News des Tages: Lässt sich Donald Trump so besiegen?

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1. Europa der zwei Geschwindigkeiten

Die EU will die Reisezeiten mit der Bahn zwischen europäischen Hauptstädten erheblich verkürzen. Der Plan sieht vor, bis zum Jahr 2040 mehr Knotenpunkte mit Hochgeschwindigkeitstrassen zu verbinden.

So sollen Reisende künftig …

  • … in vier statt sieben Stunden von Berlin nach Kopenhagen fahren können (die sieben Stunden sind schon geprahlt, momentan ist die Fahrzeit deutlich länger).

  • … nur noch viereinhalb statt mehr als acht Stunden für die Fahrt von Berlin nach Wien via Prag brauchen.

  • ... neue Verbindungen zwischen Paris, Madrid und Lissabon nutzen können, sowie zwischen Warschau und den Hauptstädten des Baltikums.

Schnelle, bequeme, vielleicht sogar pünktliche Züge – klingt das nach Ode an die Freude oder nach Wunschkonzert? Andererseits: Es ist ja noch Zeit. 15 Jahre vor der Einführung des Euro konnte sich auch kaum jemand vorstellen, in Hamburg, Rom und Paris mit demselben Geld bezahlen zu können.

Huch, die US-Demokraten können doch noch Siege einfahren. Die frühere Biden-Harris-Pelosi-Partei hat in der vergangenen Nacht triumphiert: Bei den Gouverneurswahlen in Virginia und New Jersey und bei der Bürgermeisterwahl in New York City setzen sich ihre Kandidaten durch; in Kalifornien gab es eine Mehrheit dafür, dass die Demokraten die Wahlkreise zu ihren Gunsten neu zuschneiden.

Was lässt sich daraus lernen? Sollten die Demokraten in Wahlkämpfen auf Leute wie den künftigen New Yorker Bürgermeister bauen, den selbst erklärten Sozialisten Zohran Mamdani (mehr über ihn hier )? Oder auf Kandidatinnen wie Abigail Spanberger und Mickie Sherrill, die sich mit Brot-und-Butter-Themen bei den Gouverneurswahlen durchsetzten? Ganz klar der Mitte-Pragmatismus, weniger der Links-Populismus, analysiert meine Kollegin Britta Kollenbroich: Mamdanis Wahlsieg eigne »sich nicht als Blaupause für die Demokraten, im Gegenteil«. Er habe es nicht geschafft, die Partei hinter sich zu vereinen. Den beiden Frauen hingegen sei es gelungen, unabhängige Wähler und Latinos zurückzugewinnen.

Was sie eint: »Sowohl Spanberger und Sherrill als auch Mamdani machten Widerstand gegen Donald Trump zu einem der zentralen Themen ihrer Kampagnen«, berichtet Britta. »Für viele Wähler ein Grund, sich an der Wahl zu beteiligen. In Nachwahlbefragungen gaben viele Wähler an, ihre Stimmabgabe sei auch eine Botschaft an Trump.«

3. Feiern München

Am Tag nach dem Bayern-Sieg gegen Paris Saint-Germain hat sich Erstaunliches zugetragen:

  1. Luis Díaz von Bayern München, der gestern wegen eines Fouls an Achraf Hakimi die Rote Karte sah (hier mehr), hat sich geäußert. Wie Fußballprofis das heute so machen: via Instagram. »Ich wünsche Hakimi eine schnelle Rückkehr auf den Platz«, stand da. Von einem »Abend voller Emotionen« fabulierte er (oder ein Social-Media-Berater in seinem Namen): »Der Fußball erinnert uns immer wieder daran, dass in 90 Minuten alles passieren kann – im Guten wie im Schlechten. Ich war traurig, dass ich das Spiel nicht mit meinen Teamkollegen zuende bringen konnte, aber stolz auf ihren unglaublichen Einsatz.« Merkwürdigerweise meldeten einige Nachrichtenagenturen, Díaz habe sich entschuldigt. Jede Wette, kein Jugendtrainer hätte das als Entschuldigung akzeptiert.

