Nikolaj Statkewitsch: Belarussischer Oppositioneller nach Gefangenentausch wieder inhaftiert

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Kaum freigelassen, schon wieder in Haft. Der belarussische Oppositionelle Nikolaj Statkewitsch, der sich nach seiner Freilassung geweigert hatte, Belarus zu verlassen, wurde laut Berichten des belarussischen Mediums »Nasha Niva« in der Strafkolonie Glubokoje aufgefunden. Eine zuverlässige Quelle habe dies der Onlinezeitung bestätigt. Der 69-Jährige sei dorthin zurückgebracht worden, hieß es.

Nach Angaben des Menschenrechtszentrums »Wjasna« wurden politische Gefangene gewaltsam aus Belarus nach Litauen gebracht, darunter auch Nikolaj Statkewitsch, der sich jedoch weigerte, das Land zu verlassen. Er trat die Bustür ein und stieg in der neutralen Zone zwischen Belarus und Litauen aus. Er befand sich auf der anderen Seite und ist nicht nach Litauen übergetreten. Es gab keine Versuche, die Grenze zu überqueren.

Laut Ewgenij Wilskij, Statkewitsch’ Mitstreiter, lehnte dieser es ab, nach Litauen zu gehen, und erklärte, dass er selbst über sein Schicksal entscheiden werde. Schließlich wurde Statkewitsch von maskierten Personen an einen unbekannten Ort gebracht, ohne dass ihm mitgeteilt wurde, wohin.

Statkewitsch, der sich seit Jahrzehnten gegen das Regime von Alexander Lukaschenko engagiert, war erst kürzlich als Teil eines Deals zwischen Belarus und den USA freigelassen worden. Doch anstatt ins Exil zu gehen, wie es von den belarussischen Behörden erwartet wurde, entschied er sich, in Belarus zu bleiben. Er wollte in seinem Land bleiben und in Freiheit leben. Videoaufnahmen zeigen ihn wenige Meter vor der Grenze zu Litauen.

Der 69-jährige Ex-Militär ist seit mehr als dreißig Jahren in der belarussischen Politik aktiv. Seine Karriere fand ein Ende, als er sich 1993 gegen den Beitritt von Belarus zum Vertrag über kollektive Sicherheit aussprach. Laut diesem Vertrag könnten belarussische Soldaten in Krisengebiete anderer GUS-Staaten entsandt werden. Seit den Neunzigerjahren, als Alexander Lukaschenko an die Macht kam, steht Statkewitsch in Opposition zu ihm. Er organisierte mehr als 30 Demonstrationen gegen den Diktator und kandidierte auch bei den Präsidentschaftswahlen.

Extreme Bedingungen in Einzelhaft

Nun sitzt er wieder in Haft, erneut in Glubokoje, einer Strafkolonie im Norden des Landes, die für ihre harten Haftbedingungen bekannt ist. Statkewitsch hatte bereits zuvor dort unter extremen Bedingungen in Einzelhaft gesessen. Seine Gesundheit ist Berichten zufolge stark angeschlagen, was die erneute Inhaftierung besonders alarmierend macht. Menschenrechtsorganisationen und Oppositionsgruppen fordern weiterhin seine bedingungslose Freilassung sowie internationale Aufmerksamkeit für sein Schicksal.

Der belarussische politische Gefangene Sergej Sparisch, der am Donnerstag ebenfalls freigelassen wurde, berichtete, dass Statkewitsch zwei Jahre und sieben Monate in Einzelhaft verbrachte. Laut Sparisch fällt es Statkewitsch mittlerweile schwer zu laufen. Er erlitt im Gefängnis einen Herzinfarkt und wurde mehrfach mit dem Coronavirus infiziert.

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