Die große Stille in Hiroshima
Um 8.15 Uhr Ortszeit war es in Japan heute Morgen sehr still, Deutschland lag wegen der Zeitverschiebung noch im Schlaf. Vor 80 Jahren hatte zu dieser Uhrzeit ein US-Bomber eine Atombombe über Hiroshima abgeworfen. Mit einer Schweigeminute gedachten die Japaner der Toten. Bis heute ist unklar, wie viele Menschen insgesamt durch die Bombe starben. Die Angaben liegen zwischen 80.000 und 220.000 Opfern.

Atompilz über Hiroshima am 6. August 1945
Foto: akg-images / picture alliance»Viele Menschen in unmittelbarer Nähe des Explosionszentrums wurden einfach zu Asche«, wie der Historiker Rolf Steininger schreibt (mehr hier ). Wer weiter entfernt war, starb langsamer, qualvoller. Eine zweite Atombombe traf drei Tage später Nagasaki.
Es waren die einzigen Atombomben, die je in einem Krieg eingesetzt wurden. Die Erinnerung an ihre verheerende Kraft hat sich ins kollektive Gedächtnis gebrannt.
80 Jahre nach Hiroshima ist das Gefühl der nuklearen Bedrohung sehr lebendig. Zu den ursprünglich fünf Atommächten – USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien – sind mit Israel, Indien, Pakistan und Nordkorea vier weitere gekommen. Europa diskutiert, ob es einen eigenen nuklearen Schutzschirm braucht, da es sich auf den der USA nicht mehr verlassen will oder kann. Gerade erst brüstete sich US-Präsident Donald Trump nach einer Social-Media-Rüpelei mit Russlands Ex-Präsident Medwedew damit, er habe die Entsendung zweier U-Boote Richtung Russland beordert (mehr hier). Auch die deutsche Politik ist in Sorge.
»Mit dem Einsatz von Atomwaffen spielt man nicht«, warnt SPD-Außenpolitiker Rolf Mützenich. »Wenn ein amtierender Präsident, zumal der Partner in einem gemeinsamen Militärbündnis, darüber in der Öffentlichkeit dreist und dümmlich spricht, dann hätte ich deutlichen Widerspruch aus der Bundesregierung erwartet.« Deutschland habe sich im Grundgesetz zum Friedensgebot bekannt und für immer auf Atomwaffen verzichtet, so Mützenich. »Es wäre gut, wenn in diesen Tagen daran erinnert und diese Grundsätze auch öffentlich bekräftigt und durchgesetzt würden.«
Mehr Hintergründe hier: Mützenich fordert scharfe Reaktion auf Trumps Atomdrohungen
Regieren gegen den Mann von rechts
Mit dem heutigen Tag wird das politische Leben nicht einfacher für den polnischen Premier Donald Tusk, der einst als politische Lichtgestalt galt. In der Nationalversammlung wird der neue polnische Präsident Karol Nawrocki vereidigt. Ein Mann aus dem Lager der Nationalkonservativen.

Karol Nawrocki am Abend der Präsidentschaftswahl im Juni
Foto: Aleksandra Szmigiel / REUTERSBeide Politiker sind sich in inniger Abneigung verbunden. Nawrocki hält Tusk für »den schlechtesten Premier seit 1989«. Tusk wiederum sieht Nawrocki als eine Art Zuhälter aus dem Danziger Rotlichtmilieu. »Der neue Mann im Palast hat erkennen lassen, dass er Tusk und seine Regierung behindern wird, wo es nur geht«, schreibt mein Kollege Jan Puhl. Und Premier Tusk, der seit Jahrzehnten dagegen kämpft, dass sich der Nationalismus in Polen ausbreitet, wirkt heute erstaunlich verbraucht. Auch, weil er selbst ein Stück nach rechts schwenkte. Zu besichtigen ist der Niedergang einer europäischen Hoffnungsfigur.
Die ganze Geschichte hier: Messias gegen Hooligan
Lesen Sie dazu auch hier den aktuellen SPIEGEL-Leitartikel
Was Europa von Donald Tusk lernen kann: In Polen sind die Rechtspopulisten auf dem Weg zurück an die Macht, auch wegen Fehlern der demokratischen Mitte. Daraus sollten die Parteien in anderen Ländern Lehren ziehen .
Die Qual der Steuerwahl
Es soll ja Menschen geben, die der Union bei der Bundestagswahl vor allem mit Blick auf den eigenen Geldbeutel ihre Stimme gegeben haben. Die auf jene »breiten Entlastungen« setzten, die das gemeinsame Wahlprogramm von CDU und CSU verhieß. Und die jetzt irritiert sind, weil die Steuer- und Abgabenlast für Erika Mustermann und Otto Normalsteuerzahler absehbar nicht schrumpfen wird. Die Haushaltslöcher, heißt es in der Regierung, seien zu groß.

