News des Tages: Israels Angriff auf Iran, Bundeswehr gegen Drohnen, USA

vor 18 Stunden 1

Die Lage am Abend Ein Angriff mit Rückendeckung

Die drei Fragezeichen heute:

  1. Attacken gegen Iran – was wusste Trump von Israels Plänen?

  2. Bedrohung durch Drohnen – wie rüstet sich die Bundeswehr gegen Angriffe aus der Luft?

  3. Zerbrochene Freundschaft – weshalb blicken viele Deutsche heute enttäuscht auf die USA?

13.06.2025, 18.38 Uhr

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1. Israels Angriff auf Iran erfolgte offenbar mit Billigung der USA

An diesem Freitag dominierte ein massiver Militärschlag die Berichterstattung: Israel hat in der vergangenen Nacht einen groß angelegten Luftangriff gegen Iran gestartet. Laut israelischen Angaben richtete sich der Luftangriff in der Nacht gegen Militäreinrichtungen und Atomanlagen. Irans Außenminister Abbas Araghchi hat heute erklärt, man werte den Angriff als Kriegserklärung Israels. (Hier mehr dazu.)

US-Präsident Donald Trump nannte die Angriffe »exzellent« und sagte, er habe Iran vor den israelischen Angriffen ein 60-Tage-Ultimatum für ein Atomabkommen gestellt, »heute ist Tag 61«. Mein Kollege Oliver Imhof berichtet über Israels Operation »Rising Lion«: Durch Drohnenattacken und den Einsatz von etwa 200 Kampfjets der Israelis seien wichtige Teile der militärischen Elite Teherans ausgeschaltet worden. »Der Angriff auf die militärische Befehlskette dürfte die Reaktionsfähigkeit des Landes zumindest kurzfristig lähmen.« (Lesen Sie hier mehr. )

»Der US-Präsident hat den Militärschlag gegen Iran wohl nicht nur gebilligt. Er unterstützt ihn«, analysieren meine Kolleginnen Susanne Koelbl und Anna-Sophie Schneider und mein Kollege Maximilian Popp. Irans Regime kämpfe jetzt ums Überleben. Es sei nicht nur militärisch, sondern auch innenpolitisch angeschlagen. Die Wirtschaft liege danieder, unter anderem aufgrund internationaler Sanktionen. Der Rückhalt für die Mullahs schwinde, so die Kollegen, »bei der Präsidentschaftswahl vor einem Jahr gaben nach offiziellen Angaben nur 40 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab, so wenige wie nie zuvor. In der Bevölkerung hoffen offenbar einige schon auf den baldigen Fall des Regimes.« (Mehr dazu hier. )

Iran ist ein Staat, der einem großen Teil der eigenen Bevölkerung das Leben zur Hölle macht. Der iranische Filmregisseur Mohammad Rasoulof ist 2024 aus seinem Heimatland geflohen, wo ihm eine mehrjährige Haft und Auspeitschung drohten. Im Foltergefängnis in Teheran habe ihm einer der Wächter gesagt, dass selbst er »jeden Tag nach den Türen und Fenstern schaue und sich frage, wo er sich erhängen werde«, berichtete Rasoulof im vergangenen Jahr .

2. Die Bundeswehr wappnet sich gegen feindliche Drohnen

Wie bereitet sich die Bundeswehr auf mögliche Angriffe mit Drohnen vor? »Moderne Kriege sind Drohnenkriege«, berichten meine Kollegin Marina Kormbaki und meine Kollegen Jörg Diehl, Matthias Gebauer, Paul-Anton Krüger und Marcel Rosenbach in ihrem Report über die Möglichkeiten der Bundeswehr, selbst Drohnen einzusetzen und feindliche Drohnenoperationen abzuwehren. (Lesen Sie hier mehr dazu. )

Die Technik zum Einsatz und zur Abwehr von Drohnen habe bislang bei den Anschaffungen aus dem 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen für die Bundeswehr kaum eine Rolle gespielt. In der Bundeswehr stellten sich viele Verantwortliche deshalb die Frage, ob die deutsche Armee auf der Höhe der Zeit und der Bedrohung gewachsen sei.

