
Fahrzeuge der Nationalgarde in Washington, D.C. (am 7. August)
Foto: Andrew Leyden / ZUMA Press Wire / IMAGOEs ist eine Machtdemonstration mit Ansage. Seit Tagen wettert Donald Trump über die Sicherheitslage in Washington, D.C. und bleibt dabei gewohnt ruppig im Ton. Kurz zusammengefasst: Die US-Hauptstadt ist seiner Einschätzung zufolge ein Hort der Kriminalität, schlimmer als jede lateinamerikanische Verbrechenshochburg. Nun wird der Republikaner aktiv. Er schickt die Nationalgarde und stellt die Polizei der Hauptstadt unter Bundeskontrolle.
Dieser Übergriff kommt bei der Stadtverwaltung erwartungsgemäß gar nicht gut an. Und so wurde auch die Bürgermeisterin in ihrer Reaktion auf Trumps Ankündigung deutlich: »Diese Entscheidung ist beunruhigend und beispiellos. Aber nach den bisherigen Aussagen können wir auch nicht komplett überrascht sein«, sagte Muriel Bowser mit Blick auf die wiederholten Aussagen des US-Präsidenten über die angeblichen Zustände in der Metropole.

Muriel Bowser (am 11. August)
Foto: Jim Lo Scalzo / EPASie erklärte, ihre Verwaltung werde mit den Bundesbehörden zusammenarbeiten. Bowser forderte aber, dass alle auswärtigen Einheiten klar als Sicherheitskräfte erkennbar sein müssen. In der Vergangenheit, etwa in Los Angeles, waren Bundeskräfte immer wieder in ziviler Kleidung aufgetreten. Bowser verlangte zudem ein Treffen mit Justizministerin Pam Bondi, einer strammen Trump-Anhängerin. Bondi übernimmt nach Trumps Entscheidung zumindest zeitweilig die Leitung der Polizei in der Stadt.
Bowser wies Trumps Behauptungen über die Zustände in D.C. zurück. Sie erklärte, dass die Stadt »keinen Anstieg der Kriminalität verzeichnet«. Zudem habe die Zahl der Gewaltverbrechen im vergangenen Jahr den niedrigsten Stand seit mehr als drei Jahrzehnten erreicht. Diese gingen in den ersten sieben Monaten des Jahres 2025 um 26 Prozent zurück, nachdem sie 2024 bereits um 35 Prozent gesunken waren. Die Gesamtkriminalität in Washington sank laut Angaben der Polizei um sieben Prozent.
US-Präsident nimmt liberale Städte ins Visier
Bereits im Vorfeld seiner Pressekonferenz hatte Trump in den sozialen Medien erklärt, dass die Hauptstadt der Nation »heute befreit« werde. Er sagte, er werde »die Tage des rücksichtslosen Tötens oder Verletzens unschuldiger Menschen« beenden. Am Sonntag hatte Trump die Verdrängung von Obdachlosen aus der Hauptstadt Washington angekündigt. »Die Obdachlosen müssen raus, sofort«, erklärte der US-Präsident auf seiner Plattform Truth Social. Den Obdachlosen würden Unterkünfte zur Verfügung gestellt, »aber weit entfernt von der Hauptstadt.«
Die US-Hauptstadt hat rund 700.000 Einwohner. Sie hat als »District of Columbia« einen Sonderstatus und ist eine Hochburg der Demokratischen Partei. In Washington halten sich viele Obdachlose tagsüber in unmittelbarer Nähe des Weißen Hauses auf. Die Hauptstadt liegt unter den großen Städten in den USA bei der Zahl der Obdachlosen laut Regierungszahlen aus dem vergangenen Jahr auf Platz 15. Zwar verbringen Tausende von Menschen jede Nacht in Notunterkünften oder auf der Straße, jedoch sind die Zahlen gegenüber dem Niveau von vor der Coronapandemie zurückgegangen.
Trumps Ankündigung ist sein jüngster Versuch, demokratisch regierte Städte ins Visier zu nehmen, indem er seine Exekutivgewalt auf traditionell lokale Angelegenheiten ausübt.
Zuletzt hatte er in einer umstrittenen Entscheidung die Nationalgarde in Los Angeles eingesetzt und dafür heftigen Widerstand von der Bürgermeisterin der Stadt und dem kalifornischen Gouverneur Gavin Newsom eingefahren.