„Mehr wie sie und Partei wäre gerettet“: FDP-Vize Kubicki schwärmt von designierter SPD-Chefin Bas

vor 5 Stunden 1

Beim heute beginnenden SPD-Bundesparteitag in Berlin will sich Bärbel Bas neben Vizekanzler Lars Klingbeil zur SPD-Parteichefin wählen lassen. Der stellvertretende FDP-Vorsitzende Wolfgang Kubicki hat sich zuvor als Anhänger der Arbeitsministerin der schwarz-roten Bundesregierung präsentiert.

„Wenn mehr Sozialdemokraten so wären wie Bärbel Bas, wäre die Partei gerettet“, sagte Kubicki über die Kandidatin für den SPD-Vorsitz dem „Stern“. Die 57-Jährige und der Vize der aktuell nicht im Bundestag vertretenen Liberalen gehörten in der vergangenen Legislaturperiode beide dem Bundestagspräsidium an: Bas war Präsidentin des Parlaments, Kubicki gehörte zu ihren Stellvertretern. 

Wer Frau Bas schlecht behandelt, bekommt es mit mir zu tun.

Wolfgang Kubicki, stellvertretender FDP-Vorsitzender

Bas werde zwar keine große Rednerin mehr, aber sie sei verlässlich, gerade heraus, offen und geerdet, sagte der 73-Jährige. Er und sie hätten sich trotz politischer Unterschiede menschlich immer gut verstanden. „Wer Frau Bas schlecht behandelt, bekommt es mit mir zu tun.“ Es wird erwartet, dass Bas ein deutlich besseres Wahlergebnis einfährt als Klingbeil.

SPD-Fraktionschef Matthias Miersch wies vor der personellen Neubesetzung Vorwürfe zum Umgang seiner Partei mit Bas’ Vorgängerin Saskia Esken zurück. „Saskia Esken wurde nicht ins Abseits gedrängt“, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe und verwies auf Eskens Erfolge. Sie habe „Herausragendes“ für die SPD geleistet, Olaf Scholz’ Wahlsieg 2021 hätte es ohne sie nicht gegeben.

Saskia Esken hat unsere Partei geeint“, sagte Miersch weiter. Darum bleibe sie als Vorsitzende des für die Sozialdemokraten wichtigen Ausschusses für Bildung und Familie im Bundestag „mit an Bord“. Miersch reagierte mit seinen Äußerungen auf Kritik, die Partei sei ungleich mit den beiden Vorsitzenden umgegangen, die das Wahldebakel der SPD zu verantworten hatten. In der Doppelspitze der Partei muss die nach der Wahl teilweise scharf kritisierte Parteilinke Esken ihren Posten räumen.

Bas verärgert über Umgang mit Esken

Bas kritisierte den Umgang von Teilen der Partei mit Esken. Sie habe „unheimlich Respekt“ vor ihrer Vorgängerin, sagte Bas dem „Stern“. Es ärgere sie, wie manche mit ihr umgegangen seien. „Das könnte auf mich auch zukommen“, sagte die 57-Jährige. 

Bärbel Bas und Saskia Esken sprechen bei einer SPD-Fraktionssitzung miteinander.

© Imago/Bernd Elmenthaler

Weiter sagte Bas, wenn Esken noch einmal für den Parteivorsitz angetreten wäre, hätte sie nicht gegen sie kandidiert. Sie gehe inhaltlichen Konflikten nicht aus dem Weg. „Aber ich weiß, welche Verletzungen so ein persönlicher Konflikt hinterlässt. Das ist es mir nicht wert.“ Bas ist erst die dritte Frau an der Spitze der SPD nach Andrea Nahles und Saskia Esken. Beide Vorgängerinnen hatten auch unter erheblichem Druck aus der Partei ihr Amt aufgegeben.

Die Art, wie Häme über mich ausgekübelt worden ist, war unverhältnismäßig und würdelos.

Saskia Esken, ehemalige SPD-Co-Chefin

Auch Esken selbst kritisierte den öffentlichen Umgang mit ihrer Person sowie den Umgang generell mit Frauen in Spitzenämtern. „Ich habe sicher Fehler gemacht“, sagte die Ex-SPD-Chefin der „Stuttgarter Zeitung“ und den „Stuttgarter Nachrichten“ vom Freitag. Sie nehme „gern Kritik an – wenn sie im persönlichen Gespräch geäußert“ werde. „Aber die Art, wie Häme über mich ausgekübelt worden ist, war unverhältnismäßig und würdelos.“

Zu den Tagen und Wochen, in denen in der SPD und in der Öffentlichkeit über ihre Zukunft diskutiert wurde, sagte Esken: „Vieles von dem, was aus den eigenen Reihen, aber auch von draußen als Anmerkungen kam, habe ich als ungerecht empfunden.“ Das Geschehene sage „mindestens im Stil mehr über die aus“, die etwas über sie gesagt hätten, als über sie selbst. Sie fügte hinzu: „Ich habe damit abgeschlossen.“ 

Eine Frau an der Spitze löse bei vielen noch immer eine Irritation aus, „nicht nur in der SPD“, betonte Esken. „Frauen in politischen Führungspositionen werden härter beurteilt als Männer – und oft nach irrelevanten Kriterien“, betonte sie. Niemand habe sich für die Frisur ihrer Ko-Parteichefs Norbert Walter-Borjans oder Klingbeil interessiert. „Wenn Männer sich durchsetzen, gelten sie als Macher.“ Frauen hingegen werde „das Image als Zicke oder Eiskönigin angehängt“.

Sie halte aber nichts davon, sich ewig zu grämen. „Das bringt nichts und deswegen lasse ich es auch.“ Mit Blick auf ihre Zeit als SPD-Vorsitzende stellte Esken fest: „Ich bereue nichts.“ (lem)

Gesamten Artikel lesen