Lufthansa: Passagier soll Mitreisende verletzt haben – abgebrochener Flug von Chicago nach Frankfurt

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Doch das, was sich am vergangenen Samstag an Bord der Maschine ereignete, war nach SPIEGEL-Informationen wohl dramatischer als bisher bekannt.

Demnach soll sich ein Passagier auffällig verhalten und um sich geschlagen haben. Ein Flugbegleiter wurde von ihm am Ohr getroffen, als er versuchte, den Mann zu bändigen. Schließlich soll der »unruly Passenger«, wie solche Personen in der Luftfahrt genannt werden, mit einer Gabel herumgefuchtelt und dabei zwei Passagiere verletzt haben. Zudem habe er »Allahu Akbar« und das Wort »Hijack« (Entführung) gerufen. Immer wieder habe er seine Arme nach vorn gestreckt, als wolle er sich fixieren lassen, was aber zunächst nicht klappte. Schließlich gelang es, den Mann zu überwältigen.

Die Cockpit-Crew meldete sich in der Zentrale der Lufthansa in Deutschland über ein Satellitentelefon, um die Lage dringlich zu schildern. Offenbar entschied sich die Crew angesichts der bereits eskalierten Lage für diesen Weg, statt wie sonst üblich zunächst Textnachrichten zu senden. Das Flugzeug kehrte schließlich um und landete in Boston. Dort wurde der Mann festgenommen.

Es soll sich beim Mann um einen 28-jährigen Inder handeln, wie die »Washington Post« berichtet. Die Zeitung schreibt, der Reisende habe im Flugzeug mit seinen Fingern zudem eine imaginäre Pistole geformt, deren Lauf er in seinen Mund geführt habe. Die Zeitung beruft sich dabei auf einen Polizeibericht. Dem Fluggast droht nun eine Haftstrafe von bis zu zehn Jahren.

Lufthansa bestätigt auf Anfrage den Vorfall an Bord der Maschine. Viele Airlines beklagen eine zunehmende Zahl solcher Ausraster bei Passagieren. »Möglicherweise hängt das auch damit zusammen, dass immer mehr Fluggäste Medikamente einnehmen, wenn sie an Bord sind«, sagte der Sicherheitsexperte einer großen Fluggesellschaft dem SPIEGEL. Die »Washington Post« berichtet, dass die US-Flugaufsicht FAA in diesem Jahr bereits 1205 »unruly Passengers« registriert habe.

Die Passagiere und die Besatzung an Bord des Lufthansa-Flugs waren nach dem Ereignis offenbar geschockt. Für 362 Gäste ging der Flug nicht weiter. Nach Angaben der Lufthansa wurden Hotelübernachtungen organisiert, die Reisenden mussten auf andere Maschinen umgebucht werden. Die Lufthansa bot auch psychologische Hilfe an.

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