Die Deutsche Bahn hat am Wochenende ihre Bahnbetriebsdisposition von dezentralen Softwaresystemen auf ein einheitliches digitales Leitsystem umgestellt. Es sei eines der größten und technisch anspruchsvollsten IT-Projekte der vergangenen Jahre gewesen, teilte die DB-Tochter InfraGO mit.
Was auf den ersten Blick abstrakt klingt, soll sich auch für Bahnkunden positiv auswirken: Mithilfe des neuen Systems können bei Problemen wie Baustellen, defekten Zügen und Unwetterlagen schneller alternative Routen gefunden werden. Überhaupt sollen Bahnmitarbeiter ein besseres Gesamtbild erhalten. Im Idealfall könnte dies zu weniger Verspätungen führen, weil Probleme früher erkannt und gelöst werden können. Auch die Kundeninformation soll damit zuverlässiger werden.
Mehrfach verschoben worden
Die Einführung von PRISMA (Programm Re-Design Informations-Systeme Betrieb und Modernisierung der Architektur) musste mehrfach verschoben werden. Ursprünglich schon für September 2022 geplant, wurde die Umstellung insgesamt fünfmal verschoben. Seit Sonntagmorgen basieren Entscheidungen zur Zugsteuerung nun auf einem einheitlichen, netzweiten Echtzeitüberblick über den Infrastrukturzustand. Der Umstellung waren monatelange Tests, Prüfungen und Schulungen vorausgegangen. Für den Notfall stand ein Rückfallplan bereit.
Die Umstellung wirkte sich auch auf die zahlreichen Eisenbahnverkehrsunternehmen aus, die im deutschen Bahnnetz unterwegs sind. Laut einer Umfrage des Bahn-Blogs DB-Watch.de äußerten sich die Betroffenen bei einer Umfrage überwiegend positiv über den Ablauf der Umstellung und die Veränderungen. Lediglich vereinzelt kam es zu Problemen mit den Schnittstellen.
Umsetzung neuer EU-Vorgabe
Das Programm PRISMA gliederte sich nach Bahnangaben in 13 Teilprojekte. Die vorher eingesetzte Software, die ersetzt wurde, stammte aus den Jahren 1999 bis 2004. Sie galt als technologisch veraltet und kam für eine Weiterentwicklung nicht mehr in Frage. PRISMA dient der Umsetzung der EU-Vorgabe TAF/TAP TSI und soll unter anderem einen neuen, einheitlichen Kommunikationsweg zur Trassenanmeldung und eine eindeutige Identifikation von Zügen und Trassen auch grenzüberschreitend ermöglichen.
(mki)