  2. Mein Kollege Peter Ahrens ist zum Bayern-Fan mutiert. »Etwas Unglaubliches ist passiert: Man musste die Münchner plötzlich gernhaben«, kommentiert er. »Man muss dem fluiden Fußball, den die Bayern in der ersten Hälfte des Spiels zelebrierten, applaudieren.« Aber die Sympathien hätten sie in der zweiten Hälfte errungen: »Weil sie das taten, tun mussten, was für Fußballfans immer noch den direktesten Weg ins Gemüt bedeutet: Einsatz um jeden Zentimeter. Widerstehen gegen eine vermeintliche Übermacht. Leidenschaft.« So viel Euphorie habe ich bei Peter selten erlebt, höchstens beim winterlichen Grünkohlessen. Aber seine Bayern-Liebe wird schnell erkalten: Am Samstag ist wieder Bundesliga, Bayern München spielt bei Union Berlin.

Hier der ganze Kommentar: Ins Herz gegrätscht 

Was heute sonst noch wichtig ist

  • Kann Kanzler Merz seinen »Freund Jo« retten? Der interne Streit über Johann Wadephuls Syrien-Äußerungen zeigt, wie nervös CDU und CSU sind. Für Friedrich Merz ist die Lage prekär. 

  • Ist Deutschland wirklich der »Puff Europas«, wie Julia Klöckner sagt? In den Rotlichtvierteln Deutschlands arbeiten offiziell rund 32.300 Prostituierte, die Dunkelziffer wird deutlich höher geschätzt. Die Bundestagspräsidentin fordert nun ein Sexkaufverbot wie in Schweden .

  • Mexikos Präsidentin auf offener Straße sexuell belästigt: Fast die Hälfte aller Mexikanerinnen erlebten bereits sexuelle Gewalt. Claudia Sheinbaum ist keine Ausnahme, wie ein Vorfall in Mexiko-Stadt zeigt.

Was wir heute bei SPIEGEL+ empfehlen: »Sehr detaillierte Anfragen zu Fähigkeitslücken der Bundeswehr«

Foto:

Philipp Schulze / dpa

Leitet die AfD sensible Informationen an Russland weiter? »Gezielt und rasterartig« fragten die Rechtsextremisten Details ab, warnt der Chef des Verteidigungsausschusses. Heute kommt es darüber zur Auseinandersetzung im Bundestag .

Was heute weniger wichtig ist

Foto:

Jae C. Hong / picture alliance / Jae C. Hong/Invision/AP

Wärest du beim Schweigen der Lämmer geblieben: Anthony Hopkins, 87, hat offengelegt, wie sehr er offenbar unter eigenen Unzulänglichkeiten und seiner Beziehungsunfähigkeit Ende der Siebziger- und Anfang der Achtzigerjahre litt. Verschiedene US-Medien zitieren aus seiner Autobiografie »We Did OK, Kid«. Demnach schreibt er über seine zweite Ehefrau, er habe es ihr nicht leicht gemacht: »Erst Jahre später wusste sie von meinen Seitensprüngen.«

Mini-Hohlspiegel

Das »Hamburger Abendblatt« über eine Eishalle im Stadtteil Farmsen-Berne: »Zum Beispiel wurde die Toilette im oberen Bereich der Halle neu instandgesetzt, damit Eltern auch von dort aus bequem ihren Kindern beim Training zuschauen können.«

Hier finden Sie den ganzen Hohlspiegel.

Cartoon des Tages

Entdecken Sie hier noch mehr Cartoons.

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Klaus Stuttmann

Und heute Abend?

Drei Vorschläge:

 Momente des glamourösen Erstaunens

Sängerin Rosalía: Momente des glamourösen Erstaunens

Foto: Sony Music
  1. Sie könnten einer Empfehlung meines Kollegen Andreas Borcholte folgen und das neue Album von Rosalía hören. »Auf ›Lux‹ formt die spanische Musikerin aus Herz- und Weltschmerz eine umwerfende Pop-Oper«, findet Andreas (hier mehr ).

  2. Sie könnten etwas kochen, vielleicht Wein-Zwiebelsuppe mit Wingertsknorze (hier das Rezept ).

  3. Sie lesen etwas, vielleicht Platz 18 des SPIEGEL-Buchpreises: »Percival Everetts ›Dr. No‹‘ ist eine Persiflage auf James Bond und eine philosophische Variation über alle denkbaren Formen der Negation«, schreibt mein Kollege Sebastian Hammelehle (hier mehr).

Ich wünsche Ihnen einen unterhaltsamen Abend.

Herzlich

Ihr Oliver Trenkamp, Blattmacher in der Chefredaktion

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