Bei Ermittlungen gegen einen international operierenden Agentenring der islamistischen Terrororganisation Hamas hat die Bundesanwaltschaft einen weiteren Verdächtigen verhaften lassen. Nach SPIEGEL-Informationen handelt es sich um den britischen Staatsangehörigen Mohammed A., 39. Demnach erfolgte die Festnahme am Montag in London. Vorausgegangen waren ein Rechtshilfeersuchen an die britische Regierung und ein Antrag auf Auslieferung des Beschuldigten nach Deutschland.
Den Ermittlungen zufolge soll A. Teil einer Gruppe sogenannter Auslandsoperateure gewesen sein, die im Auftrag der Hamas Waffen für die Terrororganisation beschaffen. So soll er sich im Juli und im August in Berlin mit einem anderen Hamas-Agenten getroffen haben, der ihm Waffen und Munition übergab. Die Waffen sollten nach Erkenntnissen der Fahnder nach Österreich transportiert werden.
Mohammed A.s Berliner Kontaktmann, ein 36-jähriger Deutscher libanesischer Herkunft, wurde bereits im Oktober verhaftet – gemeinsam mit zwei weiteren mutmaßlichen Hamas-Agenten. Ein Mobiles Einsatzkommando der Polizei observierte die drei Männer bei den Vorbereitungen für eine Waffenübergabe und überwältigte sie. Bei dem Zugriff entdeckten die Beamten ein vollautomatisches Sturmgewehr des Typs AK-47, acht halb automatische Glock-Pistolen sowie rund 300 Schuss Munition. Außerdem stellten sie Mobiltelefone, Datenträger und Bargeld sicher.
Verbindung zu hohem Hamas-Funktionär?
Zeitnah gab es mehrere Durchsuchungen, unter anderem an der Anschrift eines weiteren Beschuldigten in Oberhausen in Nordrhein-Westfalen. Der dort wohnende Mahmoud Z. sitzt seit Anfang September in Dänemark in Untersuchungshaft; er hatte versucht, fünf Kilogramm Marihuana ins Land zu schmuggeln. In der Wohnung des 58-Jährigen entdeckten die Fahnder unter anderem zwei Schreckschusspistolen sowie Magazine und Patronen.
Die Bundesanwaltschaft wirft den in Berlin festgenommenen Männern die Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung sowie die Vorbereitung schwerer, staatsgefährdender Gewalttaten vor. Demnach sollten die Waffen »der Hamas für Mordanschläge auf israelische oder jüdische Einrichtungen in Deutschland dienen«, teilte die Behörde mit. Über konkrete Anschlagsplanungen oder Ziele machten die Ermittler keine Angaben.
Die Verteidigung der Beschuldigten war für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar – genau wie die Verteidigung des in London verhafteten Mohammed A.. Nach Angaben des britischen Senders »ITV News« soll es sich ihm um den Sohn »eines hochrangigen Hamas-Funktionärs« handeln.
Die Hamas hatte im Oktober Kontakte zu den in Berlin verhafteten mutmaßlichen Waffenschmugglern bestritten. »Die Behauptung, dass die Festgenommenen Verbindungen zur Hamas haben, entbehrt jeder Grundlage«, zitierte die Nachrichtenagentur dpa aus einer Mitteilung der Terrorgruppe. Offenbar gehe es den deutschen Behörden darum, »den Ruf der Bewegung zu beschmutzen und die Sympathie des deutschen Volkes für unser palästinensisches Volk zu untergraben«.

vor 2 Stunden
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