Fußball-Bundesliga: FC Bayern München nach 3:3 in Leipzig noch nicht Meister – Yussuf Poulsen trifft spät für RB

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 Der FC Bayern München verspielte den vorzeitigen Meistertitel in den letzten Sekunden des Spiels

Zu früh gefreut: Der FC Bayern München verspielte den vorzeitigen Meistertitel in den letzten Sekunden des Spiels

Foto: Lisi Niesner / REUTERS

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Don't call it a comeback: Was wäre das für eine Party geworden: Gerade hatte der FC Bayern München ein 0:2 bei RB Leipzig nicht nur in zwei Minuten ausgeglichen, sondern dank Leroy Sanés Schlenzer (84. Minute) gar vollends gedreht. Glanzvoll war Vincent Kompanys erste Saison als Bayern-Trainer nicht, doch mit dem Motiv hätte man sich in München anfreunden können: Ein Team, das Widerständen unbeeindruckt entgegentritt, andere Topklubs niederringen kann, das wollte man doch sein an der Isar. Nur: Das war man dann eben doch nicht so ganz. In der vierten Minute der Nachspielzeit war Yussuf Poulsen zur Stelle, tauchte halbrechts im Strafraum auf und glich aus. Der Däne, seit Drittligazeiten bei RB, ist zwar nur noch Ergänzungsspieler. Dazu, die Münchner Meisterfeier zu verlegen, reicht es aber noch.

FC St. PauliVfB Stuttgart 0:1 (0:0)

Bereits am Vorabend hatten sich der 1. FC Heidenheim und der VfL Bochum im direkten Duell zweier Abstiegskandidaten torlos voneinander getrennt.

Nicht wiederzuerkennen: Vor einem halben Jahr deklassierte der FC Bayern München RB Leipzig 5:1. Eine Machtdemonstration, die den Abstand zwischen den Spitzenklubs aufzeigte. Drei Spieltage vor Saisonende sollte Leipzig nun die Bühne werden, auf welcher der Rekordmeister seinen 34. Titel festzurren wollte. Allerdings sind die Bayern von heute nicht mehr die Bayern von damals. Nur Leroy Sané, Joshua Kimmich und Michael Olise standen in Hin- und Rückspiel in der Startelf, Verletzungen hatten die Stammbesetzung dezimiert.

 Eine der letzten Konstanten bei den Bayern

Joshua Kimmich im Duell mit Leipzigs Loïs Openda: Eine der letzten Konstanten bei den Bayern

Foto: Ebrahim Noroozi / AP

Sieht so die Zukunft aus? Entsprechend fehlerbehaftet starteten die Gäste ins Spiel, die Abstimmung schien zu fehlen. Olise verdaddelte den Ball, Leipzigs Xavi Simons und Benjamin Šeško zauberten mit dem Außenrist, Ersatzkeeper Jonas Urbig rutschte weg (13.), 0:1. Manuel Neuer saß nach längerer Pause zumindest wieder auf der Bank, ob er seinem designierten Erben Urbig die Nachfolge als Nummer eins tatsächlich zutraut, ist nicht überliefert. Immerhin bei Lukas Klostermanns 2:0, als der Ex-Nationalspieler das Ohrläppchen an eine Freistoßflanke bekam, traf Urbig keine Schuld (39.).

 Designierter Erbe von Manuel Neuer

Jonas Urbig: Designierter Erbe von Manuel Neuer

Foto: Matthias Schrader / AP

Der Trend ist unaufhaltsam: Nach der Pause spielten die Bayern dann doch noch Fußball, von der leichten Leipziger Überlegenheit war nichts mehr übrig. Gerade nach der Hereinnahme von Kingsley Coman und Leon Goretzka nach einer Stunde ging es ganz schnell. Eric Dier per Kopf nach Ecke (62.) und Michael Olise (63.), der schlafmützige Leipziger nach Wiederanstoß bestrafte, stellten auf 2:2. Es passte zur Leipziger Formkurve: In Frankfurt war RB eine Woche zuvor noch 0:4 untergegangen, plötzlich schien sogar der Wiedereinzug in den Europapokal in Gefahr.

