedersachsen stellt einen der stärksten SPD-Landesverbände. Mit Parteichef Lars Klingbeil, Verteidigungsminister Boris Pistorius und Fraktionschef Matthias Miersch kommen gleich drei führende Sozialdemokraten aus dem Bundesland.

Um sich an der Parteispitze zu behaupten, dürfte Lies auf Themen setzen, in denen er als besonders kompetent gilt – allen voran die Energiepolitik. Den Ausbau erneuerbarer Energien sieht er als eine große Chance für Niedersachsen, wenngleich er die Energiewende pragmatischer angeht als der grüne Koalitionspartner. So forcierte Lies den Aufbau der LNG-Terminals und äußerte Zweifel am Kohleausstieg bis 2030.

Daneben machte Lies als Verfechter des Deutschlandtickets von sich reden, obwohl er selbst ein Liebhaber von Autos und Motorrädern ist. Drei VWs und zwei Motorräder besitze er, heißt es. Im Aufsichtsrat von Volkswagen, dem auch der Ministerpräsident automatisch angehört, kennt sich Lies übrigens bereits aus – von 2013 bis 2017 war er schon einmal Mitglied des Gremiums.

Lesen Sie hier im SPIEGEL-Interview , was Olaf Lies anders machen will als Stephan Weil – und warum er sich »einen starken CDU-Bundeskanzler« wünscht.

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