Mexiko: Präsidentin Claudia Sheinbaum will Drogengewalt mit Musik eindämmen

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Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum möchte den Einfluss der Drogenkartelle in ihrem Land auch popkulturell eindämmen. Es geht ihr um die Popularität von Narcocorridos, also Balladen und Liedern, die die Gewalt der Drogenbanden verherrlichen. Sheinbaum möchte eine Kampagne zur Förderung anderer weniger gewalttätiger Musikstile starten.

Die Kampagne beinhaltet »einen Wettbewerb zwischen Corrido-Bands, die eine andere Art von Texten haben, die andere Verhaltensweisen, andere kulturelle Visionen verherrlichen«, sagt Sheinbaum. Direkt verbieten möchte sie Narcocorridos (auch als »Narco Corridos« bezeichnet) nicht. Ihr gehe es darum, »eine andere Vision zu fördern«.

Und sie hat eine Geheimwaffe: Gouverneur Esteban Villegas singt gelegentlich traditionelle »Banda«-Lieder. Er stand schon einige Male auf der Bühne. Banda-Musik ähnelt zwar den Narcocorridos, ist auch von Bläsern und Bässen getragen, erzählt aber eher von Cowboys und Arbeitern.

Der Gouverneur des Bundesstaats Durango soll nun gefördert werden. Der gelernte Arzt trägt gern einen Cowboyhut und präsentiert auf Youtube ein Video eines Auftritts  im März dieses Jahres, in dem er mit einem anderen Sänger den Song »Sin Fortuna« singt. Die Zugriffszahlen halten sich in Grenzen, bisher wurde das Video gut 33.000 Mal abgerufen.

Es gibt aber auch Gegenbeispiele: Peso Pluma, einer der wichtigsten Acts der mexikanischen Musik, ist stolz darauf, aggressive Lieder zu singen, die mit Anspielungen auf den Drogenhandel gespickt sind. Einige mexikanische Städte haben versucht, Liveauftritte von Narcocorridos-Sängern zu verbieten – mit gemischtem Erfolg.

Marco Antonio Gordoa Obeso, der Vorsitzende einer Musikergewerkschaft in der nördlichen Stadt Mazatlán, sagt, erwürde es auch besser finden, wenn andere Musikarten Erfolg hätten. Aber manche Leute wollten eben Narcocorridos hören. »Die Leute wünschen sich das«, sagt Obeso. »Wer bin ich, dass ich jemandem seine Vorliebe verwehre?«

Die Verbindung zwischen Kartellen und Kunst ist in Mexiko so alt wie der Drogenhandel. Die Narcocorridos sind ein Hybrid aus urmexikanischen Zutaten und dem Erbe europäischer Einwanderer. »Narco« ist im Spanischen Chiffre für alles, was mit Drogen zu tun hat. Corridos sind traditionelle mexikanische Balladen, die ihren Ursprung in spanischen Romanzen aus dem 18. Jahrhundert haben. Musikalisch unterlegt ist alles mit Tuba- und Akkordeon-lastigen Melodien der Polka.

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