Save the date: Da es bei der Punkteteilung blieb, ist die Meisterschaft, in den Worten von Thomas Müller, ein »in-between-Ding«. Angesichts von neun Punkten Vorsprung und der deutlich besseren Tordifferenz ist den Münchnern der Titel wohl nur noch theoretisch zu nehmen. »Ich fühle mich ganz als Meister«, sagte Müller bei Sky. Aus dem Gefühl könnte bereits am Sonntag Realität werden, sollte Leverkusen nicht beim SC Freiburg (17.30 Uhr/Stream: DAZN) gewinnen. Als Rahmen wäre den Bayern aber wohl der kommende Samstag lieber, wenn es um 18.30 Uhr gegen Borussia Mönchengladbach geht. Dann könnte auch Harry Kane wieder mittun – der Engländer hatte in Leipzig mit einer Gelbsperre gefehlt, für Kane wäre es der erste Karrieretitel.

Chance vertan: Werder Bremen möchte noch unter die ersten Sechs der Liga, auf RB fehlten vor dem 32. Spieltag nur drei Punkte. Ein Sieg gegen Union Berlin hätte Punktgleichheit bedeutet. Dabei hatten die Köpenicker Werder schon im Vorfeld geärgert: Stammstürmer Oliver Burke wird die Bremer zum Saisonende verlassen und sich Union anschließen, soll in der Hauptstadt deutlich besser verdienen. Den Führungstreffer von Jens Stage leitete Burke mit einem fantastischen Tiefenlauf ein (2.), wenig später traf Stage gleich noch mal (15.). Dann wachte Union auf, Tom Rothe köpfte mit der ersten Berliner Chance den Anschluss (37.). László Bénes’ Kunstschuss zum 2:2 sorgte dafür, dass Werders Angriff auf Europa erst einmal abgeblasen ist (84.). Aber: Kommende Woche empfangen die Bremer Leipzig und könnten zumindest gleichziehen.

Kiezverbot: Um sagenhaft viel ging es beim Heimspiel des FC St. Pauli gegen den VfB Stuttgart nicht mehr. Die Hamburger konnten den Klassenerhalt rechnerisch fix machen, verpassten das aber, weil Siebe van der Heyden die Rote Karte sah (57.) und Stuttgarts Nick Woltemade sich nach einem verschossenen Handelfmeter (60.) mit einem späten Treffer rehabilitierte (88.) – zwar erneut vom Elfmeterpunkt, aber diesmal aus dem Spiel heraus. Das Spiel beendete St. Pauli zu neunt: Elfmeterkiller Nikola Vasilj zeigte Schiedsrichter Florian Exner im Weggehen den nach oben gereckten Daumen, nachdem dieser ihn wegen Meckerns verwarnt hatte. Exner verstand das als Respektlosigkeit, Vasilj die Welt nicht mehr. Vor den gellenden »Schieber«-Rufe am Millerntor konnte Exner auch seine bis dahin souveräne Spielleitung nicht retten.

Florian Exner zog den Ärger der St.-Pauli-Fans auf sich

Florian Exner zog den Ärger der St.-Pauli-Fans auf sich

Foto: Selim Sudheimer / Getty Images

Hoffe und Bangen: Das wildeste Spiel des Samstags fand in Gladbach statt. Die Borussia wollte eine Mini-Chance auf den Europapokal wahren, die TSG Hoffenheim sich der Abstiegssorgen final entledigen. Nichts davon gelang so richtig, faszinierend zu verfolgen war es trotzdem: Die Gladbacher Führung durch Abwehr-Reservist Fabio Chiarodia (5.), das 2:0 nach einem Solo von Rocco Reitz (32.). Die Hoffenheimer Comebacker, dank Arthur Chaves (43.) und Marius Bülter (54.) plötzlich gleichauf. Gladbachs 3:2, Franck Honorat am zweiten Pfosten (64.), dann die Hoffenheimer Führung, Adam Hložek (73.) und Haris Tabakovic (81.) mit dem Doppelschlag. Als wäre das nicht atemlos genug, stellte Tim Kleindienst mit seinem 16. Saisontor auf 4:4 (90.+1).

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