News: Friedrich Merz, Papst-Wahl, Eskalation zwischen Indien und Pakistan

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Die Lage am Morgen Regiert bei Merz nun das Misstrauen mit?

Heute geht es um den Start der Merz-Regierung nach dem Kanzlerwahldrama, um die gefährliche Eskalation zwischen den Atommächten Indien und Pakistan und um den Auftakt des Konklaves zur Papstwahl.

07.05.2025, 05.41 Uhr

Merz und das Misstrauen

»Was für ein Tag.« So fasst es Friedrich Merz recht treffend zusammen, als er am Dienstagabend endlich das Kanzleramt von Olaf Scholz übernommen hat. Später, bei seinen ersten TV-Interviews, will er nur noch von einem »kleinen Makel« sprechen, aber der CDU-Mann weiß: Dass ihn der Bundestag erst im zweiten Anlauf zum neuen Regierungschef gewählt hat, wird ihm nachhängen (lesen Sie hier  mehr über den möglichen Schaden für Merz).

Erste Kabinettssitzung am Dienstagabend im Kanzleramt

Erste Kabinettssitzung am Dienstagabend im Kanzleramt

Foto: Odd Andersen / AFP

Ein solches Drama hat die Bundesrepublik noch nicht erlebt. Doch es bleibt keine Zeit für langes Lamentieren oder die Suche nach den Schuldigen (lesen Sie mehr dazu hier ). Nun zählt es, nun wird losregiert. Merz fliegt heute erst nach Paris, anschließend nach Warschau, um sich bei den wichtigsten Nachbarn vorzustellen. Dort wird es gleich um die großen Themen gehen: Europas Neuaufstellung ohne Trump-Amerika, Russlands Krieg gegen die Ukraine.

In Berlin übergeben derweil die ausgeschiedenen Ampelminister ihre Häuser an ihre Nachfolgerinnen und Nachfolger. Deutschland wird sich an ein paar neue Namen in neuen Funktionen gewöhnen müssen: Forschungsministerin Dorothee Bär etwa, Wirtschaftsministerin Katherina Reiche oder Bundesentwicklungsministerin Reem Alabali-Radovan. Die SPD-Bundestagsfraktion bekommt einen neuen Vorsitzenden, der Vizekanzler und Finanzminister Lars Klingbeil den Rücken freihalten soll: Matthias Miersch.

Es wird sich zeigen, wie sehr Merz' Stolperstart die Arbeit des schwarz-roten Bündnisses auf Dauer belasten wird. Ob sich der Kanzler bei der Haushaltsaufstellung, bei der Ausgestaltung des neuen Wehrdienstes oder in der Migrationspolitik auf seine Mehrheit verlassen kann. Oder ob in dieser Koalition künftig das Misstrauen regiert.

Lesen Sie zum Thema auch den aktuellen SPIEGEL-Leitartikel

  • Vielleicht hat Merz ja jetzt verstanden: Der Start von Friedrich Merz ist völlig missglückt. Der neue Bundeskanzler muss sich ändern, sonst wird er scheitern. 

Droht ein neuer Krieg zwischen Indien und Pakistan?

Die Welt hält mal wieder den Atem an: Indien hat Ziele im pakistanischen Teil von Kaschmir und in der Region Punjab aus der Luft angegriffen. Die »Operation Sindoor« richte sich gegen Terroristen, erklärt die Regierung in Neu-Delhi. Von der Gegenseite heißt es, es seien auch Zivilisten getötet worden.

Mutmaßliche Zerstörungen im pakistanischen Teil Kaschmirs nach einem Raketenangriff Indiens

Mutmaßliche Zerstörungen im pakistanischen Teil Kaschmirs nach einem Raketenangriff Indiens

Foto: M.D. Mughal / AP

Die Militärschläge sind die Vergeltung für den Terroranschlag im indischen Teil Kaschmirs vor zwei Wochen, bei dem 26 Touristen getötet worden waren. Indien wirft Pakistan vor, in die Attacke verwickelt zu sein, Islamabad weist das zurück.

Mit Indien und Pakistan stehen sich zwei Atommächte gegenüber, das macht die neuerliche Eskalation im seit Jahrzehnten schwelenden Kaschmirkonflikt extrem gefährlich. Droht ein erneuter Krieg um die Region, wie es ihn schon zwei Mal gegeben hat? »Das Risiko besteht immer«, sagt der Südasien-Experte Christian Wagner in einem SPIEGEL-Interview, das meine Kollegin Laura Höflinger unmittelbar vor der weiteren Zuspitzung mit ihm geführt hatte und in dem er mit indischen Militärschlägen gerechnet hatte.