Koalitionäre Merz, Klingbeil und Bas im Bundestag
Foto: Bernd Elmenthaler / Geisler-Fotopr / picture alliance / Geisler-FotopressIm April hatte Bundeskanzler Friedrich Merz eingeräumt, die angekündigte Senkung der Steuern für kleine und mittlere Einkommen sei »nicht fix«. Im Juni kassierte die Regierung ihr Versprechen, die Stromsteuer für Verbraucher zu senken. Kaum hat der August begonnen, erklärt SPD-Co-Chefin Bärbel Bas mit Blick auf die klammen Sozialkassen, es sei fraglich, ob es »dauerhaft gelingen« könne, Steuererhöhungen auszuschließen. Was vor allem CSU-Chef Markus Söder empört.
Würde man alle Koalitionsverträge und Wahlprogramme mal zur Seite legen, gäbe es aber durchaus Gründe, über einzelne Steuern mehr herauszuholen, wie mein Kollege Christian Reiermann analysiert. Bei der Erbschaftsteuer beispielsweise, die viele Sozialdemokraten gern erhöhen würden, sieht er Reformbedarf: Denkbar wäre es, »sämtliche Ausnahmen zu streichen und einen einheitlichen Tarif einzuführen, zum Beispiel zehn Prozent auf alles, von der Gemäldesammlung über den Oldtimer bis hin zu Firmenanteilen und Omas kleinem Häuschen«. Das Aufkommen dürfte sich damit vervielfachen. Bei Erbschaften und Schenkungen von geschätzt bis zu 400 Milliarden Euro jährlich kämen 40 Milliarden zusammen. Zuletzt waren es knapp zwölf Milliarden Euro.
Kleiner Tipp für Markus Söder: Rechnerisch ließe sich über einen Teil der Mehreinnahmen auch die nächste Mütterrenten-Ausweitung finanzieren, die der CSU so wichtig ist – und es wäre immer noch genug übrig, um Steuern an anderer Stelle für Erika Mustermann und Otto Normalsteuerzahler zu senken.
Die ganze Analyse hier: So könnte Lars Klingbeil sein Haushaltsproblem lösen
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Gewinnerin des Tages…

Vinted-Nutzerin Mina
Foto: Sandra Stein / DER SPIEGEL…ist Vintage-Fan Mina aus Köln, die auf einen unerhörten Missstand aufmerksam macht: Shopping-Plattformen wie Vinted sind für Frauen kein Safe Space. Männer nutzen solche Second-Hand-Portale offenbar, um dort Nutzerinnen zu belästigen. Wer seine abgelegte Jeans verkaufen will, erhält möglicherweise verstörende Nachrichten wie diese: »Hallo, ich möchte dieses Kleidungsstück kaufen, aber ich möchte, dass Sie es vorher ohne Unterwäsche anprobieren.« Und wer sein Sommerkleid zum Verkauf präsentiert, muss damit rechnen, dass das eigene Tragefoto geklaut wird und auf einer Pornoseite landet. Das Unternehmen Vinted erklärt, es verfolge »eine Null-Toleranz-Politik«. Mina hat es sich jetzt zur Mission gemacht, andere Vinted-Nutzerinnen aufzuklären. »ES IST NICHT DEINE SCHULD«, hat sie in ihr Instagram-Profil geschrieben.
Die jüngsten Meldungen aus der Nacht
Trumps Sondergesandter Witkoff reist offenbar nach Moskau: Am Freitag läuft die Frist ab, die US-Präsident Trump dem russischen Staatschef Putin für eine Einigung mit der Ukraine gesetzt hat. US-Regierungskreisen zufolge soll der Sondergesandte Witkoff jetzt Gespräche in Moskau führen.
Staatsministerin Güler kritisiert Aufnahmepläne für Kinder aus Gaza: Hannover, Düsseldorf und Bonn haben zuletzt angekündigt, besonders schutzbedürftige Kinder aus dem Gazastreifen und Israel aufnehmen zu wollen. Das sei »nett für den Wahlkampf«, helfe aber nicht den Menschen, heißt es im Auswärtigen Amt.
Ermittler geben Fund von Leiche bei Weitefeld bekannt: Im rheinland-pfälzischen Weitefeld wurden im April in einem Haus ein Ehepaar und dessen Sohn getötet. Jetzt wurde außerhalb des Orts eine weitere Leiche gefunden. Die Polizei arbeitet mit Hochdruck an einer Identifizierung.
Heute bei SPIEGEL Extra: Handwerkerpfusch bei Ihrer Immobilie? So können Sie sich wehren

Peter Dazeley / Getty Images
Wenn es an Ihrem Haus tropft, die Immobilie schief steht oder überragt, müssen Sie das nicht hinnehmen. Hier erfahren Sie, in welchen Fällen Sie Nachbesserungen einfordern können. Und wer Ihnen hilft, das durchzusetzen .
Ich wünsche Ihnen einen prächtigen Start in den Tag.
Ihre Cornelia Schmergal, Ressortleiterin Wirtschaft
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