News des Tages: Steuerschätzung, Bundeswehrübung in Erding, Netzhaut-Chip »Prima«

vor 1 Tag 1

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1. Haus des Geldes

Endlich mal gute Nachrichten für Lars Klingbeil? Wie der Arbeitskreis Steuerschätzung am Donnerstag bekanntgab, darf sich der Bundesfinanzminister bis 2029 über 34 Milliarden Euro freuen, die Bund, Länder und Gemeinden mehr einnehmen als noch im Frühjahr vorausgeschätzt. Klingbeil nutzte die Gelegenheit, sich und sein Wirken zu loben, schreibt mein Kollege Christian Reiermann (hier mehr ).

Der Geldsegen nütze dem Finanzminister allerdings wenig: Davon profitierten allein Länder und Gemeinden, der Bund gehe leer aus. Zwar dürfe sich Klingbeil für die Jahre 2025 bis 2027 ebenfalls über zusätzliche 7,7 Milliarden Euro freuen, diese würden in den beiden Folgejahren aber komplett aufgezehrt durch Mindereinnahmen. Angesichts der ausbleibenden Entlastung für die Bundeskasse habe Klingbeil seine Kabinettskollegen erneut auf einen Sparkurs eingeschworen.

Kleiner Lichtblick: Trotzdem darf Klingbeil mehr Schulden machen als bei der bisherigen Etataufstellung eingeplant. Das Geld aus den Krediten leistete nun einen Beitrag, die Löcher in der Finanzplanung des Bundes zu stopfen. Wenn Klingbeil bei seiner Haushaltsaufstellung schon nicht von der günstigeren Wirtschaftsentwicklung in der Zukunft profitiert, so doch von der schlechteren in der Vergangenheit.

2. Hier wird scharf geschossen

Stellen Sie sich vor, Sie sitzen beim Abendrot und schauen aus dem Fenster. Plötzlich sehen Sie eine Gestalt in Flecktarn, mit Sturmgewehr im Anschlag, durch die 30er-Zone schleichen. Dann, papp-papp-papp, fallen Schüsse. Irre? Nein, Deutschland im Oktober 2025. (Hier mehr dazu .)

Derzeit findet in Bayern die Großübung »Marshal Power« statt. Etwa 500 Soldaten proben gemeinsam mit rund 300 zivilen Einsatzkräften den Kampf hinter einer Front im Verteidigungsfall. Nicht auf Truppenübungsplätzen, sondern in der Öffentlichkeit – auf Landstraßen, Firmengelände, in Ortschaften.

Leider wusste die Öffentlichkeit – oder zumindest weite Teile – nichts davon. Und auch nicht die örtliche Polizei in Erding, die von besorgten Bürgern herbeigerufen wurde. Es kam zum Feuergefecht, die Soldaten schossen mit Platzpatronen, die Polizisten scharf. Zum Glück nicht besonders treffsicher: ein Soldat wurde leicht verletzt.

Meine Kollegin Carlotta Böttcher und mein Kollege Jörg Diehl haben in Erding und bei den Behörden recherchiert. Sie haben mit Anwohnern gesprochen und Einsicht in interne Dokumente bekommen. Bislang fühlt sich niemand so richtig für die Panne zuständig. Wäre gut, wenn die Kommunikationskette zügig geklärt würde: Angesichts der Bedrohungslage durch Russland soll es derlei Übungen künftig öfter geben.

3. Bye, bye, blinder Fleck

Cyborgs, diese faszinierenden Mischwesen aus Mensch und Maschine, gibt es bislang nur in Science-Fiction-Filmen. Auf dem Weg zu dieser nächsten Evolutionsstufe sind Wissenschaftler nun einen winzigen Schritt weitergekommen, wie meine Kollegin Mia Mertens schreibt.

Zwei mal zwei Millimeter groß ist der Chip, den die Forschenden in die Makula, einen Teil der Netzhaut, einpflanzten. Allein in Deutschland sterben bei Millionen Menschen dort im Alter Sehzellen ab, im schlimmsten Fall erblinden die Betroffenen. Nun dürfen sie hoffen: »Prima« heißt das Implantat aus Silizium, das 38 Versuchspersonen eingepflanzt wurde. Der Name ist Programm, dürften Patienten danach gedacht haben: etwa 80 Prozent von ihnen konnten am Ende der Studie deutlich schärfer sehen als vorher.

Damit »Prima« funktioniert, muss der Patient zusätzlich eine Brille tragen. An deren Rahmen ist eine kleine Kamera befestigt. Die wandelt das eintreffende Licht in Infrarotlicht um und sendet es an das Implantat. Der Chip wiederum wandelt das Infrarotlicht in elektrische Impulse um, so wie es auch Fotorezeptoren tun, und schickt diese weiter ans Gehirn. Das alles läuft zum ersten Mal kabellos. Kleiner Wermutstropfen: Bis der Chip massentauglich wird, dauert es noch.