»Deutschland mied lange eine klare Haltung in der Drohnenfrage«, so das Team von SPIEGEL-Kollegen. Immerhin werde nun die Zeitenwende vollzogen. So hat die Bundeswehr angekündigt, erstmals Kamikazedrohnen zu beschaffen, auch die Drohnenabwehr will man zur Priorität machen. Selbst bei optimaler Ausstattung und Arbeitsteilung gebe es allerdings keinen hundertprozentigen Schutz vor einem Drohnenangriff. Denn: »Noch nie war es so einfach und so günstig, Kriegswaffen im Eigenbau herzustellen. Baupläne und 3D-Druck-Vorlagen für Drohnengerüste gibt es im Internet, Motoren und KI-Steuermodule lassen sich problemlos bei chinesischen Onlinehändlern bestellen.«

3. Für viele Deutsche sind die USA heute der amerikanische Ex-Freund

Über die Bedrohung durch kriegerische Szenarien im eigenen Land diskutieren in diesen Tagen auch viele Bewohner der USA. In den USA sind 4100 Mitglieder der Nationalgarde und 700 Marineinfanteristen auf Geheiß von US-Präsident Donald Trump angetreten, um angeblich Demonstrationen einzudämmen. »Es ist ein einschneidender Moment in der US-Geschichte«, heißt es im Bericht meiner Kollegin Nicola Abé und meiner Kollegen Marc Pitzke, Alexander Sarovic und Philipp Wittrock.

Trump setzt Truppen demnach im Innern des Landes ein, gegen die eigene Bevölkerung, gegen den Willen des Gouverneurs des Bundesstaats Kalifornien. »Er bricht einen unausgesprochenen Pakt aller Amerikaner miteinander: Das Militär ist eine überparteiliche Institution, die nicht Werkzeug des Präsidenten ist, sondern im Dienst des Landes steht«, schreiben die Kollegen. (Hier mehr. )

Die aktuelle SPIEGEL-Titelgeschichte widmet sich der erkalteten Liebe vieler Deutscher zu den USA. Die Vereinigten Staaten waren jahrzehntelang für viele Menschen in Europa ein Land der Sehnsucht, doch unter Präsident Donald Trump ist der Freund fremd geworden.

Was heute sonst noch wichtig ist

  • Hunderttausende Babyboomer gehen vorzeitig in Rente: Der Wirtschaft fehlen Fachkräfte, Betriebe umwerben Babyboomer. Doch die steigen laut einer neuen Studie auffällig frühzeitig aus, obwohl die Lebenserwartung steigt.

  • »Als ich die Augen öffnete, merkte ich, dass ich noch am Leben war«: Vishwash Kumar Ramesh hat wie durch ein Wunder als Einziger den Absturz der Air-India-Maschine in Ahmedabad überlebt. Vom Krankenhausbett schilderte er indischen Medien, wie er es aus dem Flugzeug geschafft hat.

  • VW entgeht Millionenbuße – weil Staatsanwalt Unterschrift vergaß? In einem Rechtsstreit rund um mögliche Datenschutzverstöße bei VW fehlte auf einer Beschwerde die Unterschrift eines Staatsanwalts. Deshalb fällt ein Bußgeld für den Konzern in jedem Fall aus.

Meine Lieblingsglosse heute: Friends of Jens

Freitags finden Sie hier immer die Kolumne »So gesehen« meines Kollegen Stefan Kuzmany als Teil der Lage am Abend. Heute schreibt Stefan über die Corona-Maskenaffäre und Jens Spahn:

Jens Spahn (2021)

Jens Spahn (2021)

Foto:

FABRIZIO BENSCH / REUTERS

Eine aus den Reihen der Koalition angestoßene Justizreform stößt auf Unverständnis in Fachkreisen und Teilen der Bundesregierung – und soll dennoch schnellstens verabschiedet werden. Ein von der Unionsfraktion vorgelegter Gesetzentwurf sieht demnach vor, § 145 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (»Bindung an den Antrag«) mit einer einschränkenden Ergänzung zu versehen: »Rechtsverbindlichkeit liegt nicht vor, wenn der ausdrücklichen Erklärung der Rechtsverbindlichkeit eine Zeichenkette bestehend aus Semikolon, Bindestrich und geschlossener Klammer (sog. Zwinkersmiley) nachgestellt ist.«

