Ein Skandal um den Missbrauch von Minderjährigen könnte für Ungarns Ministerpräsidenten Viktor Orbán gefährlich werden.
Aus der ZEIT Nr. 54/2025 Aktualisiert am 18. Dezember 2025, 15:28 Uhr
Viktor Orbán inszeniert sich gern als Verteidiger der Tradition, als Kämpfer gegen den allgemeinen Sittenverfall, Hüter der Familien und Beschützer der Kinder. Seit Jahren attackiert er die LGBTQ-Gemeinde. Die Pride-Paraden hat er in Ungarn verbieten lassen. Homosexualität setzt er mit Pädophilie gleich. Orbán hat es auch deshalb zum Star der europäischen Reaktionäre gebracht. Der Ministerpräsident des kleinen EU-Mitgliedslandes boxt seit Jahren weit über seiner Gewichtsklasse.
Aber ausgerechnet in Orbáns "Kinderschutzparadies" haben sich in Kinderheimen schreckliche Dinge abgespielt. In einem Regierungsbericht ist die Rede von 3.000 Missbrauchsfällen in diesen Heimen. Somit wäre gut ein Fünftel aller Minderjährigen in staatlicher Obhut betroffen. Das Erschütternde an dem Bericht sind aber nicht nur die Zahlen; auch der Zeitpunkt, an dem er verfasst wurde, ist erstaunlich – nämlich 2021, also vor vier Jahren. Und veröffentlicht wurde er nun nicht von der Regierung, sondern von der oppositionellen Tisza-Partei. Mit anderen Worten: Die Regierung Orbán muss seit Jahren gewusst haben, was in den Kinderheimen geschah, unternahm aber nichts dagegen.

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