Meine Lieblingsgeschichte: Alte Liebe rostet nicht

 Noch heute nutzen ihn viele als Alltagsauto

VW Golf IV, produziert von 1997 bis 2003: Noch heute nutzen ihn viele als Alltagsauto

Foto: Volkswagen AG

Mein guilty Pleasure: Ein Mercedes 300 SE von 1987. Ich bewege das automobile Flaggschiff der BRD, von mir liebevoll »der Bonz« genannt, seit nun gut 18 Jahren. Den Verbrauch von 15 Litern in der Stadt rede ich mir schön. Ich fahre nur wenig damit (keine 2000 Kilometer im Jahr) und sonst ÖPNV und Fahrrad; er hat nur die kleine Maschine unter der Haube (Reihensechszylinder statt V8); vor allem aber: Wenn ich mir ständig neue Autos gekauft oder geleast hätte, wäre das auch nicht nachhaltig gewesen (wegen des CO2-Ausstoßes bei der Produktion).

Ich bin als Sünder nicht allein, wie mein Kollege Haiko Prengel schreibt. Immer mehr Menschen bleiben ihrem alten Diesel oder Benziner treu. Die Altauto-Flotte mache inzwischen über ein Fünftel des Pkw-Gesamtbestands aus, die Industrie beklage derweil eine Absatzflaute. Vor allem in den Neunzigerjahren schaufelte sie sich ihr eigenes Grab: Der Rostschutz wurde damals deutlich verbessert, Technik und Motoren langlebiger. Der Golf 4 etwa aus dieser Zeit gilt als das beste Modell der Serie, das je gebaut wurde.

Auch für die Klimaziele ist das ein Problem: Um diese zu erreichen, müsste Deutschland dem Verbrennungsmotor rasch entsagen. Meine Scheinargumentation zerpflückt Haiko gnadenlos: Der Umstieg auf ein Elektroauto lohne sich aus Umweltsicht fast immer, auch wenn deren Bau energieaufwendig ist, das zeige eine Untersuchung  des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg. Danach würden beim Diesel und Benziner die meisten Ressourcen nicht bei der Herstellung, sondern beim Betrieb verbraucht, also dem Verbrennen fossiler Kraftstoffe, schreibt er. Aber so eine alte S-Klasse ist doch ein Kulturgut, oder?

Was heute weniger wichtig ist

Foto:

Kevin Winter / The Recording Academy / Getty Images

Asche auf ihr Haus: Zum dritten »Avatar«-Teil hat Popstar Miley Cyrus, 32, offenbar einen Song beigesteuert, wie sie nun auf Instagram mitteilte. Der Film mit dem Titel »Feuer und Asche« kommt Ende des Jahres in die Kinos. Für die Sängerin erfüllte das Werk offenbar auch einen therapeutischen Zweck. Bei verheerenden Waldbränden in Südkalifornien hatten sie und ihr damaliger Partner Liam Hemsworth, 35, im November 2018 ihr Haus in den Flammen verloren. In ihrem Post bedankte sie sich nun bei Regisseur James Cameron, 71. Die Arbeit an dem Projekt sei für sie »musikalische Medizin« gewesen.

Mini-Hohlspiegel

Hinweis am Zugang zum Musikfestival Nibirii in Düren (NRW)

Hinweis am Zugang zum Musikfestival Nibirii in Düren (NRW)

 Söder kündigt erstes olympisches Dorf auf dem Mond an. Entdecken Sie hier noch mehr Cartoons.

Bavaria One macht’s möglich: Söder kündigt erstes olympisches Dorf auf dem Mond an. Entdecken Sie hier noch mehr Cartoons.

Leonard Riegel / DER SPIEGEL

 Zum 25. Mal auf Reisen

Gallier Obelix, Idefix, Majestix und Asterix: Zum 25. Mal auf Reisen

Hachette Livre / Gosciny - Uderzo / Egmont Ehapa

Könnten Sie den neuen Asterix-Band lesen. Das 41. Abenteuer des kleinen Galliers erscheint heute, es entführt ihn und seinen Kumpel Obelix nach Lusitanien. Wenn Sie sich vorher noch in Stimmung bringen wollen, testen Sie Ihr Wissen mit dem großen Asterix-Quiz, das meine Kollegen Armin Himmelrath und Dietmar Hipp gebastelt haben (hier geht es zum Quiz) oder lesen Sie die Rezension meines Kollegen Arno Frank (hier geht es zur Besprechung ). Und dann ab aufs Sofa. Vielleicht nicht mehr mit der Haribo-Party-Box wie früher, sondern einer Flasche französischen Wein. Latürnich!

Einen schönen Abend. Herzlich

Ihr Michail Hengstenberg, Autor im Kulturressort

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