Kritiker der Reform unterstellen einen Zusammenhang mit dem jüngst öffentlich gewordenen Schriftverkehr des früheren Bundesgesundheitsministers und heutigen Unionsfraktionschefs Jens Spahn, der im März 2020 einem Hersteller von Schutzmasken die Abnahme von Ware zum Preis von 287 Millionen Euro mit dem Satz »Jetzt will ich erst mal rechtlich verbindlich das Zeug ;-)« zugesagt hatte, heute aber bestreitet, »rechtlich bindende Vertragsabschlüsse getätigt« zu haben.

Das SPD-geführte Justizministerium sieht sich von dem Reformvorhaben überfahren, man wolle das Gesetz nun erst einmal prüfen. Das hält man in der Unionsfraktion für unnötig. »Eine Verzögerung dieser wichtigen Reform würde die Modernisierung des Rechtsstaats verschleppen und Deutschland im globalen Wettbewerb zurückwerfen«, heißt es in einem Schreiben der Fraktionsspitze. Die Reform sei auch bereits von der renommierten Kanzlei »Friends of Jens« als »absolut seriös« eingeschätzt worden: »Wir müssen das jetzt einlocken.« Das neue Gesetz werde im Übrigen rückwirkend gelten, denn Rückwirkung sei nicht verboten, wenn betroffene Bürger von der Neuregelung ausschließlich bessergestellt werden: »Dies gilt eindeutig für den Bürger Jens Spahn.«

Was heute weniger wichtig ist

Foto: Robert Michael / dpa

Maestro Herbert: Popstar Herbert Grönemeyer, 69, will sich abermals als Dirigent eines klassischen Orchesters versuchen. In den Konzerthäusern in Bochum und Essen soll er drei Konzerte der Bochumer Symphoniker dirigieren, die unter anderem Sergej Rachmaninows zweites Klavierkonzert vortragen. Wie bei einem ersten Dirigierjob mit dem Orchester im Jahr 2017 – damals ging es um eine Mozart-Sinfonie – liefen die Proben für den erneuten Taktstock-Einsatz gut, berichtet eine Sprecherin des Orchesters. »Die Stimmung ist ziemlich gelöst.«

Mini-Hohlspiegel

Schild vor dem Gelände eines Fitnessstudios in Berlin

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Entdecken Sie hier noch mehr Cartoons.

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Chappatte

Und am Wochenende?

Könnten Sie sich mit den Freuden und Abgründen des guten Männermode-Geschmacks beschäftigen. Mein Kollege Matern von Boeselager schildert die Arbeit eines Modebloggers, der wohl illegal in den USA lebt und den viele Leute »The Menswear Guy« nennen – einen sogenannten Influencer mit 1,3 Millionen Leserinnen und Lesern .

Socken von JD Vance

Socken von JD Vance

Foto:

Chuck Burton / AP

US-Vizepräsident JD Vance droht, den Modeblogger ausweisen zu lassen, weil der sich über seine zu kurzen Hosen lustig gemacht hat. »Wie kommt es, dass einem Experten für Herrenmode so viel Feindschaft aus den höchsten Rängen der Trump-Regierung entgegenschlägt? Kann man die Modepolizei verhaften?«, fragt Matern – und preist die Arbeit des Bloggers: »Man folgt ihm aus zwei Gründen: weil er äußerst eloquent und lehrreich über die richtige Reversbreite eines Sommeranzugs schreiben kann. Und weil er eine herrlich fiese Bitch ist. Der Guy zerpflückt im Internet gern Fotos von Männern, die sich stolz in ihren neuen Outfits präsentieren, und erklärt dann kenntnis- und detailreich, warum sie schlecht darin aussehen.« (Lesen Sie hier mehr dazu. )

Einen schönen Abend. Herzlich

Ihr Wolfgang Höbel, Autor im Kulturressort

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