"Meilenstein für digitale Souveränität": 20 Jahre Open Document Format (ODF)

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Am 1. Mai 2005 hat die Organization for the Advancement of Structured Information Standards (OASIS) das Open Document Format (ODF) als Standard für ein quelloffenes Dateiformat für Büroanwendungen wie Textverarbeitung anerkannt. The Document Foundation, die als gemeinnützige Stiftung hinter dem Software-Paket LibreOffice und damit auch hinter ODF steht, feiert den 20. Jahrestag als "Meilenstein" nicht nur für offene Dateiformate, sondern auch für die derzeit vielbeschworene digitale Souveränität.

ODF sei ursprünglich als XML-basiertes Format entwickelt worden, um einen universellen Zugriff auf Dokumente über Plattformen und Software verschiedener Anbieter hinweg zu ermöglichen, schreibt die Document Foundation. Mittlerweile sei es "zu einer technologischen Säule für Regierungen, Bildungseinrichtungen und Organisationen" herangereift, die sich für offene, herstellerunabhängige Formate entscheiden. ODF sei nicht nur eine technische Spezifikation, betont Eliane Domingos, Vorsitzende der Document Foundation. "Es ist ein Symbol für Wahlfreiheit, Unterstützung der Interoperabilität und Schutz der Nutzer vor den kommerziellen Strategien von Big Tech." In einer Welt, die zunehmend von proprietären Ökosystemen dominiert werde, garantierte ODF Nutzern "die vollständige Kontrolle über ihre Inhalte".

Flächendeckend wurde das Format mit typischen Dateiendungen wie .odt oder .ods etwa mit dem LibreOffice-Vorgänger OpenOffice 2, StarOffice 8 und KOffice 1.4 eingeführt. Den Ritterschlag erhielt ODF, als es 2006 auch die Internationale Organisation für Normung (ISO) als ISO/IEC 26300 etablierte. Dies führte dazu, dass viele Regierungsstellen und Behörden weltweit auf ODF setzen, um die Interoperabilität und den offenen Zugang zu Dokumenten zu gewährleisten. In Deutschland etwa hat der IT-Planungsrat beschlossen, ODF bis 2027 zum Standard für den Dokumentenaustausch in der öffentlichen Verwaltung zu machen. Auch viele Bildungseinrichtungen, Unternehmen und Privatanwender schätzen die damit verknüpfte Flexibilität, das Vermeiden von Abhängigkeiten und die Kostenfreiheit.

Microsoft blies mit seiner Spezifikation Office Open XML (OOXML) zur Aufholjagd und ließ diese zunächst von der European Computer Manufacturers Association (ECMA) standardisieren. Trotz heftigen Widerstands einiger Organisationen und Länder sowie Berichten über Unregelmäßigkeiten schaffte es der US-Konzern 2008 schließlich, dass die ISO OOXML ebenfalls im zweiten Anlauf zum Standard kürte (ISO/IEC 29500). Damit ging die eigentliche technische Arbeit für Microsoft zwar erst los, aber der symbolische Erfolg war erreicht. Da Microsoft Office die mit Abstand am weitesten verbreitete Suite für Bürosoftware ist, haben sich .docx, .xlsx, .pptx & Co. als De-facto-Standard für viele Nutzer etabliert.

Obwohl beide Formate auf XML basieren, gibt es signifikante technische Unterschiede. Diese können nach wie vor zu Problemen bei der verlustfreien Konvertierung zwischen OOXML und ODF führen. Das verhindert eine nahtlose Austauschbarkeit. Beide Formate werden wahrscheinlich weiterhin parallel existieren. Die Entscheidung für das eine oder das andere hängt oft von spezifischen Bedürfnissen, Präferenzen und den Anforderungen der jeweiligen Umgebung ab.

ODF werde weiterhin öffentliche Beschaffungsrichtlinien unterstützen sowie einen dauerhaften und transparenten Zugang zu Inhalten zu gewährleisten, versichert die Document Foundation. Sie kündigte an, auf ihrem Blog eine Reihe von Präsentationen und Dokumenten zu veröffentlichen, die die Geschichte vom Entwicklungs- und Standardisierungsprozess über die Aktivitäten des Technischen Komitees für die Einreichung der Version 1.3 bei der ISO bis hin zur Standardisierung der Version 1.4 nachzeichnen.

(nen)

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