Aber, schränkte Wagner ein: »Keine der beiden Seiten will Krieg.« Indien nicht, weil China die weit größere strategische Herausforderung sei. Pakistan nicht, weil es wirtschaftlich geschwächt einen längeren Konflikt mit Indien kaum durchstehen könne.

Hoffen wir, dass Wagner Recht behält. In einer ersten Reaktion betonte Pakistans Regierung, man habe jedes Recht, auf den Angriff des Nachbarn zu antworten.

Das Konklave beginnt

Anders als in Berlin gestern wäre es in Rom heute keine Überraschung, wenn der erste Wahlgang scheitert. 133 Kardinäle schließen sich von diesem Mittwoch an in der Sixtinischen Kapelle im Vatikan ein, um nach dem Tod von Franziskus einen neuen Papst zu bestimmen. Um gewählt zu werden, braucht der nächste Pontifex eine Zweidrittelmehrheit. Dass einer der Anwärter diese schon beim ersten Versuch am Abend zusammenbekommt, damit rechnet niemand. Bis weißer Rauch aus dem Schornstein der Kapelle aufsteigt, könnte es ein paar Tage dauern (lesen Sie hier  mehr über den Ablauf des Konklaves).

Blick in die Sixtinische Kapelle vor Beginn des Konklaves

Blick in die Sixtinische Kapelle vor Beginn des Konklaves

Foto: Simone Risoluti / REUTERS

Seit Tagen werden mögliche Favoriten gehandelt, ihre Vorzüge beleuchtet, ihre Angriffspunkte ausgeleuchtet. Auch wenn die katholische Kirche glauben machen möchte, dass der Heilige Geist die Regie führt – bei der Wahl des Stellvertreters Christi geht es um einen ziemlich irdischen Machtkampf zwischen erzkonservativen und progressiven Kräften. Gibt es auch im Vatikan einen Trump-Effekt? Setzt sich ein Reformer durch? Oder findet sich ein Mann der Mitte, mit dem beide Lager leben können? (Lesen Sie hier , was deutsche Katholiken von neuen Papst erwarten)

Der Ausgang gilt als offen, auch weil Franziskus das Kollegium der wahlberechtigten Kardinäle zu Lebzeiten kräftig durchgemischt hat. »Viele leben, anders als ihre vor allem in Europa beheimateten Vorgänger, über den ganzen Globus verstreut, haben sich noch nie gesehen und hatten kaum Gelegenheit, politische Koalitionen zu schmieden«, schreibt mein Kollege Frank Hornig, SPIEGEL-Korrespondent in Rom. »Das aktuelle Konklave wird dadurch so unberechenbar wie wohl kein anderes der vergangenen Jahrzehnte.«

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Gewinner des Tages…

…wird Peter Tschentscher sein. Sicher, auch Friedrich Merz ging davon aus, dass die Kanzlerwahl problemlos über die Bühne geht. Es kam anders. An der Wiederwahl des Sozialdemokraten Tschentscher zum Hamburger Bürgermeister aber gibt es keinen Zweifel.

Peter Tschentscher und Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank von den Grünen (bei der Unterzeichung des Koalitionsvertrags Ende April)

Peter Tschentscher und Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank von den Grünen (bei der Unterzeichung des Koalitionsvertrags Ende April)

Foto: Christian Charisius / dpa

SPD und Grüne regieren in der Hansestadt seit 2015 gemeinsam, in der Bürgerschaft haben die Koalitionäre eine bequeme Mehrheit. Es sollte wirklich nichts schief gehen heute.

Die jüngsten Meldungen aus der Nacht

  • Supreme Court lässt Ausschluss von trans Menschen aus der US-Armee wieder zu: Die Trump-Regierung will trans Menschen weitgehend vom Militärdienst aussperren – und bekommt dabei Rückendeckung vom Supreme Court. Und: Washington und China planen Zoll-Gespräche. Die News im USA-Blog.

  • Unbeugsames Inter beendet Flicks und Barcelonas Finaltraum: 3:3 im Hinspiel, 3:3 im Rückspiel, die Verlängerung musste entscheiden: Inter Mailand und Barcelona haben in der Champions League großes Fußballdrama geboten, mit dem besseren Ende für die Italiener.

  • Digitalfunk von Behörden wie Polizei und Feuerwehr bundesweit ausgefallen: In allen deutschen Bundesländern sind Polizei, Feuerwehr und andere Rettungsdienste von einem Ausfall der digitalen Kommunikation betroffen. Informationen über einen Cyberangriff als Ursache liegen derzeit nicht vor.

Heute bei SPIEGEL Extra: Oje, doch lieber eine Immobilie statt ETFs? Was die bessere Anlage ist

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Eva Revolver / DER SPIEGEL

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