Nach nur einem Jahr Zweitklassigkeit haben die Frauen des 1. FC Nürnberg die sofortige Rückkehr in die Bundesliga perfekt gemacht. Und das obwohl sie am Karsamstag selbst gar nicht im Einsatz waren.

Sie hatten in der laufenden Saison immer wieder Grund zur Freude - und nun steigen sie auf: Nastassja Lein (#24), Medina Desic (Mi.) und die inzwischen nach Berlin abgewanderte Nele Bauereisen (re.). IMAGO/Zink
Hauptkonkurrent Union Berlin sorgte mit dem 4:0-Sieg beim SV Meppen dafür, dass die Emsländerinnen den FCN bei 13 Punkten Rückstand und vier verbleibenden Partien nicht mehr von einem der ersten drei Plätze verdrängen können.
Den Wiederaufstieg hatten sich die fränkischen Verantwortlichen zwar als Ziel gesteckt. Dass dieser aber derart souverän und frühzeitig realisiert werden würde, wagte dennoch niemand zu träumen. Nach einem Holperstart in der Hinrunde mit nur vier Punkten aus drei Partien zündete die Mannschaft von Trainer Thomas Oostendorp eine Erfolgsserie von sieben Siegen und einem Remis und sicherte sich so die Herbstmeisterschaft. Obwohl der Auftakt in die Rückserie beim 0:4 bei Union Berlin gründlich missriet, erstickten die Nürnbergerinnen aufkeimende Zweifel sofort im Keim und gingen seitdem in allen sechs Begegnungen als Siegerinnen vom Platz.

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28.02.25 - 08:00 Uhr 50:13 Minuten
Nürnberg zum dritten Mal erstklassig
Fast schon zum Markenzeichen der frisch gebackenen Aufsteigerinnen wurden frühe Rückstände, die aufgrund der individuellen Klasse noch in Siege, teilweise erst in der Nachspielzeit, gedreht wurden. Exemplarisch der 3:2-Sieg gegen den VfL Bochum Ende März, als die Gäste schon nach acht Minuten mit 2:0 in Führung lagen, und Marina Scholz in der zweiten Minute der Nachspielzeit der vielumjubelte rot-schwarze Siegtreffer gelang. Ein Sieg des Willens und der Qualität.
Torreiche Partien waren ein treuer Begleiter durch die Saison - mit 53 erzielten Toren ist die Offensive das Prunkstück in der Nürnberger Mannschaft, allen voran Medina Desic, die mit 16 Treffern die Torschützenliste der zweiten Liga anführt. Aber auch Nastassja Lein stellt mit elf Torferfolgen ihre Vollstrecker-Qualitäten regelmäßig unter Beweis. Die 24-Jährige glänzt zudem regelmäßig als Vorbereiterin, die Lücken reißt, Bälle erobert und Sturmpartnerin Desic in Position bringt. Zuletzt hat auch Jacqueline Baumgärtel ihr Visier wieder scharf gestellt. In der Winterpause führte die Mittelstürmerin, damals noch im Trikot des FSV Gütersloh, die Torschützenliste mit neun Treffern an, brauchte dann aber nach ihrem Wechsel in die Noris etwas Eingewöhnungszeit. In den beiden letzten Partien beendete die 23-Jährige ihre fünf Spiele währende Torflaute und erzielte die Saisontreffer zehn, elf und zwölf.
Baumgärtel wurde im Winter schon mit Blick auf die kommende Bundesligasaison verpflichtet, ebenso wie die erstligaerfahrene Julia Pollak (60 Bundesligapartien für Bayern München, Bayer Leverkusen, SV Meppen und RB Leipzig), die zur ersehnten Verstärkung auf der linken Abwehrseite wurde. Zum unumschränkten Eckpfeiler in der Abwehrdreierkette hat sich Amelie Thöle entwickelt. In der Abstiegssaison noch meist als Rechtsverteidigerin eingesetzt, hat sie nun ihren Platz im Zentrum gefunden und besticht durch herausragende Zweikampfwerte. Nicht zu vergessen Kapitänin Luisa Guttenberger, die im zentralen Mittelfeld das Spiel als Taktgeberin orchestriert.
Baustelle zwischen den Pfosten
Während diese Leistungsträgerinnen auch das Gerüst eines möglichen Bundesligakaders bilden dürften, geriet der Platz zwischen den Pfosten zur Baustelle. Hannah Etzold, die nach dem Weggang von Stammkeeperin Lea Paulick als neue Nummer 1 von Werder Bremen geholt wurde, verlor nach einigen Patzern im Februar ihren Platz an Kristin Krammer. Die Österreicherin hatte in der Bundesligasaison die lange verletzte Paulick in 14 Partien vertreten hatte.
Der klare Trend hin zum direkten Wiederaufstieg ermöglichte den Verantwortlichen frühzeitige Planungssicherheit. Mit Sanja Homann vom SC Sand hat die erste Spielerin für die kommende Saison bereits unterschrieben. Coach Oostendorp dürfte in seine dritte Saison bei den Clubfrauen gehen. Der Vertrag mit dem Niederländer ist zwar aktuell noch nicht verlängert. Aber alles andere als eine Vertragsverlängerung mit dem Aufstiegstrainer wäre eine faustdicke Überraschung.
Im Gegensatz zum Sensationsaufstieg vor zwei Jahren kann die Mannschaft auf deutlich mehr Erfahrung zurückblicken, sie verfügt über mehr Qualität und eine bessere Physis. Die Strukturen rund um die Mannschaft wurden auch stetig verbessert. Dennoch sind die finanziellen Möglichkeiten beim 1. FC Nürnberg begrenzt, sodass es ab dem ersten Spieltag einzig und allein um den Klassenerhalt gehen wird.
Martin Bauer