Nations League: Deutschland kommt gegen Frankreich weiter und steht im Finale

vor 4 Stunden 1

Geschichte des Spiels: Das Verhältnis zwischen Angreiferin Nicole Anyomi und Bundestrainer Christian Wück ist kein einfaches. In der vergangenen Saison ignorierte Wück die Topscorerin der Bundesliga konsequent, diese beschwerte sich öffentlich. Erst für die Partien gegen Frankreich kehrte die 25-Jährige zurück. In Caen gelang ihr nun ein Traumtor, gesetzt für jeden Jahresrückblick. Kurz vor dem Strafraum drehte sie sich um ihre Gegenspielerin herum und jagte den Ball perfekt in den linken Winkel. Ihr Jubel blieb der Schönheit des Tores unangemessen verhalten, die knapp 18.000 Fans im Stade Michel-d'Ornano verstummten beeindruckt. Ein Treffer, der so vermutlich nie gefallen wäre, wenn sich nicht Wücks Angreiferin Nummer eins, Giovanna Hoffmann, verletzt hätte.

Wück wechselt: Die im Hinspiel noch gesperrte Janina Menge rückte für Katy Hendrich in die Innenverteidigung, auf der Gegenseite standen Sakina Karchaoui und Griedge Mbock Bathy wieder in der Anfangsformation, die verletzte Angreiferin Marie-Antoinette Katoto wurde durch Melvine Malard ersetzt.

Erste Hälfte: Die 25-jährige Malard war es dann auch, die früh in der Partie das erste Ausrufezeichen setzte. Eine Flanke vom linken Flügel drückte die Angreiferin von Manchester United per Kopf über die Linie (3. Minute). Es war der Startschuss einer aufregenden Begegnung, in der sich die Deutschen schnell fingen. Anyomis Schuss in den Winkel bedeutete das 1:1 (12.). Beide Teams agierten gnadenlos offensiv, in der 32. Minute parierte Stina Johannes gegen die frei vor ihr auftauchende Malard. Bis zur Halbzeit gaben die Französinnen noch einige gefährliche Schüsse ab, es blieb allerdings beim 1:1. Eine rasante erste Hälfte!

Zweite Wahl: Mit dem Zweiten sehen Sie laut Eigenaussage besser, manchmal sehen Sie beim ZDF aber auch weniger. Weil die Pokalpartie der Männer zwischen Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund (Anpfiff: 18.30 Uhr) erst im Elfmeterschießen entschieden wurde, sahen die Zuschauerinnen und Zuschauer im Hauptprogramm siegesfreudige Dortmunder statt der ersten Spielminuten des Länderspiels (der Frauen) mit Anpfiff um 21.10 Uhr. Es kam, wie es kamen musste: Als es dann endlich gen Nations League ging, begann die Übertragung mit jubelnden Französinnen. Für den Treffer von Malard war man zu spät.

Zweite Hälfte: Klara Bühl drang von links in den Strafraum ein und schoss mit links ins kurze Eck. Pauline Peyraud-Magnin riss zwar noch die Hände hoch, konnte den Treffer aber nicht mehr verhindern (50.). Da sah die französische Torfrau nicht gänzlich chancenlos aus. Bereits im Hinspiel hatte Bühl den einzigen Treffer erzielt, die Münchnerin rückt mit nun 30 Länderspieltreffern auf Rang 17 der ewigen Torschützinnenliste im Nationaldress vor. Nur Zentimeter verhinderten in der 67. Minute das 3:1 durch Anyomi – Bühl hatte im Vorfeld knapp im Abseits gestanden. Auch wenn Selina Cerci noch die Latte traf (74.), schien der Ausgleich jederzeit möglich. Kadidiatou Diani scheiterte in der 82. Minute erneut frei stehend an Johannes. Kurz vor Schluss dann noch mehr Dramatik: Clara Mateo traf per Kopf zum 2:2 (89.), in der Nachspielzeit wankte die Wück-Elf bedenklich, fiel aber nicht.

Brandgefährlich: Im Sommer verließ Jule Brand den VfL Wolfsburg und wechselte nach Lyon. »Komplett raus aus der Komfortzone«, wollte die 23-Jährige, die bereits knapp 70 Länderspiele für das DFB-Team absolviert hat. In Frankreich läuft es allerdings noch nicht so gut für die Offensivspielerin, mit der Sprache hapert es ebenso wie mit den Einsatzzeiten. Beim Spiel in Caen lief sie wieder als zentrale offensive Mittelfeldspielerin auf und bereitete unter anderem das Traumtor von Anyomi vor.

Weiter titellos: Seit 15 Jahren gehören die französischen Fußballerinnen zur Weltspitze, doch zum ganz großen Wurf hat es bislang nicht gereicht. WM-Vierte, Olympia-Vierte, zahlreiche Viertelfinalteilnahmen, EM-Halbfinale, Finale der Nations League. Bis 2027 läuft der Vertrag des aktuellen Trainers Laurent Bonadei, seine nächste – und erst einmal letzte – Chance ist die WM in zwei Jahren in Brasilien.

Gesamten Artikel lesen