Backlash für Frauen in der Filmbranche Kristen Stewart »so wütend« auf Hollywood
Einst »Twilight«-Star, demnächst als Regisseurin im Kino – und immer wieder Kritikerin des Hollywood-Systems: Bei einer Wutrede vor Kolleginnen nannte Kristen Stewart die Lage für Filmemacherinnen »verheerend«.
05.11.2025, 16.28 Uhr
Schauspielerin und Regisseurin Stewart: »Es gibt zu wenige von uns«
Foto:Jordan Strauss / Invision / AP
Die Academy of Motion Pictures, die alljährlich die Oscars vergibt, hatte zusammen mit Sponsor Chanel zu einem Mittagessen auf die Dachterrasse des Academy-Museums in Los Angeles geladen. Mit freiem Blick auf die Hollywood Hills und den berühmten Schriftzug las die Festrednerin des Women's Luncheon der Filmbranche die Leviten: Kristen Stewart, regelmäßige Kritikerin der bestehenden Verhältnisse, hielt eine leidenschaftliche Ansprache vor versammelten Hollywood-Frauen.
»In einer Zeit nach MeToo schien es möglich, dass Geschichten von und für Frauen endlich die ihnen gebührende Anerkennung fanden«, blickte Stewart in die jüngere Vergangenheit zurück, »dass wir uns selbst und unsere gemeinsamen Erfahrungen, all unsere Erfahrungen, ungefiltert ausdrücken durften oder sogar dazu ermutigt wurden«. Doch diese Zeit sei schon wieder vorbei. Sie könne bezeugen, dass es ein harter Kampf sei, wenn der Inhalt von Filmen »zu düster, zu tabu« sei. Wenn Erfahrungen von Frauen dargestellt würden, rufe dies »regelmäßig Ekel und Ablehnung« hervor.
Sie ärgere sich besonders über »die Gewalt des Zum-Schweigen-Bringens, als dürften wir nicht einmal wütend sein«, so Stewart: »Aber ich könnte dieses Rednerpult mit einer Gabel und einem verdammten Messer zerfetzen – so wütend bin ich«. Der Rückschlag nach einem kurzen Moment des Fortschritts sei »verheerend«, sagte die Schauspielerin und Neuregisseurin: »Es ist erbärmlich, wie wenige Filme im letzten Jahr von Frauen gedreht wurden.«
Rednerin Stewart: »Geschäftsmodell eines Jungsvereins«
Foto: Stefanie Keenan / WireImage / Getty ImagesDer Branchenblog »The Ankler« schrieb unlängst , dass 2025 bisher nur bei drei Studioproduktionen Frauen Regie geführt hätten: Nisha Ganatra bei »Freakier Friday«, Jennifer Kaytin Robinson bei »Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast« und Madeline Sharafian und Domee Shi beim Pixar-Animationsfilm »Elio«.
Vor Zuhörerinnen wie Sarah Paulson, Julia Louis-Dreyfus, Tessa Thompson, Riley Keough, Zoe Deutch, Claire Foy und Kate Hudson sagte Festrednerin Stewart: »Es gibt zu wenige von uns. Wir sind jetzt alle hier zusammen, und es sieht aus, als wären wir viele. Aber das sind wir nicht, verdammt noch mal. Und das ist nicht unsere Schuld.« Wie das Branchenblatt »Variety« berichtet , wurde die siebenminütige Rede immer wieder von Applaus unterbrochen.
Kristen Stewarts Karriere führte von Anfängen als Teeniestar in der »Twilight«-Saga über anspruchsvollere Schauspielrollen zuletzt zu ihrer ersten Regiearbeit: »The Chronology of Water« wurde beim Filmfestival in Cannes erstmals gezeigt; der Film, der auf den Memoiren der langjährigen Leistungsschwimmerin Lidia Yuknavitch beruht, soll in den USA im Dezember in die Kinos kommen. Für SPIEGEL-Kritikerin Hannah Pilarczyk profilierte sich Stewart damit »aus dem Stand als eigenwillige Kinoautorin«. (Lesen Sie hier ihre Rezension )
Kristen Stewart sprach in ihrer Rede den Academy-Kolleginnen ihren Dank aus. Ausdrücklich nicht dankbar sei sie »dem Geschäftsmodell eines Jungsvereins, der vorgibt, mit uns abhängen zu wollen, während er unsere Ressourcen abschöpft und unsere wahren Perspektiven herabwürdigt.« Stewart rief die Frauen der Branche dazu auf, sich nicht wie Feigenblätter behandeln zu lassen: »Fangen wir an, unsere eigene Währung zu drucken!«

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