Nahost: Israel will im Gazastreifen "sterile Zone" errichten

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Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat einen dreistufigen Hilfsplan für den Gazastreifen vorgestellt. Im Süden des Küstengebiets soll eine Hamas-freie Zone entstehen.

22. Mai 2025, 0:30 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, dpa,

 Vertriebene Palästinenser warten in einem Zeltlager in Gaza-Stadt, um gespendete Mahlzeiten aus einer Gemeinschaftsküche zu erhalten.
Vertriebene Palästinenser warten in einem Zeltlager in Gaza-Stadt, um gespendete Mahlzeiten aus einer Gemeinschaftsküche zu erhalten. © Jehad Alshrafi/​AP/​dpa

Israel will im Süden des Gazastreifens eine sogenannte "sterile Zone" einrichten, um dort humanitäre Hilfe für Hunderttausende Palästinenser bereitzustellen. Wie Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mitteilte, soll es in dem Gebiet keine Mitglieder der Terrororganisation Hamas geben. "In dieser Zone, die komplett frei von der Hamas sein wird, werden die Bewohner von Gaza umfassende humanitäre Hilfe erhalten", sagte Netanjahu.

Der Regierungschef stellte einen dreistufigen Plan zur Wiederaufnahme der Hilfslieferungen vor. In einem ersten Schritt sollen grundlegende Nahrungsmittel nach Gaza gebracht werden. Im zweiten Schritt sollen US-Sicherheitsfirmen Verteilungszentren im Inneren des Küstengebiets einrichten und betreiben – eine Aufgabe, die bislang internationalen Organisationen wie der UN vorbehalten war. In der dritten Phase soll schließlich die "sterile Zone" im Süden des Gazastreifens eingerichtet werden. 

Die UN und Hilfsorganisationen lehnen Israels Pläne für die Neuaufstellung der humanitären Hilfe ab. Eine Verteilung auf diesem Wege würde nicht die Mindestanforderungen für humanitäre Einsätze erfüllen, sagen ihre Vertreter.

Drei Monate Blockade

Israel hatte Anfang März sämtliche Hilfslieferungen in den Gazastreifen gestoppt, um den Druck auf die Hamas zu erhöhen. Die Menschen im Gazastreifen leiden schweren Hunger. Die israelische Regierung wirft der Terrororganisation vor, sie beschlagnahme Hilfsgüter und missbrauche sie zur Finanzierung ihres Kampfes gegen Israel. Beweise dafür hat die israelische Regierung bislang nicht vorgelegt, sagen UN-Vertreter. Recherchen des Wall Street Journal legen nahe, dass die Hamas kontrolliert, ob, wie und wo die Hilfsgüter verteilt werden.  

Erst zu Wochenbeginn hatte Israel sich bereit erklärt, wieder begrenzt Lieferungen zuzulassen. Mehrere Dutzend Lastwagen fuhren seitdem über die Grenze nach Gaza. Laut den UN erreicht die Hilfe aufgrund fehlender Genehmigungen die notleidende Bevölkerung bisher jedoch kaum.

Kritiker werfen der israelischen Regierung vor, die Palästinenser aufgrund der anhaltenden Kämpfe immer wieder zur Flucht zu zwingen. Zudem werde der Bereich immer weiter eingeschränkt, in dem die rund zwei Millionen Menschen im Gazastreifen noch leben können.

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